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Geschichte

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Geschichte Olympias

Heiligtum des Zeus und Austragungsort der Olympischen Spiele der Antike

Wahrscheinlich hat die harmonische Umgebung entscheidend dazu beigetragen, dass sich ein griechisches Nationalgefühl entwickeln konnte. Das Vierjahresintervall, eine »Olympiade« genannt, war lange Zeit die einzige anerkannte Zeitrechnung. Während der Spiele – Ende Juli bis Anfang September – wurde der Landfrieden (ekecheira) über ganz Griechenland erklärt. Diese gaben auch Anlaß zu etlichen Festen, Märkten und Theaterdarbietungen. Damals fanden die Kämpfe nur in wenigen Disziplinen statt, und zwar gab´s Dauerlaufen, Speerwurf, Diskus, Ringen, Boxen und Pankration, eine Mischung aus Ringen und Faustkampf, bei der fast alles erlaubt war, was dem Gegner wehtat. Strengstens verboten waren hingegen Augenauskratzen und Beißen. Immerhin etwas.

Die Sieger erhielten damals nur einen Lorbeerkranz, aber welch Freudentaumel, wenn sie in ihr Heimatdorf zurückkehrten. Es wurden ihnen sogar Denkmäler gesetzt. Aus dieser Periode haben sich wohl die sozialen Vorrechte der Spitzensportler in die Gegenwart hinübergerettet, denn nicht selten wurden Olympiasieger zu Staatsbeamten auf Lebenszeit.

Frauen durften an den Spielen nicht teilnehmen. Versuchte frau es trotzdem, wurde sie von einer Klippe ins Meer geworfen. Angeblich soll es zahlreiche Vorläuferinnen von Alice Schwarzer gegeben haben, die sich davon nicht abschrecken ließen und es immer wieder versuchten – bis die griechischen Chauvis auf die Idee kamen, die Athleten nur noch im Adamskostüm antreten zu lassen.

Mit der Ankunft der Römer im zweiten vorchristlichen Jahrhundert verkamen die Spiele dann zu einer Art Jahrmarkt. Die letzten Spiele fanden 393 n.Chr. statt, danach wurden sie von dem christlichen Kaiser Theodosius endgültig verboten. In der christlichen Religion waren nämlich alle Tätigkeiten, die sich mit dem menschlichen Körper befaßten, mit Sünde behaftet. Das genügte, um die Spiele als »heidnisch« zu verwerfen. Spiel und Sport, ein Fetzen blanker Haut ... Kein Wunder, dass über lange Zeit das Baden in den Klöstern drastisch bis auf zwei- oder dreimal jährlich eingeschränkt war und unsere »Ringkämpfer Christi« nur so vor Dreck starrten. Kirchenlehrer Hieronymus entblödete sich sogar nicht, ein versautes Äußeres zum Zeichen innerer Reinheit zu verklären. Entgegen landläufiger Meinung, ist übrigens nicht die Papstwürde der höchste Titel, sondern der des Kirchenlehrer. Nur zwei Päpste trugen ihn.

Zurück zu Kaiser Theodosius II.: der befahl also 426 die gnadenlose Einebnung Olympias.

Gesagt, getan ... Erdrutsche, Erdbeben und Überschwemmungen bewirkten das ihrige. Die Zeusstatue von Phidias, eines der Sieben Weltwunder, wurde nach Konstantinopel verschifft und dort zerstört. Die ganze Stätte war bedeckt von Trümmern und Schlamm, als im Mai 1829 die ersten Ausgrabungen begannen. Die Archäologen förderten unzählige zerschmetterte Statuen zutage, die dank der Schriften des Pausanias wieder zum »Leben« erweckt wurden. Dort erwähnt der reiselustige »Baedecker der Antike«, der zwischen 160 und 180 n.Chr. eine Beschreibung Griechenlands verfaßte, zahllose Gebäude mit all ihrem Schmuck; anhand dieses Werkes war es dann möglich, ziemlich wirklichkeitsgetreu die Giebel des Zeustempels und die Mehrzahl der Statuen, darunter Hermes mit dem Dionysosknaben von Praxiteles, wieder herzurichten.

Aha, so konnte Olympia also »wiederauferstehen« – natürlich nicht wirklich, weil die Stätten doch zu gründlich verwüstet waren; aber was sich heutigen Augen zeigt, ergibt ein ungefähres Bild und eine Stimmung, wie sie in früheren Zeiten vielleicht geherrscht haben mag.

Der Beschluß zur Wiedereinführung der Olympische Spiele wurde übrigens am 23. Juni 1894 in Paris gefaßt, wo Baron Pierre de Coubertin Abgesandte aus aller Welt versammelt hatte. Die ersten Spiele der Neuzeit fanden dann 1896 in Athen statt, da in Olympia nicht genug Unterkünfte vorhanden waren. Noch ein historisches Datum: 1908 wurde der Marathonlauf olympische Disziplin, um an jenen Läufer namens Pheidippides zu gemahnen, der 490 v.Chr. ein Bravourstück vollbrachte: er legte die zweiundvierzig Kilometer zwischen Athen und einem Nest an der Küste, Marathon eben, in einem Rutsch zurück, um den Sieg über die Perser zu verkünden.

Bei den Olympischen Spielen 2004, die in Athen stattfanden, wurde Olympia erneut Austragungsort von Wettkämpfen. Trotz Protest fand dort der Wettkampf im Kugelstoßen statt.