Protektorat

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Botswana in der Geschichte

Protektorat

Im Jahre 1836 erreicht der erste Burentreck auf der Suche nach neuen Siedlungsflächen das Gebiet der Tswana. Vor der britischen Herrschaft am Kap und dem Verbot der Sklavenhaltung geflohen, halten sich die meist einfach gestrickten Buren für die Kinder Gottes. Ihr Gott setze sie über die “vernunftslosen” Stämme, denen sie auf dem Großen Trek begegnen. Deshalb gehöre alles Land, auf das sie ihren Fuß setzten, ihnen. Insgesamt 20.000 Buren strömen mit der Bibel in der Linken und dem Gewehr in der Rechten ins Territorium von Zulu und Tswana. Sie proklamieren 1842 den Freistaat Oranje, der zunächst britisch bleibt, und 1852 die Republik Transvaal (1853 Südafrikanische Republik), der die genervten Briten im Vertrag von Sand River ihren Segen erteilen.

Erst im Zuge des kolonialen Afrikawettlaufs interessieren sich die Briten plötzlich für den Sandhaufen. Er liegt auf dem Weg vom Kap zu den Bodenschätzen, die in Rhodesien vermutet werden. (Glatt daneben, Botswana wäre die Lösung gewesen!) 1877-81 zwingen sie die renitenten Siedler unter die Oberhoheit der Krone zurück. Als Buren trotzdem auf Tswanagebiet auftauchen, erklärt London 1885 das Gebiet nördlich von Molopo und Limpopo kurzerhand zum Protektorat Betschuanaland.

In den folgenden Jahren achten Missionare, namentlich die London Missionary Society, darauf, dass die britischen Empire-Bauherren um Cecil Rhodes wenigstens ein Mindestmaß an Tswanaautonomie achten. Im Gegenzug müssen die Häuptlinge den Einbruch von christlichem Glauben und westlichen Sitten, Geldwesen und Steuern in ihre Kultur zulassen. Doch das Protektorat steht auf schwachen Beinen.

1895 bricht die Maul- und Klauenseuche aus. Seit 1920 sind Südafrika und Rhodesien Selbstversorger bei Mais und nicht mehr auf Betschuanaimporte angewiesen. 1925 bringt ein südafrikanisches Embargo die Rinderexporte zum Erliegen. Betschuanaland steht unter enormem Druck, sich “freiwillig” der 1910 gegründeten Südafrikanischen Union anzuschließen. Den Tswanahäuptlingen entgeht aber nicht die Rassenunterdrückung, die die Herren jenseits des Limpopo immer tiefer verankern - sie sagen Nein.

Seretse Khama

Der bedeutendste unter ihnen, Ngwatohäuptling Khama III., war 1923 gestorben. Seinen Nachfolger Sekgoma ereilt 1925 das gleiche Schicksal. So geht die Thronfolge an Sekgomas Sohn Seretse Khama. Weil der erst vier Jahre alt ist, übernimmt der 21jährige Onkel Tshekedi Khama die Regentschaft. Durch enge Anlehnung an die Krone kann er dem Protektorat die Eigenständigkeit gegen Südafrika sichern. Im Zweiten Weltkrieg kämpfen 10.000 Tswanafreiwillige im African Pioneer Corps auf britischer Seite. Die kleine Elite des Landes geht zum Studium nach England.

Auch Seretse Khama folgt diesem Vorbild. Während des Studiums lernt er Ruth Williams kennen und heiratet sie, eine Weiße. Dieser Bruch der Tswanasitte ist Regent Tshekedi und den Rassentrennern in Pretoria ein Kameldorn im Auge. Beide Parteien setzen durch, dass London dem inzwischen volljährigen Seretse die Häuptlingswürde und sogar die Einreise ins Protektorat verweigert - was für Tshekedi zufällig zur Folge hat, dass er Herrscher bleibt. Verbittert schwört der 35jährige Seretse seinem Thronanspruch ab, versöhnt sich mit dem Onkel und darf 1956 endlich in die Heimat zurückkehren.