Stellungnahme zu 11/M
Terrorattacke des 11. März 2004
Aznars umstrittene Erklärung zur Frage der Täter
Bomenattentat Atocha und Stellungnahme José María Aznars
»Der 11. März 2004 geht in die Geschichte der Infamie ein. Heute morgen haben Terroristen in Madrid mehrere Bomben in vollbesetzten Nahverkehrszügen explodieren lassen.
In diesem Augenblick der tiefen Trauer gelten meine ersten Worte den Opfern dieser unbeschreibbaren Attentate. Es sind bereits mehr als hundert Tote und noch mehr Verletzte, hunderte von Familien die heute unvorbereitet getroffen worden sind, tausende die Stunden der Unruhe und Ungewissheit erleben. Ich möchte ihnen sagen, dass ich ihre schreckliche Trauer persönlich empfinde. Ich möchte ihnen sagen, dass die Regierung in diesen Stunden der Trauer und der demokratischen Standhaftigkeit bei ihnen ist, so wie die grosse Mehrheit der Spanier.
Ich weiss sehr gut, dass heute die Worte nicht ausreichen ihren Schmerz zu lindern. Wir werden ihnen beistehen für alles was sie benötigen, heute und zu jeder Zeit, und wir werden nicht vergessen was vorgefallen ist.
Wir durchleben schwierige Stunden, aber wir haben auch miterleben dürfen wir viele unbekannte Menschen ihr Bestes gegeben haben. Die Reaktion der Bürger ist beispiellos. Die spontane Mitarbeit um den Opfern zu helfen, um Verletzte zu transportieren oder Blut zu spenden ist absolut bewundernswert. Im Namen de Regierung möchte ich all diesen Menschen meinen tiefen Dank ausdrücken.
Auch möchte ich allen notärztlichen Diensten, der Feuerwehr, der Polizei und den Sicherheitskräften danken, sowie allen offiziellen Einrichtungen für ihre Effizienz, ihrem Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein.
Die Regierung hat alle ihr zur Verfügung stehenden Massnahmen ergriffen, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten und die betroffenen öffentlichen Dienste wiederherzustellen. In Zusammenarbeit mit den Madrider Institutionen ist die Evakuierung der Verletzten sowie die Betreuung der Opfer und ihrer Angehörigen in Gang gesetzt worden. Natürlich sind die polizeilichen Ermittlungen für die Verfolgung der Mörder sofort angelaufen.
Ich habe Seine Majestät den König informiert. Ich habe mit den Vorsitzenden der grössten Parteien gesprochen, sowie mit Vertretern der verschiedenen Institutionen. Es sind drei Tage der Staatstrauer ausgerufen worden, als öffentlicher Ausdruck der Trauer die wir heute als Spanier teilen.
Ich habe Zeichen der Solidarität und der Trauer zahlreicher Regierungschefs von aliierten und befreundeten Länder erhalten. In Namen des spanischen Volkes habe ich mich für diese Bekundungen bedankt und die Wichtigkeit eines internationalen Kampfes gegen den Terrorismus unterstrichen.
Die Terroristen haben den grösstmöglichen Schaden anrichten wollen. Es handelt sich um einen Massenmord der, wie alle Terrorattentate, jeglicher Berechtigung entbehrt. Aber der Terrorismus ist nicht blind. Sie haben viele Menschen ermordet nur weil sie Spanier sind.
Wir wissen alle, dass dieser Massenmord nicht zum ersten Mal versucht wurde. Die Streitkräfte und Sicherheitskörper haben eine solche Tragödie verschiedene Male verhindert. Heute möchte ich allen Komponenten und der Führung im Anti-Terror-Kampf den festesten Rückhalt der Regierung mitteilen. Dank ihrer außerordentlichen Aufgabe haben die Terroristen die geschwächteste Einsatzkraft wie nie zuvor. Ihr Mörderinstinkt und ihr Wille, Spanien ihren Diktaten gefügig zu machen, bleiben jedoch tragischerweise aktiv.
Wir werden sie besiegen. Dies soll niemand bezweifeln. Wir werden mit der Terrorbande mit der Kraft des Rechtsstaats aufräumen und mit der Einheit aller Spanier. Wir werden mit ihnen mit Hilfe starker Gesetze fertig werden, mit Hilfe von Sicherheitskräften und Gerichtshöfen, die starke Unterstützung erfahren und zur Anwendung des Gesetzes entschlossen sind.
Die Verbrecher, die heute so viele Tote verursacht haben, werden verhaftet werden. Sie werden vor Gericht kommen und von diesen Gerichten verurteilt werden, die nur der Herrschaft des Gesetzes unterstehen. Sie werden ihre Strafen voll verbüßen und keinen anderen Himmel erblicken als den, der jeden Tag zwischen den Gefängnismauern aufgeht.
Wir sind auf Seiten der Opfer. Sie müssen wir stützen und ihnen eine Stimme geben. Die Familien derjenigen, die heute ermordet wurden, werden immer mit der Untestützung und Hilfe der Regierung und der Behörden rechnen können. Ihnen wird auch das Herz der überwältigenden Mehrheit der Spanier gehören. Keine Einrichtung und keine soziale Gruppe kann ihnen die Anerkennung und den Respekt streitig machen, den sie immer verdienen werden.
Wir sind auf Seiten der Verfassung. Sie ist der Pakt der überwältigenden Mehrheit der Spanier, die die Freiheiten und Rechte aller garantiert. Sie ist ebenfalls die große Übereinkunft unseres politischen Regimes und Ausdruck unseres vereinten und pluralen Spaniens. Wir werden unser Regime nicht ändern, nur weil die Terroristen töten oder nicht töten.
Daher sage ich allen Spaniern, dass wir nach nichts sonst als der vollständigen und totalen Niederlage des Terrorismus und ihrer bedingungslosen Aufgabe trachten sollten. Es gibt keine mögliche noch wünschenswerte Verhandlung mit diesen Mördern, die so oft auf der ganzen Landkarte Spaniens den Tod gesät haben. Dass sich darin niemand täuscht: nur mit Stärke werden wir ein Ende der Attentate erreichen können, eine Stärke, die gegenwärtig sein muß, sowohl bei dem Anti-Terror-Kampf selbst als auch in der runden Opposition gegen die Endziele der Terroristen.
Um diese Zwecke zu verteidigen, bittet die Regierung die Spanier, sich morgen in den Straßen ganz Spaniens zu versammeln und zu demonstrieren. Unter dem Motto Mit den Opfern, mit der Verfassung und für die Niederlage des Terrorismus sind am morgigen Freitag um 19 Uhr Demonstrationen in allen spanischen Städten einberufen worden. Ich wünsche mir, dass diese Demonstrationen so bedrückend sein werden wie der Schmerz, den wir heute fühlen, so zivil wie der Patriotismus, der uns solidarisch mit all jenen fühlen läßt, die unter den Folgen der Terroraktion leiden.
Wir sind eine große Nation, deren Souveränität bei allen Spaniern liegt. Wer entscheidet, ist das spanische Volk. Wir werden niemals zulassen, dass uns eine Minderheit von Fanatikern unsere Entscheidungen über unsere nationale Zukunft aufzwingt.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und guten Abend.«
Übersetzung: Presse- und Informationsabteilung der spanischen Botschaft