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Sklaverei

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Die Macht der Römer

Die Gralshüter der Sklaverei

Brot und Spiele

Die römische Expansion im Mittelmeerraum kam in volle Fahrt. Zur Erinnerung: zu Beginn des 3. Jhs v.Chr. erstreckte sich das römische Herrschaftsgebiet von der Poebene bis zum Ionischen Meer. Innerhalb von vier Jahrzehnten gewann Rom Makedonien, Kleinasien, Nordafrika und Spanien als neue Provinzen dazu. Auf Sizilien herrschen zunächst ein Prätor und zwei Quästoren: der eine nahm seinen Sitz für Ostsizilien in Syrakus, der andere, zuständig für den Westen, in Lilibeo (Marsala). Der römische Ausdehnungsdrang entsprang in Wirklichkeit einer inhärenten wirtschaftlichen Notwendigkeit (wenn schon Fremdwörter, dann doch nur schöne, oder?), eine Folge dessen, was Rom erst groß machte: die Sklavenarbeit.

Wie konnte es sein, dass ein derart mächtiges Reich später unter dem Ansturm einiger Germanenhorden zerbrach? Tatsache ist, dass die Römer einfach immer neue Sklaven, sprich Territorien, erobern mußten, um Nachschub für die, welche sie durch allgemeine Bautätigkeit, Straßenbau, Bewirtschaftung ihrer Ländereien »verschlissen« hatten, heranzuschaffen, also durch Krieg, durch Gewalt, die der ganzen Gesellschaft einen kriegerischen Stempel aufdrückten. Demnach herrschte also ein innerer Zwang zur Ausdehnung.

Dass ein derartiges Riesengebilde, vom Hadrianswall an der südschottischen Grenze bis in die Sahara, von Portugal bis nach Kleinasien hinein, bestehend aus zig Völkerschaften, verschiedenen Klimazonen, widerstreitenden Interessen, allen möglichen auseinanderdriftenden Kräften, wo jeder Provinzfürst fern von Rom in Versuchung geriet, sein eigenes Süppchen kochen zu wollen usw., ohne moderne Nachrichtenmittel, ohne Möglichkeiten des raschen Eingreifens, eines Tages nicht mehr zu beherrschen war, wird jedem einleuchten.

Der Aufwand, alle eroberten Völker unter der Knute zu halten, war gewaltig und sprengte alle damaligen Möglichkeiten. Die Sklaverei wurde immer aufgrund innerer wirtschaftlicher Widersprüche aufgehoben oder bewirkte den Verfall der Sklavenhaltergesellschaften.
Fazit: genau das, was Roms Größe erst ermöglichte, die Sklaverei nämlich, barg auch schon gleich den Keim für seinen Untergang. Der Historiker Paul Kennedy würde diesen Zustand wohl sinngemäß zur ebenfalls untergegangenen UdSSR »imperiale Überdehnung« nennen (»Aufstieg und Fall der großen Mächte«, ferner lesenswert: »In Vorbereitung auf das 21. Jahrhundert«, beide bei S. Fischer).

Drei weitere schädliche Folgen der Sklaverei sind zu nennen:

  • der Verfall handwerklicher, landwirtschaftlicher oder anderer nützlicher Fähigkeiten und Kenntnisse zu Tätigkeiten, welche die Römer nunmehr als unter ihrer Würde erachteten. Daraus ergibt sich der zweite Punkt:
  • die Verachtung manueller Arbeit, ein Stachel, den die römische Gesellschaft tief in unserer westlichen Gesellschaft hinterließ. Zum dritten nun
  • die Herausbildung eines Lumpenproletariats aus entwurzelten, durch Konzentration des Landes in der Hand weniger oder Sklavenarbeit von ihren Parzellen vertriebenen Bauern, Handwerkern usw., die nur durch Brot und Spiele ruhig zu halten waren. Ein waschechter Römer war demzufolge möglichst in Militär, Verwaltung, den Wissenschaften oder den Künsten tätig.

    Rom beutete seine neue Provinz Sicilia rücksichtslos als Getreidelieferanten aus. Ökonomisch verheerend wirkte sich das Ungleichgewicht zwischen riesigen Besitztümern und einem anschwellenden Proletariat aus.

    Sklavenkriege erschütterten die Insel von 136-132 und von 104-101, so dass Kaiser Augustus seine liebe Not hatte, die einst blühende Provinz und Kornkammer Roms wieder zu befrieden. Erst zu diesem Zeitpunkt beginnt die Latinisierung von Sprache und Institutionen zu greifen. Die Menschen ziehen vom Land in die Städte, gründen kleine und mittlere Zentren: davon profitieren Catania, Syrakus, Noto, Morgantina, Halaesa, Taormina, Tindari, Palermo, Solunt, Termini Imerese, Segesta, Marsala und Centuripe. Die Blüte der Städte darf uns aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sizilien während der ersten Jahrhunderte römischer Herrschaft immer noch dem Geiste hellenistischer Kultur verhaftet war.