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Vanille

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Besamung

Männliche und weibliche Geschlechtsorgane

Jeder kennt die glänzenden schwarzen Kügelchen, die vor allem aus hochwertigen Eiscreme- oder Puddingsorten herausleuchten? Ebenso geläufig ist der Begriff Bourbon-Vanille, mit dem hierzulande Hersteller von Süßspeisen die Qualität ihrer Produkte unterstreichen. So häufig wir das unverwechselbare Aroma der Vanille schon genossen haben, kaum jemand weiß, dass sie ihren Namen im kolonialen Réunion gefunden hat. Nachdem die ersten Setzlinge der aus Mexiko stammenden Pflanzen 1819 auf die Île de Bourbon gelangt waren, stellte sich schnell heraus, dass die weißblühende Kletterorchidee an der feuchtwarmen Ostküste ideale Wachstumsbedingungen vorfand. Eine Erkenntnis, die zunächst ohne wirtschaftlichen Nutzen war, fehlten doch die zur Bestäubung notwendigen Insekten und Vögel.

Der Eingebung eines zwölfjährigen Sklavenjungen war es zu verdanken, dass die Vanille der Insel zwanzig Jahre später zu beachtlichem Reichtum verhelfen sollte. Edmond Albius gelang 1841 die künstliche Befruchtung, indem er die feine Membran, welche die Staubgefäße von der Blütennarbe trennte, zurückzog und so die weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane zusammenführen konnte. An der Methode hat sich bis heute wenig geändert, und wenn die an fremden Stämmen emporrankende Orchidee von Oktober bis Dezember ihre Blüten tragt, machen sich Arbeiterinnen mit flinken Fingern ans Werk und schaffen dabei weit über tausend Befruchtungen am Tag.

Aus jeder Blüte erwächst in wenigen Wochen eine grüne Schote, die aber erst nach acht bis neun Monaten reif ist. Um dem Fäulnisprozeß entgegenzuwirken, werden die Schoten nach der Ernte drei Minuten in ein 65° heißes Wasserbad getaucht und im Anschluß sofort in mit Wolldecken ausgeschlagene Holzkisten gepackt, wo sie schwitzen und ihre typische schwarzbraune Farbe annehmen. Danach folgt das Trocknen im Ofen und in der Sonne. Bei der anschließenden Lagerung in Holztruhen setzt ein langsamer, biologischer Prozeß ein, welcher der Vanille ihr charakteristisches Aroma verleiht.

Nach acht Monaten werden die Schoten, die im Verlaufe der gesamten Veredelung etwa 75% ihres Gewichtes einbüßen, nach Güteklassen sortiert und zu exportfähigen Bündeln zusammengeschnürt. Um einen wirklichen Ertrag zu gewährleisten, sind die vielen Arbeitsstunden, welche die aufwendige Herstellung der Vanilleschoten in Anspruch nehmen, auf Réunion zu teuer. Auch Subventionen konnten nichts daran ändern, dass Länder wie Madagaskar oder Indonesien, die deutlich günstiger produzieren können, der Maskareneninsel längst den Rang abgelaufen haben. Zwanzig bis dreißig Tonnen exportiert Réunion jährlich und deckt damit nur einen Bruchteil des Weltmarktes ab.