Moderne Zeit
Ein-Mann-Staat
Moderne Geschichte: Ende des 20. Jahrhunderts
Lange hält die Euphorie aber nicht an. Der Terror der Fünften Brigade zeigt unter Mugabes Gegnern Wirkung. Als sich 1990 nochmals eine Gegenpartei, Zimbabwe Unity Movement unter Edgar Tekere, zur Wahl stellt, reicht ein (mißglücktes) Attentat, um sie verstummen zu lassen. Zwar kann Robert Mugabe kein Ein-Parteien-System durchsetzen, doch er hat Simbabwe zum Ein-Mann-Staat gemacht. Zwischen Partei, Staat und Regierung gibt es keine Trennung mehr, Mugabe selbst ist Präsident (seit 1987), Parteivorsitzender und Armeechef. Die Begeisterung seiner Landsleute hält sich in Grenzen.
Zur Präsidentenwahl im März 1996 tritt kein Gegenkandidat an. Die einzigen Herausforderer, mehrfach zusammengeschlagen und bedroht, geben Tage vorher zermürbt auf. Daraufhin gehen nur 31,3% (!) der Stimmberechtigten für den Amtsinhaber zur Urne, nicht einmal alle Mitglieder von Mugabes Partei.
Durch Hofschranzen vom Alltag abgeschirmt, fällt die Führungsschicht des Landes durch Ignoranz auf. 1998 sinken die Realeinkommen unter den Stand von 1970. Über 1,5 Millionen Simbabwer sind ohne Arbeit, mancherorts liegt die Quote bei 40-50%. Gleichzeitig erhöht die Regierung in munterer Folge ihre Bezüge. Wenige Tage, nachdem er Arbeiter aufgefordert hat, den Gürtel enger zu schnallen, verdoppelt Mugabe im Nov 1995 sein Gehalt. Ein halbes Jahr später heiratet der 73jährige Präsident seine 32jährige Ex-Sekretärin Grace Mafuru, mit der er bereits zwei Kinder hat. Weil daraus eine kostspielige Staatsaffäre mit 20.000 Gästen wird, treten Hunderte von Staatsangestellter in den Streik.
Es ist sicher nicht ohne Vorläufer, dass die in einem Bürgerkrieg siegreiche Seite sich die Taschen füllt. Aber Simbabwe ist einzigartig. In weniger als zehn Jahren hat sich das Land, begleitet von marxistischer Rhetorik, seine eigene Herrschaftsklasse geschaffen. (Ein UN-Abgesandter)
Bei einer Würdigung des Präsidenten darf man nicht vergessen, wieviel der Katholik und pragmatische Marxist erreicht hat. Trotz enormer Gegensätze zwischen wenigen reichen Weißen und der Masse armer Schwarzer schaffte er es, den Rassenkrieg zu beenden. Seither können Weiße unbehelligt ihren Geschäften (und damit Exporterlösen) nachgehen. Stevie Wonders Masterblaster beschreibt noch euphorisch die Zeit, als Simbabwe in den 80er Jahren funktionierte. Damals galt es als Hoffnung eines demokratischen Afrika, das zur Selbsthilfe doch fähig sei. Motor, Kopf und Symbol dafür (SZ) war allein Robert Mugabe, der neben sich keine fremden Götter duldete. Er trat immer und überall als Moralapostel und Ideologe des befreiten Afrika auf. Doch die Welt hat sich geändert, der Präsident wird seinem eigenen Anspruch nicht mehr gerecht.