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Cirque de Cilaos

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Die Seele baumenln lassen

Wahnsinnswein

Ebenso wie die anderen beiden Cirques bot auch Cilaos lange Zeit entflohenen »marrons«, Sklaven, die in der unzugänglichen Bergwelt Verstecke vor ihren unbarmherzigen Jägern fanden, Unterschlupf. Ebenso wie beim Cirque de Mafate, stammt auch der Name Cilaos aus dem Madegassischen und bedeutet soviel wie »der Ort, den wir nicht verlassen«. Die Besiedlung des Cirque, mit seinem zerklüfteten, durch Erosion entstanden Relief, begann erst Mitte des 19. Jahrhunderts.

Noch lange nach Entdeckung der Thermalquellen wurden gutbetuchte Gäste über einen schmaler Pfad in Sänften zu ihrem Kuraufenthalt getragen. Erst 1930 fand die Einweihung der N5 statt, welche von Saint-Louis in den Cirque führt, und noch heute ist es ein kleines Abenteuer, über die kurvenreiche Panoramastraße mit ihren zahlreichen Engpässen nach Cilaos zu gelangen. Doch die ein bis eineinhalb Stunden, die von der Küste aus nötig sind, lohnen sich: Cilaos kann nicht nur mit seiner malerischen Kurstadt aufwarten, die unglaubliche Natur mit zahlreichen Bassins und Wasserfällen ist ein Paradies für Canyoningfans und lädt zu ausgedehnten Wanderungen ein.

Cilaos ist der beliebteste Ausgangspunkt zur Besteigung des Piton des Neiges (3 070 m);
zahlreiche Routen sind jedoch auch von Ungeübten zu bewältigen. Auskünfte erteilt die
Maison de la Montagne im Stadtzentrum von Cilaos.

Wie in allen Cirques gilt auch hier: »Morgenstund' hat Gold im Mund«, denn ab Mittag
ziehen häufig Wolken auf, die sich bestenfalls gegen Abend noch einmal lichten.

Cilaos-Stadt (1 200 m) stellt mit ihren kreolischen Häusern, der 1932 erbauten, weißen Kirche und der langgestreckten, belebten Einkaufsstraße, die nur zur Mittagsruhe völlig leergefegt ist, einen Ort zum Verweilen dar. Nach einer anstrengenden Wanderung gibt es nichts Schöneres, als sich an Mare à Joncs, einen herrlichen See im Osten der Stadt, zu legen und einfach die Seele baumeln zu lassen.

Abends kann man dann in einem der zahlreichen Restaurants die traditionelle Küche und den Wein des Cirques kosten, aber Achtung: die Bürgersteige werden hier sehr früh hochgeklappt. In Cilaos gibt es keine Bank, dafür akzeptiert der Geldautomat der Post auch EC-Karten. Die einzige Tankstelle liegt östlich der Hauptstraße, unweit der Trois Mares, einer Formation kleiner Seen.

Le Vin de Cilaos

Was wäre ein französisches Departement, auch wenn es weit weg von der Metropole in Übersee zu finden ist, ohne den Anbau von Wein? Auch Réunion hat seinen eigenen Rebensaft zu bieten, der ausschließlich im Cirque de Cilaos angebaut und gekeltert wird.

Lange Zeit fand man hier die in Frankreich verbotene Isabelle-Traube, deren Most wegen des geringen Alkoholgehalts nicht selten mit Zucker versetzt wurde. "Le vin qui rend fou," der Wein der verrückt macht, wird das Getränk, das dem süßlichen Muskateller ähnelt, auf der Insel genannt.

Heute macht die Isabelle-Traube neben anderen Sorten wie Chenin oder Couderc nur noch einen sehr geringen Teil der Produktion aus. Die Weinlese findet in der von Zyklonen bedrohten Zeit von Februar bis März statt, so dass die Bauern mehr als einmal mit ansehen mußten, wie ihre Ernte von einem der berüchtigten Wirbelstürme vernichtet wurde.

Entlang der Straßen und in kleinen Weinkellern wird zu unverbindlichen Proben geladen, man kann den roten oder weißen Rebensaft aber auch in den Gaststätten des Cirques kosten.