Tipps für Sparfüchse
Hinweise für Spielernaturen
Wer seinen Fuß noch nie in ein Spielkasino gesetzt hat, hat keinen Grund, in Panik auszubrechen: das populärste Spiel in LV ist jenes an der Slot machine, der man den treffenden Beinamen »einarmiger Bandit« (one arm bandit) verliehen hat. So ein Ding ist verblüffend einfach zu bedienen (komplizierte Regeln hätte in den USA ja eh keine Überlebenschance): Geldmünze einwerfen und auf einen Knopf drücken dass einem hinterher vom vielen Ziehen am Griff nicht die Knochen wehtun. Guter Rat: sich mit Maschinen für 25 c zufriedengeben, bei 1 $ ruiniert man sich im Nullkommanichts. Seltener zu finden sind auch einarmige Banditen für 10, 5 und sogar nur 1 c Einsatz.
Weiß der Teufel, ob die Maschinen manipuliert sind oder woran es liegt: nicht selten gewinnt man eine Handvoll Münzen, sobald man das erstbeste Kasino betreten hat, was natürlich zum Weiterspielen reizt. Ein gesundes Mißtrauen ist auch hier geboten: nachdem man mehrere Male in Folge eine kleine Summe herausgeholt hat, die natürlich umgehend reinvestiert wurde und verloren gegangen ist, glaubt man sich in einer Glückssträhne. Schwupps, schon wird ein erster Geldschein gegen Münzen gewechselt. Nach kürzester Zeit steht man wie ein gerupftes Huhn da, bereichert einzig und allein um die Erkenntnis, dass die Kasinos nicht ohne Grund im Geld schwimmen. Die wahre Spielerkunst besteht also darin, im richtigen Augenblick aufzuhören: ob nach dem Verlust einer kleineren, im voraus festgelegten Summe, die man guten Gewissens opfern kann, oder sofort nachdem man glücklich eine Stange Münzen auf einen Schlag gewonnen hat.
Die übrigen Kasinospiele wenden sich eher an Kenner ihres Fachs und erfordern schon größere Investitionen: Roulette, Craps, Black Jack und sogar eine Art Toto-Lotto, wobei auf mit Bildschirmen gepflasterten Wänden die Spiele übertragen werden.
Nicht schlecht scheint das Hotel selbst zu sein. Große, saubere und komfortable Zimmer, Badezimmer mit runder Wanne, Pool im fünften Stock, Panoramaaufzug.
Reich werden, ohne den Jackpot zu sprengen ...
... kann man beispielsweise durch kräftiges Prozessieren. Das ist einträglicher als jede Lotterie. »I sue you!« (»Ich verklage Sie«) ist zur schlimmsten Drohung geworden, die man einem Amerikaner ins Gesicht werfen kann. Anwälte werden häufig nach Erfolg bezahlt, nehmen im Erfolgsfall bis zu 40 % der Entschädigung, und die Kläger gehen anders als bei uns kein Risiko ein, auf Prozeßkosten sitzenzubleiben. Dass sich daran nichts ändert, dafür wird die Anwaltslobby in Kongreß und Senat sorgen.
McDonalds mußte der einundachtzigjährigen Stella Liebeck aus Albuquerque 2,9 Mill. Dollar Schmerzensgeld zahlen, weil sie angeblich Verbrühungen dritten Grades durch zu heißen Kaffee erlitten hatte. Nach dem Kauf hatte sie sich ins Auto gesetzt und den Becher zwischen die Beine geklemmt, um den Plastikdeckel zu entfernen. Dabei vergoß sie den Kaffee und zog sich besagte Verbrennungen zu. Nun brüht McDonald Kaffee nicht heißer auf als seine Konkurrenten auch, nämlich mit 80-85 Grad. Kommentar der Oma: »Ich verdiene diese Summe«.
Fünfzig Millionen Dollar Schadenersatz werden von einer Zweiundzwanzigjährigen von der Schnellimbißkette Wendy wegen einer Maus in der Bohnensuppe gefordert. Sie will angeblich den abgetrennten Kopf des Tieres fast verschluckt haben. Nur mit einem Schlag auf den Rücken habe ihr Freund verhindert, dass sie den Kopf hinunterschluckte. Sie sei in Ohnmacht gefallen und in ein Krankenhaus gebracht worden, wo man den Mausekopf fotografiert habe. Ein Sprecher der Imbißkette sprach von Betrug. Die Reste der Bohnensuppe seien nach dem Vorfall in einem unabhängigen Labor untersucht worden, ohne dass Spuren einer Maus gefunden worden seien.
Die Anwaltskanzlei Baker & McKenzie muß als Arbeitgeber eine Sekretärin, Rena Weeks, die nur zwei Monate in der Firma gearbeitet hatte, mit 6,9 Millionen Dollar Schmerzensgeld für sexuelle Belästigung durch ihren Vorgesetzten entschädigen. Der Bösewicht selbst, der Bonbons in ihre Blusentasche geworfen und dann ihre Brust berührt habe, hat 225.000 Dollar zu berappen. Geklagt worden war »nur« auf rund zwei Drittel der Summe, aber amerikanisches Prozeßrecht kennt »verschärften Schadenersatz« (punitive damage), der sich nach den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Beklagten und nicht nach dem tatsächlichen Schaden bemißt. Letzteren bewertete das Gericht bei Frau Weeks auf 50.000 $, aber die Entschädigung betrug zehn Prozent des Jahresgewinns.
Einer anderen Angestellten, diesmal bei Safway, wurden 1996 3,45 Millionen Dollar zugesprochen, während anzügliche Bemerkungen einer Paula Smith, ehemalige Angestellte von Tiffany , immerhin eine halbe Million Dollar eintrugen.
Noch eine (makabre) Geschichte: 1995 fand ein Prozeß statt;, bei dem einem Hersteller von Elektroartikeln dazu verdonnert wurde, einem Mann, der seinen Hund in der Mikrowelle hatte trocknen wollen, Schadenersatz zu leisten. In der Gebrauchsanweisung habe ein warnender Hinweis gefehlt.
»Fun Books«
Eine wunderbare Einrichtung für Reisende, die zwar keine Mäuse mehr in der Tasche haben, sich aber trotzdem amüsieren möchten, sind diese Gutscheinhefte (Fun Books), mit denen man häufig kostenlos oder zum halben Preis in den Kasinos Getränke, Frühstück und sogar play tokens, Spielmarken, bekommt. Letztere besitzen zwar keinen Tauschwert, werden aber von den Spielautomaten mit dem passenden Spitznamen One Arm Bandit (einarmiger Bandit) gierig verschlungen. Schließlich wären noch die Pizzas und kompletten Mahlzeiten zum halben Preis zu nennen.
Man fand Fun Books an Haltestellen der Greylines sowie an Tankstellen. Auch in einigen Hotels lagen zahlreiche Exemplare am Empfang aus. Heutzutage machen sie sich aber rarer und sind oft nur noch von Hotelgästen zu bekommen. Ferner wird es einem immer mehr erschwert, die Dinger einzulösen.
Die Kasinos in der Stadtmitte bieten mittlerweile äußerst attraktive Gutscheine, um Kundschaft aus den Kasinos am Strip abzuwerben, so dass man in vielen Kasinos All you can eat für rund 6 $, mittags für 3,50 $, oder mit Gutscheinen sämtliche Mahlzeiten, vom Frühstück bis zum Abendessen, zu unschlagbaren Preisen bekommt. Für denjenigen, der seinen Spieldrang zu beherrschen weiß, ist Las Vegas daher das billigste Pflaster der USA.