Gesellschaft
Geographische Kennzahlen
Offizielle Bezeichnung: Arabische Republik Ägypten.
Oberfläche: 1.001.449 km².
Bewohnte und bewirtschaftete Fläche (Niltal und Oasen): 36.000 km², d.h. 3 %.
Bevölkerung: 62 Mio. mit einem jährlichen Wachstum von knapp 2%. 35 % der Bevölkerung sind jünger als sechzehn Jahre. Die Einwohnerzahl beträgt 72 Mio..
Mittlere Bevölkerungsdichte: 72 EW pro km².
Verstädterungsgrad: 42 %.
Kairo: knapp 8 Mio. EW in der Stadt, 16 Mio. in der Metropolregion, Alexandria: 4 Mio., Assuan: 220.000.
Institutionen
Die 1971 in einem Referendum angenommene und 1980 erweiterte Verfassung bestimmt, dass die Arabische Republik Ägypten ein demokratischer, sozialistischer Staat und Teil der arabischen Nation; ferner, dass der Islam Staatsreligion ist, wobei Glaubens- und Religionsfreiheit gewährleistet werden. Die Schariah ist nicht verfassungsrechtlich verankert.
Ägypten ist Mitglied der Vereinten Nationen (UN), der Welthandelsorganisation (WTO), der Afrikanischen Union (AU) und der Arabischen Liga.
Die Exekutivgewalt liegt in den Händen des Präsidenten der Republik. Er wird vom Volk für sechs Jahre gewählt und kann mehr als einmal wiedergewählt werden. Der Präsident hat sämtliche politischen und militärischen Befugnisse, bestimmt die Politik des Staates, ernennt und entlässt die beiden Vizepräsidenten der Republik und die Minister.
Die Legislativgewalt liegt bei der Volksversammlung, bestehend aus 386 Mitgliedern, die in allgemeiner Wahl (Frauen haben das Wahlrecht) für fünf Jahre gewählt werden.
Die Ratsversammlung zählt 132 Mitglieder, von denen zwei Drittel gewählt und ein Drittel nominiert werden. Sie teilt der Volksversammlung und dem Präsidenten der Republik ihre Stellungnahmen mit.
Ägypten ist in sechsundzwanzig Provinzen aufgeteilt, die von einem Provinzialrat verwaltet werden, an dessen Spitze ein Gouverneur steht, der die Exekutivgewalt vertritt.
Der Parteienpluralismus ist in der ägyptischen Verfassung verankert. Unter den wichtigsten Parteien die NDP (Nationaldemokratische Partei), welche die Mehrheit innehat und die Regierung stellt (Mitte); die Liberalsozialistische Partei (Rechts); die Sozialistische Arbeitspartei (Mitte-Links); die Neue Wafd (lib. Linke) und die Al Umma, die Religiöse Partei.
Erziehungswesen
Es herrscht kostenlose Schulbildung mit. Dennoch besuchen nur 80 % der Mädchen die Grundschule. Diese Rate sinkt auf 50 % in der Haupt- und 30 % in der Oberschule. Trotz der Alphabetisierungsbemühungen können weiterhin fast 50 % der Bevölkerung weder lesen noch schreiben.
In der Hauptstadt und den großen Provinzstädten gibt es heute über zwanzig Universitäten und Hochschulen, zu denen noch die alte Koranuniversität Al-Azhar kommt, deren Ruf in die islamische Welt weit über die Grenzen Ägyptens hinausreicht.
Wirtschaft
War Ägypten bis vor wenigen Jahren noch weitgehend ein Agrarstaat, unternimmt das Land vor allem seit dem Bau des großen Assuan-Staudammes und der Ausbeutung der Ölfelder im Sinai und im Roten Meer einige Industrialisierungsanstrengungen.
Eines der landwirtschaftlichen Hauptanbauerzeugnisse ist die Baumwolle, deren Kultur seit der Herrschaft Mohammed Alis intensiv entwickelt wurde. Sie erlaubt, den lokalen Bedarf zu befriedigen und stellt im Rohzustand oder nach Verarbeitung in den Spinnereien des Deltas den größten Teil der Exporte dar. Das andere im großen Stil extensiv angebaute Agrarerzeugnis ist Zuckerrohr. Beide behaupten ihren Platz zu Lasten der Nahrungsmittel wie Mais, Reis (im Delta) und Weizen. Heute kann sich Ägypten nicht mehr selbst versorgen, sondern muss Grundnahrungsmittel importieren, wobei die USA dem Land einen gewissen Teil der Einfuhr kostenlos überlassen oder zu sehr niedrigen Preisen verkaufen.
Mineralische Rohstoffe: Erdöl ist wichtigster Bodenschatz und Einnahmequelle des Landes. Außerdem werden Rohphosphate, Eisen- und Manganerze sowie Salz gewonnen. Vorkommen von Asbest, Schwefel, Buntmetallen und Uranerzen sind noch größtenteils unerschlossen. Auch Erdgas wird seit 1975 gefördert, allerdings ausschließlich im Inland zur Energieerzeugung und für die Düngemittelproduktion verwendet.
Schwerindustrie (Stahl) und Leichtindustrie (Chemie und Petrochemie, Zementfabriken, Nahrungsmittel, Verbrauchsgüter) entwickelten sich nach der allgemeinen Elektrifizierung des Deltas zwar rasch, aber Ägypten bleibt dennoch von Einkäufen im Ausland abhängig.
In den siebziger Jahren war das Geld, das die vornehmlich an den Golf ausgewanderten Ägypter nach Hause überwiesen, eine der ergiebigsten Devisenquellen des Landes. Diese Einnahmen sinken, seit die Ölförderländer sich selbst finanzielle Beschränkungen auferlegen. Eine weitere wichtige Geldquelle ist der Fremdenverkehr, der regelmäßig unter den Auswirkungen politischer Unwägbarkeiten und Reisemoden leidet.
Ägypten leidet unter starker Auslandsverschuldung. Die hohe Inflationsrate hat sich in den letzten Jahren abgeschwächt Die Handelsbilanz bleibt aber negativ. Die Wirtschaftspolitik Mubaraks schwankt zwischen Staatssozialismus nasserischer Prägung und liberalem Kapitalismus der letzten Sadat-Jahre.