Kulisse

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Buschleute

Rückzug, bis es nicht mehr weiterging

Über die San, das verlorene Volk der Kalahari, wurden schon die traurigsten Geschichten geschrieben, erzählt und gefilmt. Die bekannteste Darstellung ihres Lebens und ihrer Klicksprache liefert im Dienste leichter Unterhaltung Pieter Uys´ Spielfilm “Die Götter müssen verrückt sein” (Südafrika 1988).

Wahrscheinlich haben die Vorfahren der San das südliche Afrika schon vor 30.000 Jahren bewohnt. Als nomadisierende Jäger und Sammler zogen sie in kleinen Familiengruppen durch die Savanne, eine durch und durch mobile Gesellschaft, ständig auf den Spuren von Wasser, Beute, eßbaren Pflanzen. Sie besaßen weder Tiere noch Vorräte, die Vorstellung von Eigentum war ihnen fremd. In jeder Gruppe sollte zwar ein Oberhaupt die Verbindung mit den Vorfahren herstellen und bewahren.

Ansonsten gab es aber keinen Führungsanspruch. Die Rechte des Einzelnen wurden nicht angetastet. Entscheidungen bedurften der Zustimmung aller. Wie bei allen Naturvölkern herrschte Arbeitsteilung. Frauen widmeten sich den Kindern und der Nahrungssuche, Männer gingen auf die Jagd oder suchten mit. Von ihrem Leben in Harmonie mit der natürlichen Umgebung erzählen heute noch Tausende von Felsmalereien zwischen Lesotho, Namibia und Simbabwe - die einzigen dauerhaften Spuren der San.

Mit dem Eindringen westlicher Zivilisation verschwand die Welt der San unwiederbringlich. Wenige vermochten sich auf die Erfordernisse der neuen Zeit umzustellen. Eines der friedlichsten Völker der Geschichte stand ihr von Anfang an wehrlos gegenüber. Anders als die Bantustämme, die von Buren und Briten ihres Landes beraubt wurden, setzten San nie Gewalt zur Verteidigung ihrer Lebensgrundlagen ein. Sie zogen sich stattdessen in die Kalahari zurück und wurden darin immer weiter eingeschnürt, bis Rückzug nicht mehr möglich war.

Heute leben noch etwa 50.000 San, davon 30.000 in Botswana, 18.000 in Namibia, einzelne Gruppen in Südafrika, Simbabwe, Sambia und Angola. Jedem dieser Länder gelten sie als Bürger zweiter Klasse. Die wenigen San, die Arbeit finden, verdingen sich auf Rinderfarmen. Die meisten versumpfen zwischen Alkohol und Almosen. Vom Staat mit sanfter Gewalt zur Seßhaftigkeit überredet, werden ihnen seelenlose Siedlungen an Bohrlöchern im westlichen Botswana und im östlichen Namibia überlassen.