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Wandern im Canyon

Man durchstreift viele Jahrtausende Erdgeschichte auf diesem Abstieg mit einem Höhenunterschied von 1500 m, den man als Wanderer nicht unterschätzen sollte. Die Landschaft bietet ein fantastisches Bild. Leichte Ausrüstung ist unerläßlich.

Wanderroute 1: Bright Angel Trail

Pfad vom Bright Angel Lodge abwärts bis zum Grund des Canyons. Achtung, die angegebenen Entfernungen beziehen sich nur auf die einfache Strecke. Hier die verschiedenen Etappen der Route:

  • Nach 1,5 Meilen: Wasserstelle am ersten rest-house von Mai bis September.
  • Nach 3 Meilen: Wasserstelle am zweiten rest-house von Mai bis September und meist immer hübsche lange Warteschlangen.
  • Nach 4,5 Meilen: Indian Gardens. Fünf bis sechs Stunden für Hin- und Rückweg einrechnen. Die Strecke ist an einem Tag zu schaffen, aber es besteht trotzdem eine Zeltmöglichkeit. Nicht unterschätzen, dass das andauernde Hinablaufen auf Fußgelenke und Knie geht. Nichts für Leute mit Beschwerden.

    Bei den Indian Gardens, einer regelrechten Oase auf halber Höhe, finden sich Wasserstellen und WC.
  • Nach 6 Meilen: Plateau Point, der den Fluß überragt. Atemberaubender Blick. Bis hierhin muß man auf alle Fälle durchhalten. Es ist nicht unbedingt notwendig, bis zum Fluß hinabzusteigen, da man den umfassendsten Blick vom Plateau Point aus hat. Für eine Ein-Tages-Tour reicht´s bis hierhin. Also umkehren. Einschließlich Pausen am Indian Garden und am Plateau Point kann man hin und zurück sechs Stunden veranschlagen (kernige Leistungssportler schaffen´s auch in fünfen). Der Colorado ist gut zu sehen, aber leider schränkt den Blick ein Felsmassiv in der Mitte ein.

    Von dort benötigt man für den Aufstieg zum oberen Plateau sechs Stunden. Besonders im Sommer herrlich schweißtreibend.
  • Nach 8 Meilen: Colorado River. Nach ausgiebiger Nachtruhe steigt man zum Fluß hinab, wobei man seine Campingausrüstung zurückläßt. Nicht im Fluß baden, da die Strömung Badende fix abtreiben läßt.

    Ein Leser klagt, er sei mit einer Gruppe einen Tag South Kaibab runter, ein Stück am Fluß entlang und dann Bright Angel hochgewandert, wobei die schnellsten siebeneinhalb, die lahmsten zwölf Stunden brauchten. Dies im Oktober, als es schon kühler war. Die Mitglieder des holden Geschlechts seien völlig am Ende gewesen.

    Ein anderer hat bei größter Sommerhitze achteinhalb Stunden benötigt – »Nie wieder!«, schreibt er.

    Zwei harte Bayern berichten, die Tour bis zum Fluß sei zu bewältigen. Sie hätten ohne Pausen sechs Stunden benötigt und seien auf ihrem Weg zwei Kerlen begegnet, die das gleiche mit einer Buddel Wasser und einem Appel vollbracht hätten. Unserer Meinung nach waren letztere Jesus und ein Kumpan auf dem Weg zu neuen Wundern ...

  • Auf der Phantom Ranch zu speisen und zu übernachten, ist nach einem »Spaziergang« von 13 km vom South Rim bzw. 23 km vom North Rim aus keine schlechte Sache, aber nichts für Kinder. Die Übernachtung in den tadellosen, klimatisierten Schlafsälen mit Dusche strapaziert zwar den Geldbeutel, aber man ist am nächsten Morgen um 4h in der Lage, ausgeruht aufzubrechen, um gegen 18h wieder die Nordkante zu erreichen. Obwohl das Essen in der Schlucht alles andere als preiswert ausfällt, sollte man vor dem Aufstieg ausgiebigst frühstücken. An der Anmeldestelle der Bright Angel Lodge lassen sich übrigens Plätze für die Phantom Ranch buchen. Das Büro öffnet um 6h, aber wer nicht wenigstens um 5-5.30h anzustehen beginnt ...

    Reservierung: Reservation Dept., Xanterra Parks & Resorts, T. 888-297-2757. Oder online unter http://www.grandcanyonlodges.com
  • Wer ganz zum Fluß hinabsteigt und über den North Rim wieder hochklettert, sollte sich auf zwei Tage Kraxeln unter manchmal schwierigen Bedingungen gefaßt machen. Es besteht Campingmöglichkeit unterwegs. Die Route mit den Rangern durchsprechen. Eine Erlaubnis (backcountry permit) ist einzuholen, hinzu kommen 5 $ Gebühr.

    Die spinnen, diese Amerikaner: der Jogging-Rekord für die Durchquerung des Grand Canyon vom South Rim zum North Rim liegt bei drei Stunden für 33,6 km!

    Route 2: South Kaibab Trail

    Steiler, schwieriger Pfad, von dem wir abraten, da er äußerst wenig Schatten und kein Wasser zu bieten hat. Wasservorrat von mindestens einer Gallone (macht knapp vier Liter) pro Person mitnehmen. Der South Kaibab Trail führt auf unmittelbarem Wege vom Yaki Point auf den Grund des Canyons. Kein Zeltplatz.

    Auf den Stromschnellen

    Durch den Westen der USA zu reisen, ohne den Colorado River hinabzuschippern, ist ungefähr so, wie sich an Rhein oder Mosel aufzuhalten und nur Mineralwasser zu trinken. Kurz und gut, diese, im übrigen ungefährliche, Bootsfahrt wird zu den Glücksmomenten unseres Lebens zählen.

    Zusammen mit vier bis sechs weiteren Passagieren besteigt man ein Floß oder ein Schlauchboot, das jeweils von einem ausgebildeten amerikanischen Steuermann gelenkt wird.

    So kommt man ganz ohne eigene Anstrengung in den Genuß unvergeßlicher Naturwunder, die majestätisch an einem vorüberziehen. Zudem erlebt man eine unverfälschte Natur, denn an den Ufern hat die Zivilisation noch keine Spuren hinterlassen. Man schlägt sein Lager an Sandstränden auf, macht irgendwo Rast, und auf Wanderungen, die einen vom Flußufer wegführen, erfährt man wieder ganz neue Landschaftseindrücke.

    Floßfahrten im Westen, das bedeutet zugleich auch Stromschnellen. Oft ganz friedlich, stürzen sie sich doch von Zeit zu Zeit launisch in die Tiefen, bilden Wirbel und die Gischt spritzt in die Luft, dass es eine Freude ist.

    Die Fahrten auf Gummibooten oder Flößen, rafts, werden von darauf spezialisierten amerikanischen Unternehmen durchgeführt. Ihre Dauer liegt zwischen einem Tag und einer Woche. Die Sache kommt billiger als man denkt. Zumindest eine eintägige Fahrt sollte man sich gönnen. Ein unvergeßliches Erlebnis.

    Mehrtagestouren besser zwei Monate im voraus buchen.

    »Rafting«
    mit indianischer Begleitung

    Der einzige indianische Veranstalter bietet sich preislich bei Ein- oder Zweitagestouren an. Bekanntlich zerschneidet der Colorado Indianergebiet, und der gesamte Südrand des Grand Canyon ist Eigentum der Hualapai-Indianer, des »Volks der großen Kiefern« also. Von 100.000 Stammesangehörigen um 1800 sind nur 1.600 geblieben.

    Vor ein paar Jahren begab sich eine Handvoll native americans zwar nicht auf den Kriegspfad, besann sich aber auf die Regeln des American business und organisierte für Bleichgesichter ein- oder zweitägige Floßfahrten im Grand Canyon. Dabei kümmern sie sich um die gesamte Logistik und bereiten am Grund der Schlucht – auf einem feinsandigen Uferstreifen, wo auch unter freiem Himmel geschlafen wird – ein wahrhaft üppiges Frühstück zu. Ängstliche Naturen nächtigen im Zelt.

    Reservierungstelefon: T. (818) 892-98 37, Fax (818) 892-95 77. Anwort erfolgt postwendend.

    Ab November ist übrigens auch dem zähesten Indianer das Wasser zu kalt, so dass alle, die´s bös getroffen haben, einfach im nächsten Sommer wiederkehren.

    Ausrüstung

  • Schlafsack
  • Leichtes Zelt oder Biwakschlafsack, da es im Sommer häufig gewittert. Schlafsack und Zelt sind meist an Ort und Stelle zu mieten.
  • Regenbekleidung
  • Sonnencreme
  • Mittel gegen Stechmücken
  • Sonnenbrille
  • Badekleidung
  • Wasserfeste Schuhe
  • Langärmeliges Hemd