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Auf den zweiten Blick

Dreipreissystem: Sechs Argumente gegen die Abzockerei

Zu Zeiten staatlicher Wirtschaftslenkung kupferte Simbabwe eine der unverschämten Erfindungen des real existierenden Ostblocks ab. Ausländer sollten für eine Dienstleistung/Übernachtung bis zu dreimal so viel zahlen wie Einheimische. Weil andere Afrikaner zwar Ausländer waren, sich aber selten deren Tarife leisten konnten, wurde die Kategorie Regional hinzugefügt - fertig war das Dreipreissystem.

Der Ostblock ist untergegangen, der Staat kontrolliert die Preise nicht mehr, und das System lebt immer noch. Viele Spitzenhotels, exklusive Lodges und einige Tourenveranstalter halten daran fest. Bei Touren und Lodges kommen die Kunden ohnehin aus dem Ausland, es handelt sich quasi um Echtpreise. Ärgerlich ist dieses Gebahren indes bei Hotels. Besonders bunt treiben es Sheraton Harare, alle Holiday Inns und Zimbabwe Suns - sie verlangen von Ausländern das Dreifache. Die Cresta/Best Western-Gruppe ist dagegen zum Einheitstarif zurückgekehrt: Gleicher Standard zum ehrlichen Preis.

Seit seiner Einführung gab das System Zündstoff für Diskussionen. Zum Thema, dem sich jeder stellen muß, wurde es aber, seit der Massentourismus Simbabwe entdeckt hat. Händeringend weisen seine Verfechter darauf hin, dass Ausländer ja über höhere Einkommen verfügten. Dass sie sich diese Reise leisten könnten, belege schon ihren relativen Wohlstand. Dem sind sechs Argumente entgegenzuhalten.

1. Leistung. In keinem Fall werden Preise für Einheimische unter dem echten Wert veranschlagt. Seien Sie versichert, dass sich kein Hotelier Landsleute einlädt, um mit ihnen Verluste einzufahren.

2. Kosten. Ausländer verursachen keine höheren Kosten oder mehr Ärger als Einheimische.

3. Steuern. Keine der Dreipreis-Einrichtungen wird durch Steuergelder unterstützt, woraus sich ein Recht der Steuerzahler auf Ermäßigung ableiten ließe. Sogar das Zweipreissystem in den Nationalparks ist verlogen, weil der Staat von Park- und Übernachtungsgebühren nur einen kleinen Teil in die Parks re-investiert.

4. Devisenabfluß. Viele Unterkünfte mit Dreipreissystem gehören ausländischen Gesellschaften. Seit dem Ende staatlicher Devisenbewirtschaftung bleiben deren Gewinne also nicht einmal im Lande.

5. Lohn. Unabhängig davon, ob sie Einheimischen oder Ausländern dienen, verdienen Angestellte gleichbleibend wenig. Solange deren Löhne nicht auf westliches Niveau gehoben werden, gibt es keinen Grund, den Gästen westliche Preise abzuknöpfen.

6. Vorbild. Es gibt genügend Beispiele aus aller Welt, dass sich Mehrpreissysteme zum schlechten Vorbild für die Bevölkerung entwickeln. Warum, so muß sich “der einfache Mann” fragen, sollen wir Ausländer nicht auch schröpfen, wenn es unser Staat und die großen Unternehmen so dreist vormachen?

Zwar macht es Sinn, für die Verbotene Stadt in Peking diejenige (hohe) Eintrittsgebühr zu verlangen, die durch Instandhaltungs- und Personalkosten nötig erscheint, und dann Einheimische, von denen wenige diesen Betrag zahlen könnten, billiger reinzulassen; schließlich sollen sie nicht von ihrer eigenen Geschichte ausgesperrt bleiben. Doch darum geht es in Simbabwe nicht. Europäern mit schlechtem Wohlstandsgewissen bieten sich viele Möglichkeiten, das Land und seine freundlichen Menschen zu unterstützen. Spitzenhotels viel Geld in den Rachen zu werfen - das ist keine davon.