Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Übel des Massentourismus

Body: 

Massentourismus am Ende der Welt

Ein problematisches Phenomen

Das Nordkap entpuppt sich als Steilküste, 300 m hoch und jäh aus dem Wasser ragend. Eindrucksvoller hätte man das Ende der Welt kaum darstellen können. Kompliment an die Naturkräfte! Der Anblick der Mitternachtssonne verfehlt in einer solchen Umgebung zwar nicht seine Wirkung, aber das Drumherum ist eher abstoßend. Die wirtschaftliche Nutzung des Ortes ruft etliche Halsabschneider und Nepper auf den Plan – wir wollen diese bittere Erkenntnis unseren Lesern nicht vorenthalten. Also: besagte Steilküste ist von einem großen gebührenpflichtigen Parkplatz umgeben. Eine charmante junge Dame heißt uns herzlich willkommen und knöpft Nordkap-Eroberern gleichzeitig pro Person ein hübsches Sümmchen ab. Der Gewinn fließt übrigens an die SAS ... Wenn uns der Zwischenruf erlaubt sein sollte: warum zum Teufel erklärt man das Nordkap nicht zum Kulturerbe der Menschheit und unterstellt es der Unesco? Am Platz selbst hat man ein massiges Blockhaus hochgezogen: darin ein sündhaft teures Café, Souvenirläden und Räume mit Glaswänden, von denen aus man die Mitternachtssonne wohlig im Warmen beobachten kann. Es wird sogar Champagner gereicht sowie eine Art Diplom für das Erreichen des Nordkaps. Das einzig Komische ist das Telefonzentrum, von wo aus man seine Freunde anrufen kann, um ihnen zu erzählen, dass draußen die Sonne scheint! Es wird auch ein Film über das Kap gezeigt: tolle Winterbilder.

Im Freien ist der Blick von der Steilküste aus einmalig; aber es stören doch die Menschenmassen, die zugleich mit einem selbst in Exstase verfallen (oder wenigstens so tun). Mehr als lächerlich, ja abstoßend wirkt, wenn einige unter ihnen die tiefstehende Sonne mit Blitzlicht fotografieren oder die erste Strophe des Schneewalzers intonieren. Die Menschenmenge drängelt sich natürlich hauptsächlich um Mitternacht herum, etwa gegen 1h. Um 2h morgens ist der Spuk dann vorbei.

— Wer ums Zahlen herumkommen und nicht auf diesen vermaledeiten Parkplatz angewiesen sein möchte, der hält sich vorher ein wenig weiter rechts. Man steht dort zwar nicht mehr mitten auf der Steilküste des Nordkaps, aber unmittelbar daneben, und hat wesentlich mehr Ruhe. Man könnte dort sogar zelten ... ganz unauffällig natürlich. Eigentlich ist das verboten. Nutzen wir die Gelegenheit für einen Fußmarsch, während wir den Horizont nach der vielversprechendsten Perspektive für ein Erinnerungsfoto absuchen. Ganz Schlaue starten am 19. Juni in Honningsvåg zum Nordkap-Lauf, ein 35-km-Marsch, an dem jeder teilnehmen darf, und sparen sich so die unnötige Ausgabe.

Besagter Parkplatz läßt übrigens sich auch auf der linken Seite umgehen. Bei Nebel vorsichtig sein, da kein Geländer vorhanden. Also nicht zu nahe ran!

— 6 km vor dem Nordkap auf der linken Seite ein Parkplatz, wo der Wanderweg zum »richtigen« nördlichsten Punkt Festlandeuropas, Knivskjellodden, seinen Anfang nimmt (Tagesausflug).

— Etwa 1 km vor dem Nordkap stößt man auf den letzten Parkplatz, von dem aus man auch zum Alten Anleger, rechter Hand der Straße, unten in einem Fjord, klettern kann.

— Kirkeporten Camping: in Skarsvåg, T. 084/75 233; ist seine Gebühren wert. Auch Hütten zu vermieten.