Traumhafter Rundgang

Begeisterung in der Dunkeltheit

Codorniu SA

Trotz der hierzulande großen Bekanntheit von Freixenet reise man besser ein Stück weiter zu „Codorniu“, der größten und prachtvollsten Sektkellereianlage der Welt. Dort bestechen nicht nur die in die Natur eingebettete Schlossanlage und die historischen Kellereien wesentlich mehr, sondern die Führung beinhaltet neben unterirdischen Kellergewölben auch einen Rundgang auf dem traumhaften Privatgelände. Ein unvergesslicher, einzigartiger Besuch für Kinder ebenso wie für Erwachsene, denn was die äußerst lohnenswerte Tour so zeigt, ist nur selten zu sehen.


Der ausdrücklichen Bitte, in diesem Teil bei der Gruppe zu bleiben und die anderen Wege privat zu belassen, folge man. Wer weiß, wie lange die Familie Gästen sonst Gelegenheit zur Betrachtung der Privatanlage bietet.
Vom großen Parkplatz am Schloss führt ein wunderschönes Tor auf das Gelände. In dem historischen Weingebäude rechter Hand melde man sich zu einer der vielen Führungen an. Wunschsprache angeben! Besucher bekommen eine „Visita“-Nummer und warten sodann auf den Beginn dieser Tour. Sie beginnt mit einem professionellen Film über die Geschichte und die vielen Zukäufe von Weingütern weltweit in den vergangenen Jahrzehnten.


1872 gegründet, führt heute bereits die siebzehnte Generation Codorniu. Als eigentliches Geburtsdatum der Codorníu-Raventós-Dynastie gilt allerdings die Hochzeit von Ana Codorníu und Miquel Raventós 1659. 1872 hat insofern große geschichtliche Bedeutung, als José Raventós zu diesem Zeitpunkt den ersten Schaumwein nach klassischer "Méthode Champagnoise" in Spanien herstellte. Im 19. Jh. ließ Manuel Raventós die berühmten, sehenswerten Keller mauern. Die imposante modernistische Codorníu-Bodega, eine der legendären Cavakathedralen und seit 1976 historisches Kunstdenkmal, erdachte Josep Puig i Cadafalch zusammen mit dem katalonischen Modernismo-Genie Antoni Gaudí.


Heute stellt das Önologenteam von Juan José de Castro mit modernster Kellereitechnologie Weine her. Die rund 27 Mio. Flaschen Cava reifen wie in alten Zeiten mit viel Ruhe im dreißig Kilometer ausgedehnten Kellerlabyrinth, das bei der Führung in Teilen beschritten wird. Schier unendlich erscheinen die vielen dunklen, unterirdischen Gänge mit unzählbaren Flaschen Cava. Ein ausgeklügeltes logistisches Flaschenlagersystem, wohl einzigartig in Europa.


Kinder sind schon begeistert, wenn es nach dem Rundgang auf den Parkanlagen endlich in die Dunkelheit geht. Über steile Stiegen gelangen Besucher in das besonderes „Reich“ der Flaschen. Viele Etagen geht´s (unbeschwerlich) hinunter, deren kilometerlange Tunnel allerdings neben einem bleiben. Der hier lagernde, bereits abgefüllte Wein verwandelt sich bei der zweiten Gärung in „Cava“. Kennzeichnungen an den Tunneln weisen auf den jeweils gelagerten Jahrgang hin. Der lange Alterungsprozess endet mit dem Degorgieren, der Entfernung der abgesetzten Hefe und Zusetzung ("Versanddosage") einer bestimmten Mischung aus Weinen und Zucker. Die Qualitäten unterscheiden sich aufgrund der dazu verwendeten Cuvees (Weinsortenschnitt) stark. Vom banalen, mit einfachem Prosecco vergleichbarem, bis hin zur Champagnerqualität stehen zum Schluss der Führung alle Richtungen zur Verkostung und zum Verkauf bereit. In dem liebevoll gestalteten, hauseigenen Geschäft erwirbt mancher Besucher Schätze, die daheim gar nicht verkauft werden. Bereits die edlen dunkelblauen Geschenkkartons und die noch edleren dunklen Wappenflaschen lassen Spaß aufkommen, zumal die Geschäftsinhaber mit ihren Preisen niemanden über den Tisch ziehen. Selbst ein kleiner Piccolo ist für wenig Geld zu haben.


Zum Weinladen, der sich wieder im historischen Gebäude befindet, wo die Führung begann, gelangt man übrigens mit einem elektronischen „Weinzug“. Der „choochootrain“ bummelt durch einen der vielen Tunnel, vorbei an unzähligen Cavaflaschen bis zum Aufzug. Ein unvergessliches Erlebnis für Kinder. Danach hat man einen Eindruck der 30 Kilometer Tunnel, prall gefüllt mit feinstem Cava.