Helden

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Die Helden Simbabwes

Ian Smith

Im April 1964 wählen die Rhodesier einen asketischen, konservativen Farmer zu ihrem Präsidenten. Entschiedener als seine Vorgänger fordert er von London die Unabhängigkeit. Doch in Premier Harold Wilson, auch frischgewählt und noch voller Labour-Ideale, findet Ian Smith ein Gegenüber wie Granit. Drei Bedingungen stellt Wilson für sein Ja-Wort: Gleichberechtigung der Rassen, allgemeines Wahlrecht, Abstimmung über die Unabhängigkeit. Für Smiths weiße Landsleute ist eine Mehrheitsentscheidung aber undenkbar. Im Dezember 1964 erklärt er Rhodesien auf eigene Faust für unabhängig.

Umgehend verwirft London diesen Schritt als illegal und verhängt Wirtschaftsstrafen, denen sich 1968 die UNO anschließt. (Allerdings hält sich kaum ein westliches Land an die Sanktionen, selbst britische Firmen verstoßen reihenweise dagegen.) Stattdessen liefern sie Rhodesien einen willkommenen Anlaß, die Inlandsproduktion zu steigern und so aufzufächern, dass seine Wirtschaft blüht wie nie zuvor.

Die Einsicht, dass vom Ausland keine Hilfe zu erwarten ist, setzt der Stillhaltetaktik der schwarzen Parteien ein Ende. Sie entschließen sich zum Guerillakrieg, der mit lokalen Schlägen beginnt, in den 70er Jahren aber landesweit entbrennt. Die Kämpfer sind im Busch zuhause und gehen gezielt gegen weiße Einrichtungen vor. Für viele Weiße, in Afrika geboren und aufgewachsen, bricht die einzige Welt zusammen, die sie kennen. Scharenweise werden Farmen in den Highlands aufgegeben, wo die Kämpfe besonders brutal toben. Unterdessen schickt auch die Regierung ihre glänzend gerüstete Armee in den Busch. Bürgerwehren der Farmer folgen ihr und springen genauso rücksichtslos mit Zivilisten und Gegnern um wie die Guerilla.

Buchstabensuppe

Ausgerechnet B.J. Vorster und Kenneth Kaunda, den Staatschefs von Südafrika und Sambia, gelingt es im Dezember 1974, ihren rhodesischen Kollegen zum Waffenstillstand zu überreden. In einem Akt seltener Klarsicht entläßt Ian Smith afrikanische Führer, darunter Joshua Nkomo, Ndabaningi Sithole und Robert Mugabe, aus dem Knast. Deren Friedensverhandlungen sind jedoch von Anfang an vergiftet. Smith macht den Afrikanern keine Zugeständnisse, und die zerstreiten sich untereinander so gründlich, dass selbst alte Hasen in der Buchstabensuppe voller Zs den Durchblick verlieren.

Parteichef Abel Muzorewa verstößt Joshua Nkomo aus dem panafrikanisch gesinnten ANC, mit dem die Zapu sich vereint hatte. Die Zanu bricht im zwei Flügel, unter Herbert Chitepo und Ndabaningi Sithole, bzw. unter Robert Mugabe in Mosambik. Als ein weißes Killerkommando 1975 seinen “Parteigenossen” Chitepo in Lusaka tötet, fällt Mugabe die alleinige Leitung in den Schoß. Im Januar 1976 gründen Mugabes Zanu, hinter der v.a. Shona stehen, und Nkomos Zapu, von Ndebele geprägt, eine Patriotic Front (PF). Zugleich werden die Parteimilizen Zanla und Zipra zur Zimbabwe People´s Army unter Rex Nhongo vereint; die erhoffte Solidarität bleibt aber in der Realität aus.

Zweite Chimurenga

Nach dem Fehlschlag der Friedensgespräche 1975 erreicht der Buschkrieg eine neue Stufe der Grausamkeit. Wie in allen afrikanischen Konflikten mischen die Supermächte und ihre Stellvertreter kräftig mit. Während die Sowjets besonders Nkomos Einheiten unterstützt, steht auf Seiten des geächteten Ian Smith offiziell nur Südafrika; Waffen liefern aber v.a. westliche Schmieden. Mit jeder Guerillaaktion steigt die Zahl weißer Auswanderer, der Wirtschaft droht der Zusammenbruch.

In dieser Zwangslage zückt Ian Smith die letzte Karte: Geheimverhandlungen mit Joshua Nkomo. Wenn der wichtigste Guerillaführer einlenke, werde Smith seine Notpartner fallenlassen. Dass sich Nkomo standhaft zeigt, gilt als entscheidender Faktor für die spätere Entwicklung. Endlich ist Ian Smith gezwungen, 1978 allgemeine und freie Wahlen auszurufen. Die PF verweigert ihre Teilnahme, und so gewinnt Pfarrer Abel Muzorewa, der als leichtgewichtiger Übergangspremier angesehen wird. Doch immerhin, die weiße Alleinherrschaft in Rhodesien ist beendet: Another Piece of Red left my Atlas today (Bob Geldof).