Übergang zum Islam
Übergang zum Islam
Fast scheint es, als seien die arabischen Eroberer in dieser angespannten Situation
  mit einer gewissen Erleichterung empfangen worden. Jedenfalls gab es kaum Widerstand
  gegen den Heiligen Krieg Amrs, des Gefährten Mohammeds. Offenbar hoffte die
  Bevölkerung auf gutes Einvernehmen mit den Siegern, sei es auch um den Preis
  eines zu zahlenden Tributs. Der Eroberer gründete die Stadt Fostat, schlug dort
  sein Heerlager auf, den Sitz der neuen Regierung, und baute außerdem eine Moschee,
  die älteste in Ägypten.
Mit der Bekehrung ließen sich die Araber anfangs noch Zeit. Doch dauerte der
  Friede nicht lange, und bald waren Verfolgung und Übergriffe auf die Bewohner
  an der Tagesordnung. Höchstwahrscheinlich konvertierte ein Teil unter ihnen
   die Größenordnung ist schwer zu schätzen  direkt von der alten, noch immer
  bestehenden Religion zum Islam. Die Mehrheit der Christen unterwarf sich, um
  den drückenden Steuern und Schikanen zu entgehen. Nur etwa jeder Zehnte blieb
  seinem Glauben treu. Dies entspricht auch den heutige Zahlenverhältnissen. Trotzdem
  blieb das Koptische bis zum 12. Jh. Alltagssprache. Praktische Gründe und Geschäftsverbindungen
  mit den Moslems setzten schließlich die arabische Sprache durch. Koptisch war
  nur noch Liturgiesprache. Seine Verwendung in einzelnen Familien in Oberägypten
  verschwand im 19. Jh.
Somit wechselten im Land der langatmigen Geschichte und tausendjährigen Überlieferung
  innerhalb weniger Jahrhunderte zweimal die Religion und einmal die Sprache.
  Als im Umkreis des Mittelmeers die heidnischen Götter starben, trat an ihre
  Stelle ein aus dem Judentum hervorgegangener Monotheismus mit universellem Anspruch.
  Nach dem Tod des Propheten Mohammed sollte der Islam das christianisierte Land
  einnehmen. Die neue Schrift und Sprache trugen mindestens ebensoviel wie die
  neue Religion zur Arabisierung bei.
Die Zeit der Kalifen und Sultane
Ägypten blieb fortan eine Provinz des Kalifats von Bagdads oder Damaskus´ Gnaden
  und später unter osmanischer Oberhoheit; dazwischen lagen Zeitabschnitte der
  Unabhängigkeit. Die Abbasiden folgten den Omeijaden. Dann schüttelte Ibn Tulun
  die Herrschaft des fernen Bagdad ab, führte eine Reihe siegreicher Kriege und
  überzog das Land mit Baudenkmälern. Im Jahr 906 geriet Ägypten erneut unter
  abbasidische Herrschaft; 969 bis 1171 führten die schiitischen Fatimiden aus
  Westafrika das Regiment. Ihre Hauptstadt war Masr al-Kahira, die sie 974 im
  Norden von Fostat gründeten. Die Azhar-Moschee bildete den religiösen Mittelpunkt.
  Hundert Jahre später begannen die Kreuzzüge. Der letzte fatimidische Kalif rief
  die Kurden zu Hilfe, und Saladin legte den Grundstein für die Aijubiden-Dynastie
  mit dem Bau der Zitadelle von Kairo und eines Aquädukts. 1249 wurde Ludwig IX.,
  der gerade Damietta eingenommen hatte, in Mansura gefangengenommen.
Schließlich rissen die Mameluken, Leibwächter türkischer Abstammung, die Macht
  an sich. Sie brachten einige bedeutende Persönlichkeiten hervor, wie Baibars,
  Kalun, Barkuk und Kait Bey, die Kairo mit prachtvollen Bauten schmückten. Doch
  erlebte Ägypten unter ihrer Herrschaft vom 12. bis 16. Jh. auch schwere Schicksalsschläge,
  bedingt durch Palastintrigen und wechselnde Bündnisse.
1517 eroberte der ottomanische Sultan Selim I. das Land. Allerdings bereitete
  es den Türken immer Mühe, sich gegen die wachsende Macht der vierundzwanzig
  Beys durchzusetzen, denen die Verwaltung der ägyptischen Provinzen oblag und
  die mehr Selbständigkeit anstrebten. Was Napoleon Bonaparte bei seiner Landung
  in Alexandria 1798 vorfand, war ein weithin geschwächtes Ägypten, das längst
  keine meisterhaften Architekturwerke mehr hervorbrachte und sich in einem Zustand
  chronischer Anarchie befand.
Der französische Ägyptenfeldzug und die Thronbesteigung Mohammed Alis zu Beginn
  des 19. Jhs leiten eine neue Ära für das Land ein: der Westen entdeckt den Orient,
  und der Osten öffnet sich dem Abendland, was notwendigerweise Anpassung erfordert.
  Kolonialismus und Nationalismus entfalten sich. Schon kündigen sich die Vorboten
  der Moderne an.
		

