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Tinos

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Tinos (Vorwahl: 22 83)

Dominiert von Gebirgskette

Als Pilgerziel stellt Tinos das »Lourdes der griechischen Orthodoxie« dar und wird ganz zu Unrecht von Feriengästen stiefmütterlich behandelt. Die beschauliche Ruhe der Land- und Küstenstriche verdient mehr als nur einen kurzen Blick vom Deck der mächtigen Schiffe, welche Kurs auf die glücklichere (?) Nachbarinsel nehmen.

Im Sommer ist Wasser ein derart knapp bemessenes Gut, dass man sich auf Tinos gezwungen sah, die öffentliche Wasserleitung nur von 7-11h morgens zu speisen. Darauf hat man sich wohl oder übel einzurichten. Dabei besaß Tinos im Gegensatz zu den meisten anderen Inseln im Altertum derart reiche Quellwasservorkommen, dass es den Namen »Hydroussa« verliehen bekam. Dieser Süßwasserreichtum verhalf der Insel zu überdurchschnittlicher Fruchtbarkeit, wovon noch heute die zahlreichen terrassierten Felder zeugen. Dies erklärt auch, warum Tinos im vorigen Jahrhundert die doppelte Einwohnerzahl wie heute besaß (ca. 9.900), bevor der Maschineneinsatz in der Landwirtschaft die Kleinfelderwirtschaft in bergigem Gelände unwirtschaftlich werden ließ.

Der Hauptort Tinos,durchzogen von marmorgepflasterten Straßen, präsentiert stolz seine Ansammlung makellos weißer Häuser. Über dem Dorfkern thront die Kirche der Panaghia Evanghelistria, Ziel von Hundertscharen am 15. August jeden Jahres. Bedauerlich nur, dass die Hauptstraße dann nicht an frommen Menschenscharen sondern an schaulustigen Ungläubigen zu ersticken droht. Um zu erfassen, mit welcher Inbrunst die Inselbewohner ihre Madonna um Beistand anflehen, sollte man sich während dieser Zeit in Tinos aufhalten – es lohnt sich bestimmt!

Nur wird es schwer sein, während dieser Tage ein freies Bett zu ergattern. Im Innern der Kirche der übliche Anblick orthodoxer Heiligenfiguren und Vergoldungen, Ornamente und Votivtafeln im Überfluß. Wie war das mit der züchtigen Kleidung? Richtig: langer Rock für Frauen, lange Hosen für die Männer!

Nicht selten geschieht es, dass Besucher ihren Aufenthalt unplanmäßig verlängern, weil sie der Liebenswürdigkeit der Einwohner, der Gäßchen und der lobenswerten Tavernen erlegen sind.

Das Hinterland ist noch jungfräulich, und für wenig Geld kann man sich die Freude einer fünfstündigen Rundfahrt per Bus gönnen, allerdings nur während der Hauptreisezeit! Auf dem gemieteten Fahrrad oder Motorrollerdie abgelegenen Gegenden erkunden: ein tolles Abenteuer!