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Trudeau und die FLQ

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DIE QUEBEC-FRAGE

Trudeau und die FLQ

In der Zwischenzeit wurde Pierre Elliot Trudeau, ein aus Montreal stammender, zweisprachiger Anwalt, zum Premierminister Kanadas gewählt, nachdem er sich zuvor als progressiver Minister hervorgetan hatte. Tatsächlich reformierte er als Justizminister jene Gesetze, die Homosexualität, Scheidung, Geburtenkontrolle und Abtreibung betrafen. Trudeau war die Inkarnation des Frankokanadiers, den die Anglokanadier auch ins Herz schließen konnten. Doch die Art seiner Reformen hatten dazu geführt, dass er im katholisch geprägten Quebec unpopulär geworden war, wo die Kirche noch einen starken Einfluß hatte. Obwohl Trudeau die Forderung der Frankokanadier nach sprachlicher Gleichberechtigung mit Sympathie entgegennahm, lehnte er jede Unabhängigkeitsbewegung kategorisch ab. Die Mitglieder der FLQ verstärkten ihrerseits die terroristischen Aktionen. Sie entführten den britischen »Trade Commissioner« James Cross und töteten den Arbeitsminister Pierre Laporte. Der FLQ wurde daraufhin verboten, dann verkündete Trudeau das Kriegsrecht (War Measures Act); und entsandte rund 10.000 Waffenträger nach Quebec, um dort mehrere hundert Verhaftungen vorzunehmen. Der emotionale Schock, den die FLQ auslöste, hatte weitreichende Folgen.

Der aus Quebec stammende Sänger und Komponist Félix Leclerc hat ein sehr schönes Lied geschrieben, »L´Alouette en Colère« (»Die wütende Schwalbe«), in dem ein Vater erklärt, wie und vor allem weshalb sein Sohn zum Mörder geworden ist. Dieses Lied hatte besonders großen Einfluß auf die älteren Bewohner Quebecs, die auf Grund der gewalttätigen Ereignisse Unabhängigkeitstendenzen ihrer Provinz ablehnend gegenüberstanden. Diese, um es milde auszudrücken, bewegte Zeit der nationalistischen Abschottung hatte noch etwas anderes zur Folge: etliche Anglokanadier verließen das widerspenstige Quebec, um ins weltoffene Toronto zu ziehen, das Montreal als Finanzplatz, aber auch auf demographischem und kulturellem Gebiet, bald überflügelte.



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