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Pharaonen in der Stadt

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Die Pharaonen im Herzen der Stadt

Einen Katzensprung vom Nil entfernt schlägt das Herz dieser hektischen Metropole:
der Midan al-Tahrir, Platz der Befreiung, seit Abriß der englischen Kasernen,
die hier bis zur Revolution standen, Symbol des neuen Kairo. Der Platz wird
vom Hilton, vom Sitz der Arabischen Liga und dem Mogamma, einem von Menschen
wimmelnden Verwaltungsgebäude, gesäumt und pulsiert unaufhörlich.

Hier wurde
zudem am Ende des vergangenen Jahrhunderts das Ägyptische Museum definitiv in
einem stattlichen Gebäude untergebracht, nachdem es zuvor bereits mehrere Male
verlegt worden war. In seinem heute ein wenig staubigen Garten befindet sich
das Grab seines Gründers, des Ägyptologen Auguste Mariette. So erhebt sich inmitten
der Stadt das größte Denkmal pharaonischer Kultur, das man sich vorstellen kann.
Wenngleich viele Objekte nach Europa oder nach Amerika wanderten, bleibt die
ägyptische Sammlung die umfangreichste, wertvollste und vollständigste der Welt.
Dieses Museum entspricht mit seinen vollgestopften Sälen und nicht ganz sauberen
Vitrinen kaum den zeitgenössischen museographischen Vorstellungen. Es strahlt
dennoch (oder gerade deswegen) einen so unverkennbar altertümlichen Zauber aus,
dass man die Mißstände der modernen Zivilisation vergißt und selbst der Lärm
der Stadt nur gedämpft hereindringt. Man kann hier Stunden, ja ganze Tage verbringen,
ohne die unglaubliche Vielfalt ausgeschöpft zu haben.

Sicherlich verdankt das
Museum seinen Ruf Tut-ench-amun und seinen Schätzen, und die Menge versammelt
sich um die Wagen, die goldüberzogenen großen Holzbetten, die Goldkapellen und
Goldmasken. Aber das Museum birgt unzählige andere Meisterwerke, die vielleicht
weniger Beachtung finden, dafür aber um so bewegender sind. Unter der verschwenderischen
Anhäufung einer Jahrtausende währenden Kultur entdeckt man aufs Geratewohl die
Standbilder der ernst blickenden Paare – sie barg man aus den Mastabas von Gizah
und Sakkara – die mächtigen Löwenmasken der Sphinxe aus Tanis, das Adlerprofil
Hatschiputs und das Pferdegesicht Echnatons.

Bemerkenswert aber auch die Vielzahl
von Zeugnissen aus dem Alltagsleben, die im ersten Stock zusammengetragen sind:
Tischler- und Bauernwerkzeuge, Schreibutensilien, Toilettenartikel, Musikinstrumente
und schließlich die Heerscharen von Schawabtis, jene ihren Gräbern entrissenen
»Gewährsmänner des Toten aus blauem Steingut oder Holz.