Bomarzo & Tarquinia
Bomarzo und Tarquinia
Rund hundert Kilometer nördlich von Rom, zwischen Viterbo und Orte. Mehrere Busse verkehren täglich zwischen beiden Städten mit Halt in Bomarzo. Dieses Nest erlangte dank seines »Geisterparks« Berühmtheit. Ein gewisser Baron Orsini, von dem weiter nichts bekundet ist, als dass er Ende des 16. Jahrhunderts lebte, ließ in seinem Park in die hervorspringenden Felsen absonderliche Gestalten meißeln: Nymphen, Drachen, Riesen und seltsames Getier. Während man durch das Musental schlendert, begegnen einem ein Riese, der einen Kollegen an den Beinen hält, eine Riesenschildkröte, ein schiefes Haus, unzählige anonyme Gottheiten, ein Elefant, der mit seinem Rüssel einen römischen Offizier umwickelt usw. All das hat schon etwas Faszinierendes: die Fontäne, von der ein Pegasus sich in die Lüfte schwingt, die Sirenen mit dreifachem Schwanz, der aufgerissene Rachen, der die Parkbesucher zu verschlingen droht. Es erwartet uns ein Spaziergang der tausend Wunder, wo sich das Grausige und das Schöne mischen, ein Gruselkabinett in freier Natur. Auch die Erotik einiger Figuren finden wir frappierend.
Wahrscheinlich steckt hinter all diesen Figuren und Konstruktionen eine geheime Bedeutung, und die Deutungsversuche der Fachleute sind so vielfältig wie widersprüchlich. Handelt es sich um Bilderrätsel? Oder sollte der Baron versucht haben, die Rätsel der Welt zu dechiffrieren, um uns eine symbolische Weltgeschichte präsentieren zu können? Oder war es ganz einfach der Wunsch eines Künstlers, die herumliegenden Felsen dem Zufall und seiner Inspiration folgend zu modellieren? Möglich wäre alles. Verständlich ist jedenfalls, dass die Surrealisten unter den ersten waren, die sich für diesen wundersamen Garten begeisterten, wo die Natur ihr Gesicht verändert und ein unbekanntes Universum hervortreten läßt. Schade nur, dass das alles von Jahr zu Jahr mehr verfällt.
Tarquinia
Auch eine Burgstadt, deren mittelalterliche Viertel und Renaissancepaläste sich an einen Hügel krallen. Ungefähr hundert Kilometer nordwestlich von Rom, fast an der Küste (Lido di Tarquinia). Dereinst die größte aller Etruskerstädte.
Glaubt man der Legende, so wurde die Stadt schon im 13. oder 12. Jahrhundert v.Chr. gegründet. Der Name der etruskischen Könige Roms (Tarquinier) bezeugt recht anschaulich, was für eine Bedeutung Tarquina gehabt haben muß.
Zahlreiche Bauwerke, die es während eines Spazierganges zu entdecken gilt. Zwei Dinge sollte man dabei nicht auslassen: das Museo Nazionale Tarquiniese und die etruskische Nekropole.
Essen & trinken
Trattoria Ancodioro: am Rathausplatz, wo auch ein hübscher Brunnen als Blickfang dient. Schmackhafte Gerichte und freundlicher Empfang. Mittlere Preislage.
Sehenswert
Museo Nazionale Tarquiniese: eines der eindruckvollsten Museen für etruskische Kunst, angesiedelt im Palazzo Vitelleschi, der zwischen 1436 und 1439 erbaut wurde und einen hübschen Hof aufweist. Im Inneren Sarkophage, Skulpturen und Keramikgegenstände sowie Nachbildungen etruskischer Grabstätten mit originaler Malerei. Als Clou des Museums gilt das Hochrelief der beiden geflügelten Pferde vom Ende des 4. oder Anfang des 3. Jahrhunderts v.Chr., das vom Giebel des Tarquiniatempels stammt.
Etruskische Nekropole: theoretisch von 9-19h geöffnet. Zwecks Besichtigung wende man sich an das Museumspersonal. Die Nekropole liegt einige Kilometer außerhalb und nimmt eine Fläche von fünf Quadratkilometern ein. Auf dem ersten Blick erkennt man erst mal gar nichts oder zumindest wenig: die Grabkammern sind nämlich in den Boden eingegraben (daher der Name); um diese verblüffenden Zeugnisse etruskischer Kultur zu Gesicht zu bekommen, ist es daher notwendig, sich unter Tage zu begeben. Zahlreiche Gräber sind mit abwechslungsreichen Malereien verziert: die Bilder erzählen uns von Jagd, Fischfang, Spielen, Pferderennen, Totenmahl, Kulthandlungen usw. Diese Malereien liefern wertvolle Hinweise über das Leben und den Tod des geheimnisvollen Volkes der Etrusker, deren östliche Abstammung bis heute nur eine Hypothese ist. Die Besichtigung ist nur im Rahmen einer Führung möglich. In der Regel werden die Gräber des 6. und 5. Jahrhunderts v.Chr. erläutert, darunter die stattlichsten der Nekropole: die elegante Gruft des Barons, die Leopardengruft, an deren Rückwand zwei Leoparden zu erkennen sind nebst einer Festmahlszene, die Löwinnengruft, in der Raubkatzen abgebildet sind, die eher wie Panther aussehen, die Jagdgruft und die Fischereigruft mit Jagd- und Fischerei-, aber auch Bankettszenen.