Bauspekulation
Hochhäuser verschandeln Spaniens Küsten
Appartements für die Urlauber
Baue, baue Rendite schaffe
Spanien, wenn man von diesem Land hört, denkt man an Sonne, Strand, Stierkampf, Orangenhaine im Küstengebiet des Mittelmeers. Doch die Orangen werden bald nur noch in Form von kleinen Zierorangenbäumchen, wie wir sie aus den eigenen Wintergärten kennen, auf den Balkonen der Hochhäuser, welche die Küste Spaniens säumen wie Blumen eine Verkehrsinsel, zu finden sein.
Spanien befindet sich im Bauwahn, und im Jahr 2006 hat es Genehmigungen für
900 000 neue Wohnungen gegeben. Ziehen denn jetzt auf einmal alle jungen Spanier bei ihren Eltern aus oder sind Massen von nordeuropäischen Rentnern, durch die vom Klimawandel begünstigten höheren Temperaturen, auf den Geschmack der Sonne gekommen und wollen ihr Alter im Süden verbringen?
Auch die wenigen zu Wohlstand gekommenen Immigranten vermögen den Wohnungsbau nicht zu erklären, und so findet man in den Spekulanten eine Antwort auf die Frage, wer denn da baut.
In Spanien sind die Regelungen, was den Gebäudebau betrifft, sehr weitmaschig, und ein Bauträger bekommt sein Projekt in der Regel durch, wenn er es darauf anlegt.
Noch skandalöser als im Rest Spaniens sind die Verhältnisse in Valencia, wo das Gesetz erlaubt, Megaprojekte ohne Rücksicht auf bestehende Strukturen, Besitzverhältnisse und Raumordnungspläne zu realisieren. Die Gemeinden könnten diese ablehnen, tun es aber nicht, aus Angst kein Stück vom Kuchen der erhofften Gewinne abzubekommen.
Alle Warnungen, dass die Immobilienblase bald platzen könnte, bleiben von den Investoren ungehört, und so wird fröhlich weitergebaut, auch wenn die EU den Wildwuchs nun durch vermehrte Regelungen stoppen will. Die europäischen Mühlen mahlen bekanntlich langsam.
Und so wird mancher Urlauber an seinen altbewährten Urlaubsort kommen, wo er nun doch schon länger nicht mehr war, und dort anstatt des gewohnten Orangengarten nun eine Hochhaussiedlung vorfinden. Gute Erholung!
SF