Pflichtbesuch 1
Pflichbesuche im Raum Delphi
Apollon und seine Tempel und Wege
Apollon-Heiligtum: die ganze Anlage ist zugänglich von 8.00 bis 18.45 Uhr ohne Mittagspause, samstags und sonntags von 9 bis 14 Uhr. Die angegebenen Zeiten unterliegen jedoch erheblichen Schwankungen. Erfreulich: sonntags ist der Eintritt frei. Gerade dann sollte man bei den allerersten sein die Reisebusse lassen nicht lange auf sich warten! oder seinen Besuch auf den späten Nachmittag verlegen. Die Eintrittskarte berechtigt übrigens nicht zum Museumsbesuch. Zur Orientierung hält das Verkehrsamt einen detaillierten Plan des Heiligtums bereit.
Der Heilige Weg: ungefähr vier Meter breit, liegt er noch genauso da wie vor dreißig Jahrhunderten, gesäumt von Fundamenten einstmals geweihter Gebäude und Schatzhäuser, welche die griechischen Städte erbauen ließen, um die Opfergaben ihrer Bürger darin verstauen zu können. Die griechischen Stadtstaaten mit ihrem einstigen Hauptsitz Delphi wetteiferten um Reichtum und versuchten, sich an architektonischer Kühnheit zu übertrumpfen in der Hoffnung, dass auffallendere Schatzkammern mehr wirtschaftliche Macht signalisieren würden. Einzig Plutarch zürnte kräftig ob solch prunkvollen Luxus, der nur über Kriege und Raubzüge zu finanzieren war.
Das Schatzhaus der Athener: um 490 v.Chr. erbaut; eines der wenigen Baudenkmäler, die wiedererrichtet werden konnten. Die Skulpturen sind jedoch im Museum gelandet.
Bevor man den Anstieg zum Apollon-Tempel in Angriff nimmt, noch einen Blick auf die Stützmauer der Tempelterrasse werfen: die polygonal geformten Steine stellen ein Wunder an Präzision und Augenmaß dar. Wer genau hinschaut, kann auf den Steinen Inschriften entziffern, die meist Freikäufe von Sklaven belegen.
Der Apollontempel: gleich am Eingang die Reste eines Altars aus dem 5. Jh. v.Chr., errichtet von den Bewohnern der Insel Chios. Der Tempel selbst entstand zwischen 370 und 330 v.Chr., und hier saß dann die Pythia eine nach Apollons Ratschlägen weissagende Jungfrau über einem Erdspalt auf einem Dreifuß, und half den Menschen, Entscheidungen zu treffen ... so sie ihre sagenumwobenen Orakelsprüche kapierten. Ihre Ratschläge betrafen bevorstehende Reisen, Kriegsvorbereitungen, Expeditionen, mögliche Heiraten und vieles andere mehr.
Die Pythien wurden unter den Frauen aus Delphi gewählt. Ihr Alter lag häufig um die fünfzig Jahre und oft agierten bis zu drei Frauen zur selben Zeit. Die Pythia erschien auf die »Pythia, Pythia!«-Rufe der Griechen, Halluzinationen hervorrufende Kräuter kauend, und nachdem sie bestimmte Rituale vollzogen hatte, trank sie vom Wasser der Heiligen Quelle, knabberte auf Lorbeerzweigen herum und fiel in einen heiligen Trancezustand. In diesem fungierte sie als Medium zwischen dem Gott Apollon und den ratsuchenden Menschen und hatte in Worte zu fassen, was Apoll meinte.
Vor jedem Orakelspruch mußte erst das Einverständnis des Gottes eingeholt werden. Zu diesem Zweck begoß man eine Ziege mit eiskaltem Wasser und wartete, ob sie am ganzen Körper zu zittern begann. Nur wenn dies der Fall war, durfte die Pythia sich auf ihren Dreifuß setzen und drauflos orakeln.
Am Anfang orakelte sie nur einmal pro Jahr, später liefen die Aufträge so flüssig, dass sie jeweils am siebten Tag jeden Monats ran mußte, abgesehen von den drei Wintermonaten, während derer Apollon in wärmeren Gefilden zwecks Ferien weilte. Auch ein Gott braucht ab und zu Erholung vom Alltag! Schließlich ließ sich die Pythia ihre »Arbeit« sogar bezahlen.
Die Antworten des Orakels waren stets zweideutig, aufgrund verschachtelter Sätze und beschönigender Sprache. Sie konnten in alle erdenklichen Richtungen ausgelegt werden, so dass jedermann zufrieden sein durfte und immer wieder gerne zurückkehrte. Krösus wurde beispielsweise geweissagt, bei einem Krieg gegen die Perser würde er ein mächtiges Königreich zerstören. Er legte den Spruch zu seinen Gunsten aus, begann den Angriff und leistete damit den entscheidenden Beitrag zum Untergang seines eigenen Reiches.
Das Theater stammt aus dem 4. Jh. v.Chr. und seine Mauern sind noch vorzüglich erhalten. Früher drängten sich hier bis zu fünftausend Zuschauer an einem Abend. Falls nicht allzuviele Busse und Urlauber den Blick trüben, ergibt sich von hier oben das unvergeßlichste Panorama über das Tal.
Das Stadion: nochmal tief Luft holen, es geht noch weiter hinauf, links am Theater auf einem kleinen Fußpfad entlang. Erbaut im 3. Jh. v.Chr. mit einer Länge von 177,55 m und einer Breite von 26 m. Nur die Tribünen aus Steinen des umliegenden Parnaßgebirges datieren aus der Römerzeit. Das Stadion ist einmalig gut erhalten. Es fehlen nur noch die siebentausend Zuschauer, die darin Platz fänden. Am Eingang ragen Pfeiler eines römischen Triumphbogens empor, und auf dem Boden markieren Einritzungen in den Fliesen die Startlinie für die Dauerläufer.
Falls der Wunsch nach Ruhe besteht, am besten dem ehemaligen Eselspfad inzwischen zu einem Sträßchen ausgebaut folgen, der auf der Karte verzeichnet ist: wunderschöner Fußmarsch durch grünglänzende Olivenhaine bis nach Desfina.