Nazis in Spanien
Nazis in Spanien
Dokufilm über ausgewanderte Holocaustleugner
Die Nazi-Wahnwelt von Paul Hafner
"Das Paradies auf Erden" nennt Paul Hafner Spanien, seit 55 Jahren seine Wahlheimat. Hafner ist nicht irgendein Migrant, der an Spaniens Küsten die Sonne sucht: der gebürtige Südtiroler machte Karriere im Dritten Reich, war Obersturmführer in der SS.
Als Kriegsverbrecher gesucht wird Hafner nicht, zu ihm existiert keine Akte in der Ludwigsburger Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen. Nach dem Krieg wanderte er nach einigen wenigen Monaten in Internierungslagern der Alliierten nach Spanien aus. Franco-Spanien, das viele unbelehrbare Nazis mit offenen Armen empfing, sofern sie nicht gerade offiziell gesucht wurden.
Hier lebte Hafner also 55 Jahre unbehelligt vor sich hin, bis ihn seine Vergangenheit einholt, in Form des österreichischen Regisseurs Günter Schwaiger, der einen Dokumentationsfilm über Nationalsozialisten in Spanien dreht. Hafner gerät zur zentralen Figur in Schwaigers Projekt, redet über hundert Stunden in die Kamera.
Eigentlich kann man aber garnicht davon sprechen, dass ihn die Vergangenheit einholte. Hafner lebt bereits seit 55 Jahren in ihr, in seiner eigenen Welt, die er sich zurechtbiegt, wie es ihm gefällt. Verleugnungen und hartnäckiges Festhalten an Nazi-Parolen haben aus seiner Existenz eine einzige große Lebenslüge gemacht, die ins Bröckeln kommt, je länger der Film andauert.
Höhnt er noch im Gespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Hans Landauer "Ich stelle fest, dass der Herr Landauer alles gut überlebt hat. Hohoho!", so kämpft er gegen Ende des Films gegen den Verlust seines Weltbildes. Kämpft auch gegen eine Nervenkrankheit, die ihm längeres Sprechen unmöglich macht.
Schwaigers Film zeigt, was er zeigen wollte: "den echten Nazi, den nicht-inszenierten Nazi". Er zeigt, wohin Fanatismus führen kann - manchmal gelangt er bis an die sonnigen Strände Spaniens!