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Vom State House ...

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Boston: Sehenswertes

Freedom Trail – erste Etappe

The Freedom Trail (Weg der Freiheit): in Boston läßt man sich einiges einfallen. Um das historische Viertel zu erkunden, braucht man nur der roten, 4 km langen Linie zu folgen (aufgemalt oder in rotem Backstein geflastert), die auf dem Gehweg vor dem Verkehrsamt (Tremont Street, Ecke Park Street) ihren Anfang nimmt. Dieser Weg tangiert alle für die amerikanische Unabhängigkeit bedeutsamen Orte. Man sollte sich unbedingt die Broschüre »Freedom Trail« von C. Bahne besorgen. Hier die wichtigsten Etappen:

– Massachusetts State House: Baujahr 1795. Von weitem an seiner vergoldeten Kuppel zu erkennen. Montags bis freitags von 10-16h geöffnet; Zugang über die Beacon Street. Die Führung dauert rund eine Dreiviertelstunde. Einer der ersten Besucher war der Westernheld und spätere Kongreßabgeordnete David Crockett, der beim Anblick des großen getrockneten Kabeljaus, der als Symbol für die bedeutende Rolle des Fischfangs für das Land im Versammlungssaal hängt, in Ekstase geriet. Er gab zu, dass er selbst Bärentatzen in seiner Hütte aufbewahre!

In den Archiven des Hauses befinden sich zwei Handschriften von unschätzbarem Wert: die History of the Plymouth Plantation, verfaßt vom Gouverneur der Kolonie zu Beginn des 17. Jhs., und die Verfassung von 1780.

– Park Street Church: errichtet 1809. Der Öffentlichkeit nur von Juli bis August zugänglich, jeweils von 9-15.30h; Sonntag und Montag geschlossen. In der Kirche haben sich einige bedeutsame Begebenheiten abgespielt: 1826, die Schaffung der ersten Anti-Alkohol-Liga. Motto: ein Glas genügt ... Die erste öffentliche Rede gegen die Sklaverei: gehalten am 4. Juli 1829. Der Redner hatte mit »Ich werde gehört werden« begonnen, was zu Anfang überhaupt nicht sicher war! 1831, am 4. Juli, ertönte zum ersten Mal die Melodie der amerikanischen Nationalhymne auf den Stufen dieser Kirche.

– Granary Burying Ground: Tremont Street. Fünf Minuten von der Park Street Church entfernt. 1660 eröffneter Friedhof. Auf einigen Dutzend Quadratmetern, eine beachtliche Ansammlung berühmter Persönlichkeiten: die Opfer des Massakers von 1770, drei Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, neun Gouverneure von Massachusetts, die Eltern Benjamin Franklins, Paul Revere, Peter Faneuil. Letzterer verfügte über einen Namen hugenottischer Abstammung, der für den Durchschnitts-Angelsachsen nur schwer über die Lippen zu bringen war. Auch der Steinmetz, der seinen Namen in den Stein geschlagen hat, schrieb ihn zunächst so, wie er ihn verstanden hatte: »P. FUNAL«!

Hinten rechts findet man die letzte Ruhestätte einer gewissen Mother Goose, berühmt dafür, zehn eigene Kinder großgezogen zu haben; zusätzlich zu den zehn Kindern ihres Mannes aus erster Ehe und aller Enkelkinder ... bis ins stolze Alter von 92 Jahren! Man schreibt ihr eine gewisse Anzahl von Kinderliedern zu, bekannt unter dem Namen »Mother Goose´s Melodies«. Auch eine ganze Bande von Eichhörnchen scheint sich hier wie zu Hause zu fühlen.

– King´s Chapel und Friedhof: Tremont, Ecke School Street, der Standort der ersten anglikanischen Kirche in den USA. Eine Anekdote: der König von England wünschte in Boston eine anglikanische Gemeinde zu gründen und suchte zu diesem Zweck ein Gelände in der Innenstadt. Er fand nicht einen einzigen Quadratmeter; die Puritaner hatten England ja gerade verlassen, um der anglikanischen Kirche zu entfliehen. Es war also klar, dass sie es ihm nicht leicht machen würden. Der König beschlagnahmte daraufhin einfach eine Ecke des Friedhofs; mit dem Argument, dass die Toten gewiß nicht protestieren würden. Das heutige Gebäude erhebt sich an der Stelle der Holzkirche aus dem Jahre 1754.

Nebenbei bemerkt: um den Gottesdienst während der vierjährigen Bauzeit der Granitkapelle nicht zu stören, baute man um den Holzbau herum und brauchte diesen nach Fertigstellung nur noch abzureißen. Architektur und Schmuckformen sind durchaus sehenswert. Man achte auf die Pews, geschlossene Kirchenstühle, welche die Gläubigen vor den Unbilden des Winters schützen sollten; wir weisen besonders auf die Governor´s Pew hin, den Kirchenstuhl für den Gouverneur, der von den Gouverneuren, dann vom König und schließlich 1789 auch von Washington im Rahmen seines offiziellen Besuchs benutzt wurde. 1826 wurde er als schändliches Symbol der Vergangenheit zerstört, zu Beginn des Jahrhunderts aber wiederhergestellt.

Zu bestaunen gibt´s auch die älteste geschnitzte Kanzel des Landes, Anno 1717. Der angrenzende Friedhof aus dem Jahr 1630 ist der älteste der Stadt. Ganz in der Nähe des Eingangs das meisterhaft skulptierte Grab von Joseph Tapping. Die glatte Grabplatte des ersten Gouverneurs von Boston, John Wintrop, dient heute häufig Friedhofsbesuchern als Ruheplätzchen. In der Mitte das Grab von Mary Chilton. Sie verließ in Plymouth als erste Person die Mayflower. Und schließlich, auf der Seite der Kirche, das Grab der Elizabeth Pain, deren Lebensgeschichte den amerikanischen Romancier Nathaniel Hawthorne inspirierte und die in seinem Roman »The Scarlet Letter« die Heldin namens Hester personifiziert. Das Buch wurde von Wim Wenders unter dem Namen »Der Scharlachrote Buchstabe« verfilmt. Der Friedhof kann seit langem nicht mehr belegt werden. Nur wer einen hier begrabenen Vorfahren aufweist, kann sich auch heute noch dort zur Ruhe betten lassen. Da dies recht selten der Fall ist, sind hier inzwischen jede Menge Eichhörnchen heimisch geworden.

– In der School Street wurde im Jahre 1635 die erste Schule der USA, die »Boston Latin School«, errichtet. Ein kleines Stück weiter unten die Statue eines ihrer berühmten Schüler: Benjamin Franklin. Hinter der Statue erhebt sich das ehemalige Rathaus, 1864 im Stil der damaligen Zeit gestaltet, worin heute ein Restaurant untergebracht ist.

– Old Corner Book Store: an der Ecke der School und der Washington Street. Gehört zu den ältesten Gebäuden in Boston, Jahrgang 1712. Alle großen Schriftsteller kauften hier einst ihre Bücher: Longfellow, Emerson, Hawthorne und Dickens, wenn auch nur auf der Durchreise. Traditionsgemäß auch heute noch ein Buchladen mit umfangreicher Reiseliteraturabteilung.