Aktuell
Ausblick
Wirtschaft und Politik
Simbabwes Wirtschaft und Politik sind aus dem Takt geraten. Auf das Haushaltsdefizit antwortet die Regierung mit ständig neuen Steuern (die auch Reisende betreffen), anstatt den Verwaltungsapparat zu entblähen oder die Verschwendungssucht höchster Stellen einzudämmen. Der Korruption scheinen kaum noch Grenzen gesetzt, öffentliche Aufträge gehen an Firmen mit guten Beziehungen statt guten Angeboten. Gewerkschaften treten immer radikaler gegen den Parasitismus der Regierung auf.
Deren Hilflosigkeit verdeutlichen die Maismehlunruhen im Januar 1998. Veteranen aus dem Buschkrieg sagt Mugabe Pensionen in Höhe von 360 Millionen Euro zu, nachdem sie gegen ihre armselige Existenz und die Korruption der herrschenden Kaste protestiert hatten. Zur Finanzierung seiner Zusage werden Steuern für Grundnahrungsmittel soweit angehoben, dass sich ihr Preis innerhalb von vier Monaten verdoppelt. Unruhen nimmt Mugabe die Spitze, indem er androht, 1500 weiße Farmer entschädigungslos zu enteignen. Das führt aber zu Währungsverfall und neuem Druck der Geberländer. Daraufhin gehen endgültig Hunderte auf Harares Straßen. Erstmals wird die Armee gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt. Es kommt zu Plünderungen und sechs Toten. Unterdessen bestellt die Regierung eine neue Mercedes-Flotte für die 54 (!) Minister.
Dennoch gibt es Hoffnungsschimmer. Gewerkschaften und Gerichte sind recht frei und sich ihrer Stärke bewußt. Das Parlament, obzwar von Mugabes Zanu-PF dominiert, stellt sich wiederholt gegen den Präsidenten. 1990 stimmt es gegen die Verankerung des Marxismus in der Verfassung. 1997 läßt es u.a. untersuchen, welche Staatsbeamten 41 Millionen Z$ aus einem Fonds für Bürgerkriegsopfer veruntreut haben und warum die Firma eines Mugabe-Neffen den Flughafen Harare ausbauen darf, obwohl billigere und bessere Entwürfe vorlagen. Noch gibt es kritische Printmedien, die solchen Geschichten nachgehen.
Simbabwe wurde wegen Verletzungen von Menschenrechten und der Verschiebung der Wahlen 2002 vom Commonwealth suspendiert. Die unabhängige Tageszeitung Daily News wurde verboten. Im Dezember 2003 trat das Land aus dem Commonwealth aus, nachdem es im Vorjahr wegen Wahlfälschung zeitweise ausgeschlossen worden war. Die wichtigste Oppositionspartei ist seit Mitte der 1990er Jahre die MDC (Movement for Democratic Change), die vor allem aufgrund der zunehmenden Unzufriedenheit ihre Basis stetig verbreitern konnte.
Infolge der Enteignungen, von korrupter Devisenbewirtschaftung und der aufrecht erhaltenen hohen Rate der Agrarexporte verschlechterte sich die soziale Lage, besonders auf dem Lande. Die wirtschaftliche litt nicht zuletzt darunter, dass in Simbabwe eine HIV/AIDS-Pandemie wütet; nach Schätzungen der UNO leidet ein Drittel der Bevölkerung daran.
Mitte der 1990er Jahre begann Präsident Mugabe eine weitere Kampagne, gegen Homosexualität, die er als unnatürlich und ´unafrikanisch´ darstellt. Homosexuelle - die für Mugabe "minderwertiger als Schweine" sind - können mit 10 Jahren Gefängnis bestraft werden. Angesichts seines hohen Alters muß (2005) in näherer Zukunft mit seinem Abtritt und einem u. U. heftigen Machtkampf gerechnet werden.