Drop City
Von Menschen, die nicht erwachsen sein wollen
Drop City, Dtv Verlag 2004, 582 Seiten, 10,00 Euro, Autor: T. C. Boyle/p>
"Keine Männer, keine Frauen - nur Kinder!"
Dieses Schild steht vor einer alten Ranch irgendwo in Kalifornien. Es charakterisiert die 60 Einwohner, die tatsächlich alles daran setzen nicht erwachsen zu sein, obwohl auch echte Kinder unter ihnen leben. Fernab von der Zivilisation haben sie ihre eigene Welt gegründet. Zum Überleben haben sie alles: Ziegen und Gemüse, Platten von Dylan und Hendrix und - last but not least - eine Menge Rauschgift.
Aber die Hippie-Gebote des freien Willens und der freien Liebe werden mitunter etwas falsch verstanden. So sind es die wahren Kinder der Kommune, die am meisten unter dem exzessiven, verantwortungslosem Leben ihrer Eltern und Leiheltern leben: Eines trinkt versehentlich LSD, ein anderes wird vergewaltigt. Mitunter wachen die erwachsenen Kinder aus ihren Rauschen auf, haben Momente der Einsicht und Verzweiflung - kurze, seltene Momente. Und der Sheriff des Distrikts möchte die gesetzlose zugedröhnte Bande auch loswerden. So macht sich die Gemeinschaft auf nach Alaska...
Mit viel Witz und Sarkasmus nimmt T.C. Boyle seine eigene Generation auf den Arm, übt aber auch Kritik an der verantwortungslosen Lebensweise der Blumenkinder. Gebannt folgen wir seiner Geschichte, sind bekifft wenn er es so will und wachen auf, wenn er uns lässt. Tief dringt er ein in die Gefühlswelten seiner Protagonisten, die blind und naiv in ihr Schicksal rennen, deren scheinbar profunder Zusammenhalt im kalten und fremden Alaska auf eine harte Probe gestellt wird. Ein berauschendes, lehrreiches Buch, eine Hommage an eine Generation und zugleich eine Warnung davor - ein großartiges Werk!
MM