Addio Caltagirone
Auf Weiterreise
Der Möglichkeiten sind mehrere, abhängig von der verfügbaren Zeit, den Interessenschwerpunkten, vom Wetter und der möglicherweise hereinbrechenden Nacht ...
Über Gela
Auf dem ersten und zweiten Blick eine nichtssagende Industriestadt. Ölraffinerien, chemische und petrochemische Industrie machen sie nicht gerade anziehender. Die Schlote deuten darauf hin, dass seit den fünfziger Jahren im Meer vor Gela Erdöl- und Erdgasfelder ausgebeutet werden. Schwer vorstellbar, dass die 690 v.Chr. gegründetet Stadt einmal zu großer Blüte gelangt war, bevor die Karthager 405 v.Chr. wieder alles kurz und klein schlugen. Gela sollte sich nie mehr so recht erholen, bis 1233 Kaiser Friedrich II. unter dem Namen Terranova einen Neuanfang wagte. 1928 wurde Terranova dann wieder in Gela umbenannt, dreißig Jahre später begann die industrielle Entwicklung der Provinzstadt.
Einzig von Belang: das Archäologische Museum (s. »Umgebung von Agrigent«).
Nach Syrakus über Ragusa, Módica und Noto
Auf dieser Route passiert man einige reizvolle Städte, braucht aber etwas mehr Zeit. Jeder Ortschaft ist im Folgenden ein eigenes Kapitel gewidmet, so dass wir uns an dieser Stelle kurz fassen.
Nach Syrakus über Grammichele, Vizzini und Palazzolo Acreide
Weniger zeitaufwendige Strecke (allerdings braucht man dennoch gute vier bis fünf Stunden von Caltagirone nach Syrakus) durch die Monti Iblei, eine rauhe Berglandschaft, die lange Zeit als Zuflucht vor Eroberern diente. Ganze Wälder von Kaktusfeigen säumen die engen und gewundenen Sträßchen, die ihrerseits durch adlerhorstartige Ortschaften führen.
Grammichele: 15 km östlich von Caltagirone; dem Wiederaufbauwillen der Bevölkerung haben wir es zu verdanken, dass die Ortschaft nach dem verheerenden Erdbeben von 1693 im regelmäßigen Sechseckschema wiedererstand. Im Herzen der geometrisch verlaufenden Straßen bildet die Piazza wiederum ein Sechseck. Sehenswert dort die Circoli der alten Männer, die sich zu einer Art Ältestenrat zusammenfinden.
Vizzini: rund 30 km von Caltagirone; das Nest, von verderblichen Auswirkungen des Fremdenverkehrs noch gänzlich unbeleckt, klammert sich an eine mächtige Felskuppe.
Palazzolo Acreide (Vorwahl: 0931): von der Landwirtschaft geprägter Flecken mit 10.000 Einwohnern, wo sich seit dem 18. Jahrhundert kaum etwas verändert hat. Palazzolo Acreide lebt noch im Rhythmus des Glockengeläuts seiner zahlreichen Kirchen friedlich in den Tag hinein: San Paolo z.B., aus dem 18. Jahrhundert, an der Piazza Roma, oder die Chiesa San Sebastiano, die wegen ihrer Säulenfassade mit korinthischen Kapitellen etwas Besonderes darstellt; zu finden im Herzen der Altstadt, an der Piazza Popolo. Letztere ist beliebter Treffpunkt der Alten, nachdem sie im »Hauptquartier« vis-à-vis ihren Kaffee getrunken haben. Patronatsfest am 10. August.
Sehenswertes
Folkloreliebhaber dürfte das Volkskundemuseum La Casa Museo A. Ucello, in der Via Macchiavelli 19, einer kleinen Seitenstraße der Via Carlo Alberto, anziehen: ein Sammler aus der Umgebung hat dort Exponate aller Art zusammengetragen. T. 88 14 89; täglich von 9-13h geöffnet.
Die Ruinen der antiken griechischen Stadt Akrai lohnen allemal einen kleinen Schlenker: am Ortsausgang, an der Via Teatro Greco. Zutritt von 9h bis eine Stunde vor Sonnenuntergang. Das griechische Theater aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert wurde zu römischer Zeit umgestaltet. Unmittelbar dahinter zwei eindrucksvolle Latomiae (Steingruben) aus der griechischen Epoche, die in der Folge von den Byzantinern als Katakomben genutzt wurden. In einer der beiden sind Reliefs aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert erhalten, die ein Totenmahl zeigen. In der Mitte ist der Priester zu erkennen, links stehen die Diener. Die Wärter am Eingang der Stätte warten nur darauf, uns die Szene erläutern zu dürfen. Sich auch die Santoni zeigen lassen, zwölf eigenartige Skulpturen, die drei Jahrhunderte vor Christi Geburt fünfzehn Gehminuten von der Ausgrabungsstätte entfernt in den Fels gemeißelt wurden. Alles in allem eine schöne Gegend abseits der bekannten Trampelpfade. Von der Strada panoramica gewinnt man eine gute Übersicht.
Wo sein müdes Haupt betten?
Campeggio Villaggio La Torre: Via Filisto, Ronco II 21, T. 326 94, 88 21 71 oder 88 33 22. Von März bis September in Betrieb. Zwei Kilometer vom Ortsausgang Richtung Palazzolo Acreide. Reisende ohne eigenen fahrbaren Untersatz können am Zeltplatz anrufen und sich abholen lassen. Wunderschöne Lage in einem Kiefernwald abseits der Häuser. Im August jedoch überfüllt und verdreckt. Ferienhäuser in Massivbauweise, recht billig, wenn man zu viert eines mietet. Die angebotenen Zimmer finden wir dagegen überteuert im Verhältnis zum Komfort. Schwimmbadbenutzung gegen Gebühr, Restaurant vorhanden. Angenehmes Plätzchen zu Beginn der Ferienzeit.
Was Besonderers
Hotel Senatore: Largo Senatore Italia, T. 88 15 32, Fax: 88 34 44. Zehn Minuten von der Ortsmitte, das einzige Hotel weit und breit. Die Zimmer bieten genügend Platz und sind mit allen Bequemlichkeiten ausgestattet. Restaurant im Hause. Freundliche Aufnahme. Am besten schon von zu Hause oder unterwegs aus buchen.
Nekropole von Pantálica: 32 km nordöstlich von Palazzolo Acreide. Fünftausend Felsengräber schweben hier gleichsam über wildromantischen, bewaldeten Schluchten. Diese Zahl ist bereits ein Hinweis auf die Macht der Stadt Hybla in der Zeit vom 13. bis 8. Jahrhundert v.Chr. Eine ganz außergewöhnliche Stätte, wohin sich nur selten Touristen verirren. Ddie wenigen, die´s trotzdem tun, haben sicher alle so einen komischen Reiseführer vor der Nase.
Wie hinkommen?
Von Syrakus aus am Platz vor der Post in den Bus klettern und in Ferla wieder aussteigen. Die restlichen zwölf Kilometer zu Fuß zurücklegen. Da unterwegs weder Pommesbude noch Biergarten anzutreffen sind, für genügend Vorräte in fester und flüssiger Form sorgen. Anhalter werden aber bereitwillig mitgenommen - in einem Land wie Italien hat man Verständnis für fußfaule Zeitgenossen. Von Ferla marschiert man bis zum Ende der Straße mitten in der Wildnis. Dann am Fußpfad entlang der Schlucht nach unten folgen. Dort findet man ein Flußbett, an dem Papyrus und Oleander wachsen. Größere Becken gestatten jenen, die kaltes Wasser nicht fürchten, ein erfrischendes Bad.
Nach Syrakus über Catania
Geeignete Strecke für die ganz Eiligen oder Nachtfahrer. Den Straßenkarten keinen Glauben schenken: die längste Route ist nicht unbedingt die langsamste. Diese hier nimmt zwei bis drei Stunden in Anspruch - je nach Verkehr. Wenige Kilometer vor Catania stößt man wieder auf die Straße nach Syrakus.