Drumherum
Drumherum
Um Korfu herum
Bevor man voller Tatendrang aufbricht: der Ausbauzustand der Straßen auf Korfu ist verhältnismäßig mies.
Kanoni: 4 km im Süden, Buslinie 2. Von hier stammt das berühmte Korfu-Poster, ein kalkweißes Kloster mit Glockentürmchen auf einer winzigen Insel im azurblauen Meer, die nur über eine Mole zu erreichen ist. Natürlich hypertouristisch, das Ganze!
Achilleion: zehn Kilometer außerhalb Korfus, an der Straße nach Benitses. Von 8-19h gegen Eintrittsgeld zu besichtigen. Buslinie 10 ab G.-Theotoki-Platz (San Rocco) kommt hier alle drei Stunden vorbei.
Es handelt sich um die ehemalige Sommerresidenz der Kaiserin Sissy von Österreich zwischen 1890 und 1898, ihrem Todesjahr: eine riesige Villa italienischen Baustils, die sie zwecks Sonnenbestrahlung ihrer schwachen Nerven erbauen ließ seltsam, das wurde in den romantisch verklärten, autobiographischen Filmen nie erwähnt ... Von Belang ist das Gebäude eigentlich nur wegen seines üppigen Gartens voller Statuen, von denen insbesondere der imposante sterbende Achilles Sissys Lieblingsheros aus dem Homerschen Epos ins Auge fällt. Sissys Leben verlief entgegen allem Anschein im Grunde höchst unglücklich. Sie sah all ihre Kinder sterben und endete selbst tragisch. Nach ihrem Tod erwarb Kaiser Wilhelm II. das Achilleion, um es zu einem Ferienort für den Berliner Hof auszugestalten. Auch der letzte deutsche Kaiser hatte etwas für Achill übrig: im Unterschied zur Trost suchenden Sissy ließ er natürlich eine Bronzestatue des siegreichen Achill aufstellen, mit der inzwischen entfernten, dümmlichen Aufschrift: »Dem Größten der Hellenen, der Größte der Germanen.« Von der Terrasse aus genießt man einen überwältigenden Blick auf Korfu. Im Innern des Schlößchens sind triste Säle zu finden mit ein paar alten Möbelstücken, einer Fotoausstellung und eine obskure Todesbescheinigung. Ihre Bewunderer können hier alles über Sissy erfahren, natürlich auch über ihre Ermordung in Genf durch einen Anarchisten. Zuletzt noch zwei Sätze zu ihrem Schönheitskult: sie schickte ihre Gesandten in aller Herren Länder, um jeweils die schönsten Frauen abzulichten. So entstand eine bemerkenswerte Dokumentation über Frauen und die Mode der damaligen Epoche.
Im Sommer verwandelt sich das Achilleion in ein Spielkasino. Kinophile werden sich daran erinnern, dass hier eine Szene des James-Bond-Films »In tödlicher Mission« gedreht wurde.