Mit dem PKW
Mit dem Auto
Rentier von links
Wer glaubt, möglichst menschenleere Gegenden erkunden zu müssen, kommt um einen fahrbaren Untersatz nicht herum. Ansonsten läuft man Gefahr, einige Zeit an Bushaltestellen verbringen zu müssen. Zeitgewinn und Unabhängigkeit muß jeder gegen die bekannten Übel des Autotourismus abwägen. Sicher: auch Autofahren geht ins Geld, nicht zuletzt natürlich wegen der nötigen Fährstrecken.
Kurzfähren, finnisch Lossi, gelten als Teil der Straße und sind deshalb kostenlos. Wer sich zu dritt oder viert auf den Weg macht, sollte die Kosten von der eigenen Haustür an ruhig einmal durchrechnen, samt Campingplatzgebühren.
Fertig? Dann stellen wir diesen die Ausgaben für Interrail-Karte (oder Finnrail-Paß) zzgl. Unterbringung in JHs Campingplätze liegen häufig einige Kilometer außerhalb entgegen. Wer nach dem Motto »möglichst viel in möglichst kurzer Zeit abhaken« reist, stellt auch den Zeitgewinn in Rechnung. Aber gewiß doch, time is money, auch und gerade im Urlaub ... Soviel steht fest: zu zweit kommt das Auto merklich teurer als die Kombination Zug + JH.
Fahrstil, Geschwindigkeit, Kraftstoff: alle Hauptstraßen präsentieren sich in einem guten Ausbauzustand, während Nebenstrecken häufig arg ramponiert sind. Im hohen Norden braucht man bloß die ausgetretenen Pfade zu verlassen, schon endet der Asphalt.
Die Höchstgeschwindigkeit ist, je nach Ausbauzustand und Rang der Straße, auf 60, 80 oder 100 km/h beschränkt. Auf Autobahnen gelten 120 km/h, innerhalb geschlossener Ortschaften 50 km/h. Jedes Kraftfahrzeug muß außerhalb von Ortschaften auch tagsüber mindestens mit Abblendlicht fahren. Gurte sind vorne und hinten Pflicht, wobei es nicht auf das bloße Vorhandensein, sondern auf das Anlegen ankommt! Polizeikontrollen häufen sich an Wochenenden im Umkreis von Diskotheken. Beim Thema Alkohol am Steuer verstehen die finnischen Ordnungshüter zurecht keinen Spaß. Höchst zulässige Alkoholmenge im Blut: 0,5 Promille. Übertretungen führen ausnahmslos zu Geld- und Haftstrafen; spätestens ab 1,5 Promille schmückt ein chromglänzendes Paar Handschellen beide Handgelenke. Eine Faustregel wissen auch wir nicht, aber ab dem vierten Bier möchten wir nicht in der Haut des Alkoholsünders stecken.
Im Norden nutzen auch Rentiere oder Hirsche die Straßen zur Fortbewegung. Schließlich waren sie zuerst da! Vor Stellen mit häufigem Wildwechsel warnen Verkehrsschilder, nur kümmern sich die lieben Tierchen nur in Ausnahmefällen um die Vorschriften. Also runter vom Gas und die Bankette links und rechts der Straße im Auge behalten. Rene halten sich dort häufig in Rudeln auf, um kurz vor dem Abendessen den sonderbar stinkenden, blechernen Artgenossen nachzublicken. Hin und wieder springt dann eines der Tiere urplötzlich auf die Fahrbahn; meist genau in dem Augenblick, da wir weder Ausweichen noch Bremsen oder die Kollision vermeiden könnten. Falls es zu einem Wildunfall kommen sollte, wegen einer möglichen Entschädigung nicht des Autofahrers, sondern des Renhalters! die Polizei zur Unfallstelle rufen (Notruf 112).
Bleifrei tanken ist im ganzen Land möglich. Drei Kraftstoffarten stehen zur Wahl: Super (99 Oktan), bleifreies Benzin (95 Oktan) und Diesel. Die Bezinpreise bewegen sich im Rahmen des Gewohnten, sind für unseren Geschmack also zu niedrig. Im Süden findet sich etwa alle 50 km eine Tankstelle, im Norden alle 100 km (!). Die Zapfsäulen bleiben gewöhnlich von 7-21h geöffnet. An Sonntagen gelten allerdings Einschränkungen. Dann helfen nur noch Selbstbedienungs-Tankstellen mit Automatiksäulen, zu erkennen an der Aufschrift »Automatic«.
Wer sich und der Umwelt einen Gefallen tun möchte, benutzt den Autoreisezug auf den Strecken Helsinki-Kontiomäki-Oulu-Rovaniemi-Kolari, Tampere-Rovaniemi-Kolari oder Turku-Rovaniemi.