Ausflüge
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E.T. auf Highway 375
Außerirdische, und alle, die sie hier erwarten, sausen auf dem Highway 375 nach Rachel. Der »Highway der Außerirdischen« wurde 1996 offiziell eingeweiht. Einige der 2,5 Meter breiten Straßenschilder wurden auf den Boden gelegt, damit die Piloten der Außerirdischen auch wissen, wo sie künftig landen sollen. Auf dem Streckenabschnitt von 150 km sollen allerdings in der Vergangenheit schon Hunderte von Ufos gesichtet worden sein. Rachel wurde zum Mekka aller Ufo-Gläubigen, die sich hier zweimal im Jahr bei einem »Freundschaftscamping« treffen. Ein streng abgeschirmtes Militärgelände in den Bergen südlich des Städtchens hat die Ufo-Hysterie verstärkt. Viele sind überzeugt, das Militär teste dort gekaperte Raumschiffe, während andere glauben, die US-Regierung halte dort Außerirdische gefangen oder treffe geheime Absprache mit ihnen.
Sicher ist, dass ungewöhnliche Flugzeugtypen in den Lüften über dem Gelände kreisen. So sollen der Stealth-Bomber und das Spionageflugzeug »Aurora« hier entwickelt worden sein. Das Pentagon trägt zur Aufklärung wenig bei. Erst kürzlich gab es zu, dass die Militärbasis mit der Bezeichnung »Area 51« überhaupt existiere. Dabei versperren schwerbewaffnete Soldaten schon 10 km vorher den Zugang.
Das Militär ist über die neue Popularität der Gegend gar nicht erfreut, aber die Bewohner der einstigen Bergbausiedlung erhoffen sich eine neue Einnahmequelle durch vermehrten Ufo-Touristenzustrom aus aller Welt.
Burning Man wozu?
Jeweils am ersten Septemberwochenende finden sich rund tausend Leute auf der sogenannten Playa ein, einem ausgetrockneten Salzsee, auf der Karte als Black Rock Desert verzeichnet, die als ebenste Landschaft Nordamerikas gilt. Von San Francisco fährt man auf der Interstate 95 bis Firnley bei Reno, von dort eine Stunde nordwärts bis Gerlach. Dann muß man sich erkundigen und gut Ausschau halten.
Begonnen hatte die Geschichte mit einer Holzfigur, die Larry Harvey, Gartenarchitekt und Organisator, 1986 aus Liebeskummer am Stadtrand San Franciscos verbrannte. Von den Flammen beeindruckt, wiederholte er das Spektakel in den folgenden Jahren. Das kleine Happening etablierte sich, bis die Behörden es 1990 verboten: »Zu viele Leute, zu viel Feuer«, lautete die Begründung. Seither ziehen die Pyromanen in die Playa.
Dort, auf diesem 900 Quadratkilometer großen Billardtisch, wo es abgesehen von Bergen fern am Horizont nichts, rein gar nichts zu sehen gibt, errichten sie ihre »Stadt«, bestehend aus rund dreihundert Zelten und Wohnmobilen, im letzten Jahr erstmals geteilt in einen lauten und leisen Teil. Ausgesprochene »raver«, berüchtigt für ihre Disconächte, müssen sich eh zwei Meilen weiter niederlassen.
Die Stimmung in Black Rock City liegt irgendwo zwischen Vernissage und Pfadfinderlager. Vor jedem Zelt hocken Leute, die sich geradezu darum reißen, andere auf ein Bier einzuladen. Man gibt sich betont spontan und erklärt dem Gast als erstes: »Auf der Straße in San Francisco hätte ich Dich nicht mal angeschaut«. Eine andere Welt soll es hier sein, fern der amerikanischen Welt.
Abends wird das riesige Holzskelett errichtet. Drei Stockwerke hoch ragt der »Burning Man« aus der Ebene. Aus der Entfernung wirkt das Holzgerüst wie ein Götze, so dass es auch schon halbherzigen kirchlichen Protest gab. Der Samstag vergeht mit Töpfern, Basteln, Meditation und allem möglichem verrücktem Zeug. Black Rock Radio nimmt seinen Betrieb auf, obwohl vier große Lautsprecher zur Beschallung ausreichen würden. Auch die Black Rock Gazette meldet sich mit einer Ausgabe.
Der Sonntag verläuft meist ruhig; die Leute dösen in der Mittagshitze von 45 Grad, nutzen die Bademöglichkeit am Rande der Wüste, die zu ihrem Leidwesen nur aus heißen Quellen besteht, während andere versuchen, mit Sonnenschutz und bei eisgekühltem Bier durchzuhalten.
Nach Sonnenuntergang ist es schließlich soweit: ein Fackelzug bewegt sich langsam zur riesigen Holzgestalt. Männer mit nacktem Oberkörper schlagen schwere Trommeln. »Burn the man«, brüllen die Leute. Dann tritt einer vor, hält die Fackel an die Verankerung des burning man. Das Feuer frißt sich die Beine hoch, die Neonröhren bersten, zu dumpfen Trommelschlägen beginnen die Leute zu tanzen. Nach drei Tagen Sonne und Wüste ist ihre Haut gegerbt. Morgen werden sie wieder in der Vorlesung sitzen, Rechnungen ablegen oder Autos reparieren, aber heute gehören sie zu jenem Stamm Eingeborener, der einmal im Jahre eine große Holzfigur verbrennt, von der niemand genau weiß, was sie bedeutet.