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Galicien

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Galicien

Eine der urwüchsigsten Landschaften Spaniens

Galicien, eine der urwüchsigsten Landschaften Spaniens und seit 1985 Autonome Region, war durch seine Lage in der äußersten Nordwestecke des Landes seit jeher immer etwas isoliert, was das uralte Gebirge, das diese ausgedehnte Hügellandschaft umrahmt, und die mangelhafte Infrastruktur, vor allem hinsichtlich der Verkehrsverbindungen, noch verstärkt haben mögen. Die Römer nannten die Region »finis terrae«, weil sie glaubten, dass Galicien den westlichsten Teil der Welt bilde. Das ganze Mittelalter hindurch war Galicien berühmt wegen des Jakobsweges, der damals bedeutendsten Pilgerstrecke. Die feuchte und gebirgige Region weist eine Küste mit tiefen Einschnitten auf, an der sich mehrere Rias ~ fjordähnliche Flußmündungen ~ und breite Buchten entlangziehen, in denen zahlreiche Krusten- und Schalentiere leben ... sofern ihnen nicht ein Tankerunglück den Garaus macht. Sicherlich liegt es auch an der Bevölkerung mit ihrem keltischen Einschlag, dass Galicien ein wenig im Abseits steht. Noch heute kann man über die grünen Ebenen die Klagelieder der Dudelsäcke ziehen hören. Sich nicht verunsichern lassen: auch, wenn der Zungenschlag hier stark dem Portugiesischen ähnelt - Galicisch ringt übrigens um eine einheitliche Schriftsprache und seine Anerkennung als gleichberechtigte romanische Sprache - befinden wir uns immer noch in Spanien. Dass es sich um eine alte Kutursprache handelt (manche Quellen sprechen auch fälschlich von einem portugiesischen Dialekt, dabei ging aus dem Galicischen das Portugiesische hervor und nicht umgekehrt) beweist, dass Gallego - nicht Kastilisch! - jahrhundertelang die Sprache der lyrischen Dichtung auf der Iberischen Halbinsel war, nachdem es sich im Schlepptau der Reconquista über diese verbreitet hatte. Wie andere Randsprachen in Europa auch (Walisisch, Bretonisch usw.) läuft auch das Galicische Gefahr, verdrängt zu werden, in Vergessenheit zu geraten. Dabei verfolgt die spanische Zentralregierung eine liberalere Sprachpolitik als etwa der französische Nachbar.

Die galicische Bevölkerung ist überwiegend ländlich geprägt. Obwohl der Boden schwer zu bearbeiten ist, erweist sich die Bevölkerungsdichte mit fast drei Millionen Einwohnern auf knapp dreißigtausend Quadratkilometern als vergleichsweise hoch. Urlaubern hat die Region in erster Linie die herbe Schönheit ihrer Landschaft und kulinarische Genüsse zu bieten: mal den Lacon con grelos (Rosenkohl mit Speck, hmm!) oder Caldo gallego (Eintopf mit Kalbfleisch, Paprikawurst und Gemüse) versuchen. Weitere Gastro-Tips: die hiesigen Weißweine wie Ribeiro und Albariño oder die Queimada, heißer, gezuckerter Schnaps mit Kaffeebohnen und Zitrone.

Wer sich für den Jakobsweg begeistert: die Secretaria General de Turismo und das Spanische Fremdenverkehrsamt verschicken auf Anfrage eine kostenlose Broschüre mit Farbaufnahmen und Übersichtskarten.

Und noch etwas in eigener Sache: bei der Orthographie »Galicien«, »galicisch« usf. handelt es sich nicht etwa um einen bedauerlichen Schreibfehler – tatsächlich findet man beides auch mit »z« statt mit »c« – wir möchten nur jede Verwechslung mit dem polnisch-russischen Galizien von vorneherein ausschließen. Außerdem schreiben es die Galicier selbst so (»Galicia«).