Reform
Moderne Zeit
Landreform
Noch immer besitzen 4500 weiße Großfarmer den größten Teil des kultivierbaren Landes. Auch die Privatwirtschaft befindet sich zu 90% in Händen von Weißen, die 1% der Bevölkerung ausmachen. Wirtschaftsprobleme führt der Präsident daher abwechselnd auf Hexen und Verräter, Weltkapitalismus oder Sabotage zurück. O-Ton: Die Weißen sind Feinde, die es verdient hätten, erschossen zu werden, und deren Leichen den Hunden vorgeworfen werden sollten. (dpa, 7. Juni 1996)
Als noch die Weißen die Geschicke des Landes bestimmten, mußten Schwarze auf Farmen, in Bergwerken arbeiten oder sich mit einem kargen Dasein in Stammesgebieten (damals Tribal Trust Lands, heute Communal Lands) bescheiden. In diesen Gebieten ist noch immer das unselige Erbe von Übervölkerung und Überweidung zu erkennen. Mit Einsatz und Glück kommen Subsistenzbauern über die Runden, doch meist müssen sich die Männer saisonweise als Hilfskräfte in Minen oder Industrie verdingen.
Eine gerechtere Verteilung von Grund und Bodenschätzen hatte Mugabe im Buschkrieg gepredigt, die 80er Jahre hindurch versprochen, doch bis in die 90er Jahre kaum umgesetzt. Nach offiziellen Angaben wurden bis 1996 über 3,4 Millionen Hektar aufgekauft und an 60.000 Familien verteilt. Doch viele Farmen gehen nicht an Kleinbauern, sondern an Kabinettsmitglieder. Joshua Nkomo besitzt die größte Farm des Landes (324.000 Hektar), auch treue Leute aus Mugabes Umfeld kommen nicht zu kurz.
1997 verkündet die Regierung, dass ungenutztes oder unbewohntes Land enteignet werde, damit sich landlose Familien darauf niederlassen können. Sofort stößt das Programm auf Widerstand der Farmer (die angemessen zu entschädigen sind). Bereits unter den ersten enteigneten Grundstücken sind nur wenige ungenutzt. Immer stärker wird ruchbar, zu welch erbärmlichem Schmiergeldsumpf die Enteignungen degenerieren. Anfang 1998 muß Mugabe sie auf Druck seiner Kreditgeber EU und IWF stoppen.
Seit September 1998 verfolgt die Regierung einen neuen Plan. Bis zum Jahr 2003 soll jeder zweite Hektar aus weißem Besitz aufgekauft und an 150.000 schwarze Familien verteilt werden. Die Hälfte der Kosten von rund 4 Milliarden Euro werde von Geberländern übernommen, hofft Harare. Diesmal bestehen die Geber aber auf Transparenz. Diesmal soll wirklich etwas gegen die Armut auf dem Lande getan werden. Während die Regierung das zusichert, entsendet Mugabe Truppen in den Bürgerkrieg im Kongo - einen entfernten Konflikt, der Simbabwes Sicherheit nicht im geringsten berührt, der den Staat jetzt aber 700 000 Euro pro Tag kostet.