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Weitere Pyramiden

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Weitere Pyramiden

Der Anstoß war gegeben: jahrhundertelang ließen die Pharaonen sich in Pyramiden
bestatten. Sie galten als Symbol des Sonnenstrahls und als Leiter, über die
der verblichene König in die höhere Welt und die Ewigkeit hinaufsteigen konnte.
Man näherte sich rasch der reinen, geometrischen Pyramidenform, die ihre perfekteste
und überdimensionierteste Verkörperung in Gizah fand. In Sakkara hinterließen
die Pharaonen der V. und VI. Dynastie (Userkaf, Unas, Teti, Pepi I. und Pepi
II.) bescheidenere Denkmäler; Zerstörungswut und Erosion haben ihnen teilweise
so zugesetzt, dass manche nurmehr Erdhaufen gleichen.

Sakkara offenbart noch eine weitere, wichtige Innovation. Bislang waren die
Pyramiden stumm und schweigsam gewesen. Nun ging man dazu über, Pyramidentexte
in den Stein zu meißeln, sozusagen als Garantie für die Ewigkeit. Das Hersagen
der seltsamen, sibyllinischen Fragmente von Ritualen, Zauberformeln oder Flüchen
sollte dem König das ewige Leben sichern. Fortan wurden die Gänge und Grabkammern
über und über mit langen Hieroglyphenreihen verziert, die man oftmals mit grüner
Farbe hervorhob. Eine echte Fundgrube für Ägyptologen, die mit ihrer Hilfe lernten,
einen der uns überlieferten ältesten, religiösen Texte der Menschheit zu entziffern
sowie nach und nach zu deuten.

Mastabas

Der Besitz einer Grabstätte war ein Privileg, das nicht nur dem König gebührte.
Dieser lebte am Hof im Kreise seiner Familie und hoher Würdenträger. So wurde
er auch zusammen mit ihnen bestattet, sofern ihre herausragende soziale Stellung
den Anspruch auf ein Grab und somit auf ein Weiterleben nach dem Tode begründete.
Die Ungleichheit im Leben dauerte über den Tod hinaus. Wenn wir Darstellungen
von Bauern, Hirten, Fischern und Handwerkern finden, dann immer nur im Grab
ihres Herrn, niemals in ihrem eigenen. Die Armen starben namenlos: ihr Tod war
keine Rede wert, ihr Leichnam verschwand in einem Erdloch.

In den Kapellen der Mastabas von Sakkara finden wir die detaillierteste Schilderung
des täglichen Lebens von damals – nicht etwa, wie man meinen könnte, Bestattungsszenen
oder religiöse Darstellungen. Hier ließ der jeweilige Hausherr – ob Ti, Mereruka
oder Ptahotep – sein Idealbild nebst Gattin und Kindern vervielfältigen. Im
besten Alter steht er da, nach damaliger Sitte mit einem kurzen, gestärkten
Lendenschurz bekleidet. Seine schlanke Frau trägt eine lange, enganliegende
Tunika mit Trägern. Man sieht ihn vor einem Opfertisch, der von Speisen überquillt;
oder in einem Boot, das zum Fischen ausläuft; oder bei der Bumerang-Jagd. Eine
andere Darstellung zeigt ihn vor einer Reihe von Dienerinnen und Dienern, die
mit den Erzeugnissen seiner großen Ländereien beladen sind. Schreiber führen
über die Ernte Buch; Hirten führen die Rinder zum Schlachtplatz; Fleischer zerteilen
das Schlachtvieh; Bäcker bereiten das Brot zu, Brauer das Bier; Handwerker schnitzen
Möbel oder Statuen. Ein ganzes Volk macht sich emsig um seine unbeweglichen
Herren zu schaffen.

In der Serdab, einer Nische, wacht die lebensgroße Statue des Verstorbenen.
Sie muß die Mumie ersetzen, falls diese zu Schaden kommen sollte. Denn für die
Ägypter hängt das Leben im Jenseits mit der Erhaltung des Körpers zusammen,
oder mindestens eines Ersatzkörpers; er wird als unentbehrlicher Bestandteil
der vollständigen, menschlichen Person betrachtet.