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Sparta

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Sparta (Vorwahl: 07 31)

Lakoniens Haupstadt der Antike

Um Mißverständnisse von vorneherein auszuschließen: nicht hinter jeder Ecke steht ein Tempel, nicht jedes Café ruht auf dorischen Kapitellen. Sparta stellt sich als große und moderne Stadt dar, deren Gebäude sich um einen breiten, eher an den Kudamm erinnernden Boulevard mit vielen Palmen gruppieren. Längst nicht so unangenehm wie in Argos oder Korinth, hier eine Weile zu verbringen. Die Straßen säumen nicht die üblichen Platanen, sondern Orangenbäumchen; während der Blütezeit im April/Mai versüßt deren Blütenduft den Stadtbummel. Die meisten Urlauber zieht es wahrscheinlich nach Sparta, um Mystra einen Besuch abzustatten – dazu aber später. Zuvor noch ...

... ein wenig Geschichte

Sparta ist als Symbol des Totalitarismus in die Geschichte eingegangen. »Spartanische« Erziehung und Lebensweise bedeuten darüberhinaus Strenge, Genügsamkeit und Einfachheit. Den Ursprung dieses Ausdrucks hat aber fast jeder vergessen. Also: im 9. Jh. vor unserer Zeitrechnung gegründet, wurde die Stadt auf zwei Arten regiert: in Friedenszeiten von einem Senat aus achtundzwanzig Mitgliedern (Ältestenrat, alle über sechzig Jahre alt) und einem fünfköpfigen Ephoren-Komitee, im Kriegsfall aber von zwei Königen.

Die Bevölkerung gliederte sich in drei Klassen. Die Spartiaten widmeten sich ausschließlich dem Waffendienst. Sie erhielten eine strenge militärische Ausbildung und lebten äußerst bescheiden, fast spartanisch ... Sie mußten frühmorgens aus der Koje und waren von kürzesten Kindesbeinen an auf eiserne Disziplin gedrillt. Sie wurden gar gezwungen, das eigene Essen zu stehlen, ohne sich aber dabei erwischen lassen zu dürfen.

Die rührende Geschichte von dem kleinen Jungen, der einen Fuchs gestohlen hatte und ihn unter seinem Gewand versteckt hielt, sich aber lieber die Eingeweide anknabbern ließ, als den Diebstahl zuzugeben, ist in die Geschichte eingegangen. Allabendlich gab´s für jeden denselben Mampf: eine schwärzliche Brühe – Suppe vom Schwein, die mit Blut, Salz und Essig ordentlich gewürzt war. Die Spartiaten bewirtschafteten ihre Felder nicht selbst, sondern besaßen Sklaven, die ehemaligen Ureinwohner, für die Feldarbeit: die Heloten. Die besaßen keinerlei Rechte, lebten in ständigem Grauen vor ihren Herren und deren »Kryptien«. Das waren regelrechte Menschenjagden für die lieben kleinen Nachwuchsspartiaten, bei denen sämtliche, während der Ausbildung erlernten Massakrierungstechniken an den wehrlosen Heloten geübt wurden.

Zwischen diesen beiden Klassen standen die Perioken, die im umgebenden unfruchtbaren Hügelland in kleinen Ansiedlungen beisammen wohnten. Im Gegensatz zu den kriegerischen Spartiaten durften sie Handel und Handwerk betreiben. Als freie Bürger stand ihnen der Dienst im Heer offen, aber niemals hatten sie Zugang zu irgendwelchen Machtpositionen. Angesichts eines derartigen Staatsaufbaus erstaunt es nicht sonderlich, dass Sparta lange Zeit die Peloponnes beherrschte. Erst mit dem Sieg ganz Griechenlands über Sparta 379 v.Chr. bei Leuktra wurde das Regime zu Fall gebracht. Selbstbewußt hatten die Spartaner übrigens ihre Städte nie mit schützenden Mauern umgeben.

Aus der fernen in die nähere Vergangenheit: aus Sparta und Umgebung stammte übrigens auch eine Reihe Offiziere der Polizei- und Staatssicherheitskader – wen wundert´s? Der berüchtigste unter ihnen: Oberst Georgios Papadopoulos, Chef der Militärjunta, die am 21. April 1967 durch einen Staatsstreich die Macht in Athen an sich gerissen hatte.