Die Jahrhundertlegende

Die Jahrhundertlegende

Zurück nach Theben und zur Überlieferung. Der junge König Tut-ench-Amun, Nachfolger
von Amenophis IV., wird mit einem wertvollen Goldschatz im Tal der Könige bestattet.
Carter und Carnavon werden ihn dort 1922 exhumieren. Ramses II. zieht erneut
in den Krieg. Nach dem Pyrrhussieg von Kadech schließt er ein Bündnis mit den
Hethitern, das mit der Heirat einer Tochter König Hattis besiegelt wird. So
ergänzen sich die Freuden des Harems aufs angenehmste mit handfesten, politischen
Zielen.

Ramses´ Taten werden überschwenglich in seinen zahllosen Tempeln gepriesen,
die er überall errichten ließ, von Pi-Ramses im Delta über das Ramesseum bis
hin zu den unterirdischen Gemächern von Abu Simbel. Ein Ramses folgt dem anderen,
kämpft gegen die Meeranrainer, die Philister; im Tal der Könige wird gebaut
und beerdigt. Palastintrigen und Grabschändungen nehmen zu. Das politische Aus
naht.

Die Wirren im Jahr Eintausend

Ein schwieriges Wegstück tut sich vor Ägypten auf. Es wird Tummelplatz für
Libyer und Assyrer, Perser und zuletzt Griechen und Römer. Vorbei die Zeiten,
da ein Einzelner die Macht behaupten konnte. Das Land zerfällt in winzige Teilreiche,
wo sich unbedeutende Könige zu lokalen Herrschern aufschwingen. Das Bild verdient
jedoch einige Korrekturen: so düster wie es schien, war die Lage nicht. Noch
einmal wird eine neue Hauptstadt gegründet: Tanis, am äußersten Rand des östlichen
Deltas, unmittelbar an der Küste. Hier entdeckte der französische Ägyptologe
Pierre Montet 1939-1940 die unversehrten Grabkammern mehrere Könige aus der
XXI. und XXII. Dynastie. Die ägyptischen Künstler hatten nichts von ihrer Fertigkeit
und Technik eingebüßt. An den hervorragenden Kunstwerken ist kein Niedergang
abzulesen. Fortentwicklung ja, aber keine Regression. Auch politisch zeigte
das Land noch hin und wieder einstige Größe und kurzfristige Stärke unter der
Herrschaft Psammetichs und Nektanebos.