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Musik und Tanz

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Musik & Tanz

Wie steppt der Bär?

Im Sommer stehen eine Reihe größerer Städte kulturell ganz im Zeichen renommierter Festivals: ob Musik in Helsinki oder Oper in Savonlinna. In den Parks produzieren sich Bands aller Couleur, ohne auch nur einen Penni Eintritt zu verlangen. Um jedoch mit der örtlichen Jugend an einem Wochenende in Kontakt zu kommen, müssen wir uns schon zu den Diskotheken aufmachen: dort dröhnt der leidlich bekannte musikalische Einheitsbrei aus den Lautsprechern, und den Diskjockeys fehlt es wie den meisten bei uns an Originalität. »Disco« pur eben, wie man es sich ungeschminkter nicht vorstellen kann. Wenigstens kommt man mit den Leidensgenossen ins Gespräch. Mit wirklich netten Leidensgenossen übrigens! Wir brauchen uns also um die Abende nicht zu sorgen. Schöne Jungs und hübsche Mädels haben wir nie mehr pro Quadratmeter gezählt. Die »Anmache« verläuft in erfreulich humorvollen und sympathischen Bahnen und bietet uns endlich wieder einmal Gelegenheit, unser verstaubtes Schulenglisch hervorzukramen. Wer als kleiner Shakespeare oder Virginia Woolf Furore machen sollte, sei daran erinnert, dass auch in Finnland gilt: »lieber Latex, lebst du länger«.

Was ein rechter finnischer Nachtschwärmer ist, der kann´s kaum erwarten. Mit anderen Worten: ab 21.30h darf man am Wochenende schlangestehen. Und bis man´s endlich geschafft hat (möglichst ohne Einsatz der Ellenbogen), nachdem die ersten schon wieder gehen, geht schnell ein Stündchen ins Land. Am Eingang wacht üblicherweise ein muskulöser Türsteher, der die Intelligenz mit eisernen Löffeln gefressen hat, darüber, dass Minderjährige und von minderwertigem Wein Besäuselte sich nicht ins Innere verlaufen können. Unter der Woche ist für alle um 1h Schluß, am Wochenende um 2h, ausnahmsweise auch mal um 3h. Zapfenstreich um 2h bedeutet zugleich »Zapfenstreik« um 1h und Ende der Musik um 1.30h. Bis dann ein jeder den Weg an die frische Luft gefunden hat, schlägt die Turmuhr zweimal. An dieser Regelung gibt´s nichts herumzudeuteln, Ausreden und Argumente können wir uns sparen. Übrigens: wie alle Nordlichter legen auch die Finnen verstärkt Wert auf ein sicherheitsbewußtes Verhalten. Daran sollten insbesondere Autofahrer denken. Während man in unseren Breiten noch »erlaubte« Bierchen und Schnäpschen zählt – wo kämen wir denn auch hin, wollten wir drei Viertel der Bevölkerung einfach kriminalisieren! – hat der Spaß hier oben schon lange ein Ende gefunden. Lieber nüchtern und lebendig als blau und mausetot! Dafür sorgen im Notfall vor den einschlägigen Lokalen postierte uniformierte Herren, die an Freitag- und Samstagabenden gerne ausgiebig patrouillieren. Geldstrafen, Führerscheinentzug und eine Nacht auf dem Revier ... die finnische Polizei fackelt nicht lange. Machen wir´s also wie die Einheimischen, selbst wenn sie von weit außerhalb kommen, und bestellen uns ein Taxi. Oder einer aus der Gruppe opfert sich und verzichtet einen Abend lang aufs Trinken.

In den meisten Diskotheken kommt man nicht umhin, seine Jacke in der Garderobe abzugeben und wird dazu auch noch zur Kasse gebeten. Na, dann kommen wir eben nur im Hemd. Wegen der Alterskontrollen sollte man seine Papiere aber stets bei sich tragen. Korrekte Kleidung ist angebracht, Bermudas mit Fransen aussichtslos.

Am Wochenende steht jede Stadt Kopf: ab 21h findet sich kaum noch ein Achtzehn- bis Dreißigjähriger, der nicht schon einige Biere in der Krone hätte. Wie übertreiben nur leicht. Unschöne Spuren plötzlicher Übelkeit auf den Bürgersteigen, torkelnde Gestalten, finstere Blicke und das alles im Licht der Mitternachtssonne: so sieht das Inventar feucht-fröhlicher Abende im Norden aus. Da kann es schon mal zu unverhohlenen Aggressionen kommen. Also, immer ruhig Blut.