Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Opium

Body: 

Kleine Geschichte des Opiums

Opiumzeremonie

Tee und Kaffee statt Opium

Eine alte Bambushütte auf Pfählen: in einer dunklen Ecke liegt ein bis aufs Skelett abgemagerter, in eine dichte Rauchwolke gehüllter uralter Greis. Er zieht an einer merkwürdigen Pfeife und scheint uns nicht zu bemerken. Opiumraucher sind in den Bergen des Nordens durchaus kein seltener Anblick. Sieht man einmal von den katastrophalen Folgen des Konsums harter Drogen im Westen ab, so lassen sich Opiumzeremonie und -handel in diesem Teil der Welt weit in die Geschichte zurückverfolgen.

Bereits im 13. Jahrhundert war der Mohnanbau in Südchina, Burma und Thailand weit verbreitet. Die Bauern verbrauchten einen Teil ihrer Ernte zwar selbst, das meiste diente in diesen entlegenen Regionen jedoch als Tauschware. Der Handel blieb aber auf die Nachbarregionen beschränkt. Der große Opiumboom entwickelte sich erst in den Nachkriegsjahren, als die ethnischen Minderheiten Chinas und Burmas vor jenen Regimen flohen, die sie bekämpften. Diese im Norden Thailands ansässigen Bauern wanderten aus, ihre Mohnsamen im Gepäck, woraufhin kurz darauf wunderschöne rote Mohnfelder erblühten – zunächst freilich in begrenzter Zahl, da sich der Handel bis in die fünfziger Jahre auf Südostasien beschränkte. Vietnamkrieg und Kontakte der amerikanischen Armee mit den Opiumproduzenten förderten den Handel mit Europa und Amerika, ungeachtet des von der thailändischen Regierung 1958 ausgesprochenen Anbauverbotes für Mohn.

Daraufhin nahmen Kuomintang-Rebellen den Handel in die Hand. Diese Soldaten, welche der Armee Tschiang-Kai-scheks 1949 den Rücken gekehrt hatten, flüchteten zunächst nach Burma (wo sie weggejagt wurden), bevor sie sich im Norden Thailands niederließen und ganze Dörfer im Dschungel gründeten. Neben der antikommunistischen Guerillatätigkeit, die sie mit dem Segen des amerikanischen Geheimdienstes CIA ausübten, fanden sie eine weniger gefährliche und wesentlich lukrativere Beschäftigung: den Opiumhandel. Der politische Kampf ließ ihnen offensichtlich eine Menge Freizeit, da sich ihre Handelsaktivitäten rasch in ein internationales Geschäft verwandelten. Kopf dieses schwunghaften Handels war ein gewisser Khun Sa, eine unsichtbare und nicht greifbare Person, die mit Meisterhand eine regelrechte Drogenmafia leitete. Derselbe Khun Sa, ehemaliger Kuomintang-Kämpfer, war sogar Berater in allen antikommunistischen Angelegenheiten in der Region. Zunehmend konzentrierte er sich auf den Im- und Export und brach Anfang der sechziger Jahre völlig mit den Kuomintang. Khun Sa hielt die Bauern im gesamten Norden Thailands zum leichteren und lukrativeren Opiumanbau an, legte sich eine mächtige Armee zu, ließ mitten im Dschungel Dutzende von Labors zur Verfeinerung des Opiums errichten usw. Ein erklecklicher Teil des aus dem Drogenhandel erworbenen Geldes wanderte zu dieser Zeit in seinen Geldbeutel.

Die siebziger Jahre mit ihrer explosionsartigen Ausbreitung des Heroinweltmarktes erwiesen sich als Goldgrube, und dies trotz der ständigen Kämpfe zwischen politischen Minderheiten und bewaffneten Banden im Goldenen Dreieck. Ging es vordergründig um politische Interessen, so lagen die wahren Gründe in der Erringung der Kontrolle über den Drogenhandel.

Seit Beginn der achtziger Jahre bekriegen die thailändischen Behörden Khun Sa. Eine unerwartete Razzia zwang ihn sogar, Hals über Kopf aus seinem Versteck zu fliehen. Aber er wurde nicht gefangen. Heute haben sich die thailändische und die burmesische Armee darauf geeinigt, den Opiumhandel auf das entschiedenste zu bekämpfen, und es sind Pläne zum Anbau von Kaffee und Tee erstellt worden, die parallel mit Gewaltaktionen der Armee laufen (Abbrennen von Mohnfeldern). Dies alles kommt den laotischen Opiumpflanzern zupaß, die ihre Marktanteile nach und nach vergrößern und deren Regierung dabei zuschaut.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, dass der Opiumhandel, aller gegenläufigen Bemühungen zum Trotz, floriert. Dieselben Regierungen, die gestern noch beide Augen zudrückten, tun sich heute schwer damit, die teuflische Maschinerie wieder zu bremsen, die sie mit in Gang gesetzt haben. Der Lisu-, Yao- oder Meo-Bauer indes pflanzt weiterhin die schönen roten Blumen an, die ihm ein sicheres Einkommen gewährleisten, und sieht die Opiumkarawane an sich vorüberziehen. Unterdessen befindet sich Khun Sa immer noch auf freiem Fuß ...