Die Navajos
Jäger und Nomaden des US-Südwestens
Das Navajoreservat stellt das flächengrößte von allen dar. Im nördlichen Teil Arizonas befindlich und auf Utah und Neu Mexiko übergreifend, beheimatet es rund die Hälfte der 150.000 Navajos und zugleich zwei Naturwunder: das Monument Valley und den Chelly Canyon.
Vom Grand Canyon aus auf der Route 64 nach Osten. In Tuba City müssen wir uns dann entscheiden: entweder Route 160 Richtung Kayenta und Monument Valley oder Route 264 durch das Hopi-Reservat nach Chelly oder Gallup. Volltanken und dran denken, dass uns in keinem der beiden Reservate eine Bank aus finanziellen Engpässen heraushelfen kann. Das Hopi-Reservat wird vom deutlich größeren Reservat der Navajoindianer umschlossen. Die beiden Stämme leben trotz ihrer völlig unterschiedlichen Kulturen mehr oder weniger friedlich nebeneinander: die Hopi sind seßhaft und betreiben Ackerbau, während die Navajos auf die Jagd gehen und ein Nomadenleben führen.
Die Navajos haben die Angewohnheit, ihrem Gesprächspartner nicht in die Augen zu schauen. Am Anfang wird man dadurch etwas verunsichert, aber man gewöhnt sich dran. Auf alle Fälle sollte man es ihnen gleichtun. Navajos verzehren keinen Fisch, da sie glauben, daran würde man ersticken, und kennen kein Konkurrenzdenken. Sie sprechen eine derart verzwickte Sprache, dass sich der amerikanische Geheimdienst ihrer während des Zweiten Weltkrieges bediente.
Besonders zu empfehlen ist ein Besuch der Rodeos im Sommer, bei denen ausgefuchste indianische Cowboys mit nicht minder geschickten weißen zum Vergnügen von Freunden und Verwandten wetteifern, welche die Wettstreiter lauthals anfeuern. Allerdings wird man dabei ganz schön von der Sonne gebraten.
Die Verwaltungshauptstadt der Navajos nennt sich Window Rock und liegt im südöstlichen Teil des Reservats. Die Rolle der eigentlichen Kapitale spielt aber Gallup, zwischen Flagstaff und Albuquerque, an der zum Mythos gewordenen Route 66: hier finden die Indianer, wenn überhaupt, einen Job, und hier kommen sie auch an jenes Teufelszeug heran, das ihnen fast den Garaus gemacht hätte: Alkohol. Denn Gallup liegt außerhalb des Reservats.
Wer das Reservat durchstreift, trifft früher oder später auf ein Fahrzeug der Navajo-Polizei, die in den Krimis des Schriftstellers Tony Hillerman verewigt wurde, deren Handlung immer wieder im Reservat angesiedelt ist. Hillerman ist eines der wenigen Bleichgesichter, die sich Ehrenbürger des Navajovolkes nennen dürfen, denn seine Bestseller trugen maßgeblich dazu bei, den Amerikanern die soziale Wirklichkeit der Indianer ins Gewissen zu rufen. Wer einige Zeit im Navajoreservat zuzubringen gedenkt, sollte sich mit Hillermans Romanen eindecken: auf diese Weise stellt sich leichter ein Verständnis für die heutigen Lebensbedingungen dieser »Entwurzelten in der Heimat« ein.