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Italienisches Mekka

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Ist Rom ein Mekka genußsüchtiger Lebenskünstler?

Harrys Bar, Café de Paris und das Prachthotel Excelsior

Richard Burton und Elisabeth Taylor kippten schottischen Whisky

Rom und die dolce vita! Das gehört zusammen – in vielen Köpfen nördlich der Alpen. Seit Federico Fellini selig mit seinem Film den süßen Nächten der Reichen auf der einst schillernden Via Veneto ein Denkmal setzte, verbindet man mit der Ewigen Stadt oft eine Art Mekka genußsüchtiger Lebenskünstler. Doch die ausschweifende dolce vita war eine eher flüchtige Erscheinung am Ende der fünziger Jahre, als VIPs, Filmdiven und Intellektuelle nachts Roms berühmteste Straße bevölkerten und die Skandal- und Klatschküche am Brodeln hielten. Damit war es rasch wieder vorbei. Wie gründlich, das offenbart heute ein Bummel über die fade Boutiquen-Meile zwischen Porta Pinciana und Piazza Barberini.

Heute will die einstige Glamourmeile der Schönen und Reichen wieder eine erste Adresse in der Hauptstadt werden. In Harrys Bar, 1990 nach dreißig Jahren geschlossen, wurde eifrig renoviert, das Café de Paris und das gegenüberliegende Prachthotel Excelsior rüsten sich für bessere Zeiten. Im Café de Paris konnte man bis vor wenigen Jahren den mittlerweile verstorbenen Schauspieler Vittorio Gassman sehen. Auffällig sei die Vorliebe vieler russischer Spitzenpolitiker für das in Rot und Gold gehaltene Café, das zahllose Köstlichkeiten der italienischen Küche anbietet. »Sie essen viel, trinken viel und stören niemanden«, erklärt Oberkellner Nando Cesarei. Die neue Fußgängerzone unter den malerischen Dachgärten der Via Veneto mit ihren edlen Designerläden soll ein weiterer Anreiz nicht nur für Touristen sein. Die »wilden« Zeiten der Sechziger, als Richard Burton und Elisabeth Taylor so viel schottischen Whisky kippten, dass schleunigst beim Importeur nachbestellt werden mußte und als, kaum dass sich ein Wagenschlag öffnete, sofort die nimmermüden Paparazzi auf der Suche nach der nächsten Sensation zur Stelle waren, werden sicher nicht wiederkehren. Wenn sich heute hier Prominente sehen lassen, legen sie Wert auf Diskretion und wollen von der Presse unbehelligt bleiben.

Nach dem Dolcefarniente marschierten zunächst die Studenten an der amerikanischen Botschaft in der Via Veneto vorbei. Dann geriet die Straße, wo auch Fluggesellschaften und Banken ihr Domizil haben, mit einer Serie von Anschlägen in die Schlagzeilen.

Zuletzt wurde die Via Veneto in Zusammenhang mit den Korruptionsaffären, die Italien so erschütterten, erwähnt. Im famosen Café Doney verlor die populistische Lega Nord ihre Unschuld, als ihr Schatzmeister Alessandro Patelli einen Scheck über 200.000 DM aus den schwarzen Kassen des Chemiekonzerns Montedison entgegennahm.