Esquilino
Esquilin, einer der sieben klassischen Hügel Roms
Schmuckstück des Viertels - die prächtige Patriarchalbasilika
Von Monti aus weiter in Richtung Hauptbahnhof gelangt man auf den Esquilin, einen der sieben klassischen Hügel Roms. Im Altertum lag hier eine dichtbevölkerte Vorstadt außerhalb des Mauerrings. Der Name »Exquilieae« bezeichnete für die alten Römer ein »außerhalb der Stadt besiedeltes Gebiet«.
Schmuckstück des Viertels ist die prächtige, frisch hergerichtete Patriarchalbasilika S. Maria Maggiore. Sie gehört mit S. Croce in Gerusalemme, San Lorenzo, San Sebastiano und den Hauptkirchen San Giovanni, San Pietro und S. Paolo zu den sieben Pilgerkirchen Roms. Die Gründungslegende berichtet, Papst Liberius sei in der Nacht zum 5. August 352 die Jungfrau Maria erschienen und habe ihn zum Bau einer Kirche auf dem verschneiten Esquilin aufgefordert. Tatsächlich fand das Kirchenoberhaupt den Hügel am nächsten Morgen mitten im Sommer tief verschneit vor. An das »Schneewunder« wird alljährlich am 5. August erinnert: von einer Kuppel der Kirche rieseln dann Tausende weißer Papierflocken auf die Erde.
Von außen kennzeichnet ein vielfältiges Stilgemisch den gewaltigen Bau: die Hauptfassade stammt aus dem 18. Jahrhundert, eine wunderschöne barocke Apsis und zwei Zwillings-Kuppeln beherrschen die Rückfront, der romanische Campanile ist Roms höchster Glockenturm. Besonders beeindruckend ist die prachtvolle Ausstattung des feierlichen Kirchenraums. Berühmt sind die Kassettendecken, die mit dem ersten Gold aus dem gerade entdeckten Amerika verziert wurden. Was das für die in den Bergwerken von Potosi schuftenden Indianer bedeutete, läßt sich in Edurdo Galeanos »Die Offenen Adern Lateinamerikas«, P. Hammer Verlag, nachlesen. Das Hauptschiff wird durch 36 Säulen geteilt und von ebensovielen Goldmosaiken aus dem 5. Jahrhundert geschmückt. In der Apsis schuf Jacopo Torriti 1295 ein großes Marienmosaik, das den letzten Höhepunkt der römischen Mosaizisten-Schule darstellt.
Der Esquilin ist heute, auch wegen seiner Nähe zum Hauptbahnhof, das kosmopolitischste Viertel der Hauptstadt. Hier wird auch Roms größter »Freßmarkt« abgehalten, ein riesiger, bunter Bazar mit Gewürzen aus aller Herren Länder, nach islamischen Gesetzen geschlachtetem Lamm- und Hammelfleisch, lebenden Hühnern und Kaninchen, getrockneten und kandierten Früchten. Rundherum liegen arabische Fritierstuben, afrikanische Restaurants und chinesische Supermärkte. Spottbillig sind die Kaufhäuser und zahlreichen Stände rund um den Platz.
Für den Rückweg zum Kolosseum empfiehlt es sich, den Viale del Monte Oppio einzuschlagen. Man gelangt so zu den schönen Parkanlagen des Colle Oppio, in denen einst der riesige Palast Domus Aurea des Kaisers Nero stand. Das Vestibül des Goldenen Palastes soll so groß gewesen sein, dass darin die 35 Meter hohe Statue des Hausherrn Platz fand. Erst in der Renaissance wurden bei Ausgrabungen antike Kunstwerke aus dem völlig zerstörten Palast ans Tageslicht befördert so z.B. die im Vatikanischen Museum ausgestellte Laokoon-Gruppe. Die heute sichtbaren Ruinen stammen überwiegend von den später gebauten Trajans-Thermen. Von dem Hügel hat aus man einen großartigen Blick auf das Kolosseum.