Teil 2
Besuch der Klöster
Empfehlungen und Besucherzeiten
Das Haghios-Stephanos-Kloster wird heute von Ordensschwestern bevölkert und ist das älteste im Bunde. Ein Asket namens Jeremiah zog sich im Jahre 1192 hierhin zurück. Wer´s wieder mal eilig hat, spart sich die Besichtigung des Innenlebens und konzentriert sich ganz auf die außergewöhnliche Lage.
Für alle anderen: die Atmosphäre ist hier ganz anders, wesentlich lebendiger, weniger beengt. In der Chatralambos-Kirche keine Fresken, dafür vergoldete Holzschnitzereien. Herausragendes Beispiel ist die wundervolle Tür der Ikonostase. Man beachte die Details wie »Abrahams Opfergabe« und den Bischofsstuhl wahre Meisterwerke! Auch hier birgt der Klosterschatz einige bemerkenswerte Stücke: so z.B. ein heiliges Grabtuch (Epitaphios) mit Goldstickereien und handgeschriebene Passagen des Evangeliums aus dem 6. Jh. Selbst die Unterschriften auf den Pergamenten sind, jede für sich, kleine Kunstwerke.
Das Kloster Haghios Nikolaos Anapausas es handelt sich um das erste auf der linken Seite, von Kastraki kommend entpuppt sich als eines der kleinsten und niedlichsten unter den Meteora-Klöstern, versehen mit einer kleinen Kapelle, die bewegende Kunstwerke birgt. Erstmal heißt´s allerdings, den steilen Anstieg zu bewältigen. Einlaß täglich. Sind sie nicht herrlich, die Fresken des Theophanes von Kreta aus dem Jahre 1527? Auf jeden Fall die vom »Jüngsten Gericht« näher betrachten, über der Tür, die den Narthex vom Chor trennt: Vollkommenheit im Detail, abwechslungsreiche und kräftige Farben ... Erinnerungen an Hieronymus Bosch tauchen auf. Der Dämon mit der riesigen Zunge sammelt alle Bösen, Gemeinen, Häßlichen und Touristenbetrüger auf, welche die Hürde des Jüngsten Gerichts nicht nehmen konnten. Hinweg mit euch, ihr Verfluchten ... Dass die Götter auch immer so furchtbar nachtragend sein müssen! Jedenfalls handelt es sich um eines unserer Lieblingsklöster, soviel steht fest.
St. Georgs-Kapelle: wer von Kastraki kommt, bemerkt noch vor dem Anstieg nach Meteora eine seltsam waagerechte Vertiefung in einem mächtigen Felsen: die Kapelle des Hl. Georg. Dorthin klettern jeden Freitag nach Ostern die Mutigsten unter den jungen Einheimischen mit Hilfe von Seilen, um zu Ehren und zur Huldingung des Hl. Georg bunte Tücher aufzuspannen und nicht etwa, um dort ihre Wäsche zu trocknen! Die Legende will es, dass ein Holzfäller, unvorsichtigerweise eines seiner Beine verlustig gegangen, dem Heiligen Georg hoch und heilig versprach, ihm im Genesungsfalle sämtliche Kleidungsstücke seiner Gattin zu überlassen. Wir stellen es allen anheim, sich dieses Ansinnen und die möglichen Rückschlüsse auf die Seelenlage des Heiligen zu erklären. Jedenfalls opfern die Frauen des Dorfes seither an jedem Freitag nach Ostern zum Dank ihrem Heiligen ein Kopftuch. Diese gelangen dann auf die bereits beschriebene Art und Weise an Ort und Stelle.