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Statuen und Paläste

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Acht Statuen auf dem Palazzo Spada

Roms wichtige Rolle in Kunst und Architektur

Kapitol - Prunkstück der goldenen Epoche

Einige Schritte weiter links, in der engen Gasse Via Capo di Ferro, ließ sich ein anderer Kardinal würdevoll nieder. Acht Statuen berühmter Römer – von Trajan bis Augustus – schmücken die Fassade des Palazzo Spada (Mitte 16. Jahrhundert), den auch im gelungenen Innenhof Friese und Stuckornamente reich ausschmücken. In den Räumen des Palastes befindet sich die Galleria Spada mit Gemälden von Guercino, Tizian, Breughel und Andrea del Sarto. Verblüffend und amüsant ist ein architektonischer Spaß, den sich der Barockkünstler Borromini im 17. Jahrhundert leistete, als er im Innenhof des Palastes einen Säulengang, die »Perspektivische Kolonnade«, erbaute und durch geschickte, sukzessive Verkleinerung eine überhaupt nicht vorhandene Länge des kurzen Ganges vortäuschte. Eventuell muß man den Pförtner bitten, die Durchgangstür aufzuschließen.

Mit der Glücksspielausbeute einer einzigen Nacht – ein Papstneffe war der strahlende Gewinner – wurde um 1500 der gewaltige Palazzo della Cancelleria am heutigen Corso Vittorio Emanuele II. errichtet. Mit diesem etwas klotzigen, frühen Renaissancebau behauptete Rom von neuem seine wichtige Rolle in Kunst und Architektur, nachdem es lange Zeit von den reichen Kaufmannsstädten Nord- und Süditaliens in den Schatten gestellt wurde. Vorausgegangen war bereits der 1491 fertiggestellte Bau des Palazzo Venezia (am gleichnamigen Platz). Der elegante Palast war jahrhundertelang im Besitz der Republik Venedig. Während des Faschismus diente der »Feenpalast in der Wüste« (Goethe) Mussolini als Regierungssitz. Der Diktator hatte seinen Schreibtisch am Ende eines endlosen Saals aufgestellt, für dessen Durchquerung man eine Minute benötigte. Heute sind hier das Museo di Palazzo Venezia, das Institut für Archäologie und Kunstgeschichte sowie wechselnde Kunstausstellungen untergebracht (s. Kap. »Museen«).

Gleich gegenüber befindet sich ein Meisterwerk städtischer Architektur schlechthin. Das Kapitol ist das Prunkstück dieser zweiten goldenen Epoche Roms, als die Stadt durch den Ehrgeiz großer, kunstsinniger Päpste wieder aufblühte. Der Kapitolinische Hügel war bereits im alten Rom religiöser und politischer Mittelpunkt der Stadt gewesen, im Mittelalter jedoch verfielen die Bauten des »Campidoglio«. Der heiligste Ort der Antike wird von einem Renaissance-Papst der Vergessenheit entrissen. Michelangelo erhält den Auftrag zur Neugestaltung und ersinnt eine harmonische Platzanlage, die zum Teil erst nach seinem Tode ausgeführt wurde. Auf den von einem zarten Sternenmuster verzierten Platz führt eine der feierlichsten Treppenanlagen der Stadt, vorbei an ägyptischen Basaltlöwen und Statuen der Zeussöhne Kastor und Pollux. Konkreter Anlaß für die Neugestaltung des heiligen Hügels war ein Besuch, den Kaiser Karl V. Papst Paul III. abstattete. Einen würdigen Empfang sollte dem Kaiser das Standbild seines großen und geistvollen Vorgängers, des Feldherrn und Philosophen Mark Aurel, bereiten.

Jenes berühmte Reiterstandbild der Antike befand sich bis dahin auf dem Lateran vor der Basilika San Giovanni und wurde erst von Michelangelo auf das Kapitol berufen. Von 1538 bis 1981 schmückte das vergoldete Bronzedenkmal den Platz. Dann verschwand es für neun Jahre im Ex-Hospiz San Michele, wo Fachleute versuchten, das smoggeschädigte Kunstwerk durch behutsame Restaurierungsarbeiten zu retten. Tausende von Römern säumten im April 1990 die Straßen, als der von Abgasen bedrohlich zerfressene, und nun endlich sorgfältig kurierte, Mark Aurel samt Roß zum Kapitol zurückgeleitet wurde. Der innig geliebte Feldherr mit der schützend ausgestreckten Hand kehrte jedoch nicht in die Mitte der Römer zurück. Roß und Reiter nahmen in den Kapitolinischen Museen Zuflucht. Die Restauratoren halten den angegriffenen Kaiser in der aggressiven römischen Luft nicht für überlebensfähig. Und für eine Kopie fehlt es den Stadtvätern an Geld.

Drei wunderschöne Fassaden beherrschen den Platz: der Senatorenpalast (Sitz der römischen Stadtverwaltung) an der Stirnseite, der Konservatorenpalast (mit Bilder von Tizian, Tintoretto, Rubens und Velàzquez in der Kapitolinischen Pinakothek) rechts und das Kapitolinische Museum links mit der ältesten öffentlichen Kunstsammlung Europas (s. Kap. »Museen«). Die drei Paläste bilden ein offenes Trapez. Hinter dem Senatorenpalast liegt dem Betrachter das Forum Romanum zu Füßen.

Zu den Renaissancekirchen zählen zum Beispiel Santa Maria dell´Anima mit dem schönen Glockenturm Bramantes, Santa Maria in Vallicella und Santa Maria del Popolo, die jedoch wie viele andere Kirchen auch in späteren Jahrhunderten wesentlich verändert wurden. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch von Santa Maria degli Angeli, die Michelangelo in die Gewölberuinen der antiken Diokletiansthermen hineinbaute. Der geniale Renaissancekünstler gestaltete die erhaltene, neunzig Meter lange Halle des Tepidariums (lauwarmes Bad) geschickt in einen Kreuzgrundriß aus einem Längs- und Querschiff um.