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Madrid

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Spaniens Hauptstadt

Die Stadt der zwei Gesichter

1: Schmutzig, arm, unfreundlich und kriminell

Drei Millionen Menschen leben in der Hauptstadt Spaniens. Keine Stadt, selbst London nicht, zeigt größere soziale Gegensätze als Madrid. Der Tourist, der vornehmlich den Bereich der Altstadt mit Kathedrale und Königspalast aufsucht, ist schockiert, wenn er nicht vorbereitet ist auf diesen schmutzigen, armen und kriminellen Moloch.


Die Mülltüten, die Massen an Hundekot, leeren Pappkartons und anderem Verpackungsmaterial auf allen Straßen erwartet man nicht. Selbst vor Feiertagen wie Ostern oder Pfingsten wird nicht gesondert gereinigt. Die öffentlichen Mülleimer quellen über, die öffentlichen Parkgaragen auch; zerstörte Fahrstühle, vollkommen verdreckte, ewig nicht gereinigte Aufgänge, das alles ist Normalität hier. Naiv hatten wir im Hotel gefragt, ob die Müllabfuhr und Straßenreinigung streiken würden. „Nein, wieso?“ – die Antwort. Die „Gran Via“ stellt man sich vor wie die Kö in Düsseldorf oder den Ku’damm in Berlin. Weit gefehlt. Einige edle Geschäfte, ansonsten nur wenige schöne historische Gebäude (an der Einfahrt zur Gran Via – die Bilder, die in jedem Reiseführer abgedruckt sind) und immer wieder zerstörte Gebäude mit zugebretterten Fenstern. Mehr noch: In fast allen Nebenstraßen der Gran Via sieht man öffentliche Prostitution und Sexclubs. Mit kleinen Kindern traut man sich abends kaum essen zu gehen, weil man mit ihnen ja daran vorbei zurück zum Hotel muss.


Wohnungslose liegen reihenweise in den Vorräumen der Banken, wo die Geldautomaten stehen – vertrauensvoll Geld abheben geht anders.


Diese Straße hat eine besondere Geschichte: 1910 ordnete König Alfonos XIII. an, dort sage und schreibe vierzehn Straßen mit ihren Häusern nach und nach abzureissen, um sie durch eine Einkaufsstraße im Zentrum Madrids zu ersetzen. 327 Gebäude fielen diesem Wahn zum Opfer, unter anderem das historische Lara-Theater.


Die Einkaufsläden im exklusiven Viertel Salamancha sind um Längen edler, wenngleich die Gran Via zu den großen Einkaufszentren der Stadt zählt.


Beeindruckend sind die vielen schönen Parks, von denen hier einer exemplarisch ausführlich beschrieben wird; alle anderen sind in Kurzform erwähnt. Man kann tagelang durch wirklich schöne, zum Teil sogar sehr gepflegte Parks wandern.


Majestätisch und vornehm wirkt die Puerta de Alcalá, das Stadttor Madrids.


Für eine Besichtigung empfiehlt sich, die Gran Via Richtung Königspalast hinaufzulaufen bis zur Plaza de España und von dort nach links zum Palast.

Der Königspalast Madrid

Calle Bailén, 28071 Madrid, April-Sept. 9-18 h, So. und Feiertags 9-15 h; Okt.-März 9.30-17 h, So. und Feiertag 9-14 h. Wachablösung auf dem Exerzierplatz Plaza de la Armería nur jeden ersten Mittwoch im Monat um 12 Uhr.


Vor dem Besuch schaut man sich die herrlich angelegte Plaza Oriente vor dem Palast an. Von der Plaza de España kommend liegt sie links neben dem Palast. Sie diente ursprünglich dazu, einen Abstand zwischen dem „Volksgedränge“ und der königlichen Residenz zu schaffen. Vom Platz aus gibt es einen Nebeneingang zum Palast, der für Madridkarteninhaber ohne längere Wartezeit geschaffen wurde. Insbesondere, wenn man mit Kindern reist, lohnt der vorherige Erwerb dieser Karte (www.madridcard.com, Tel.: 0034 / 902 088 908).


Sonst läuft man ein Stück weiter Richtung Plaza de la Armería, an deren Seite sich der Haupteingang befindet. Je nach Tag muss man 20 (in der Woche) bis 40 Minuten (am Wochenende) einkalkulieren, um hinein zu gelangen.


Fragt man freundlich nach einem Plan – „no“, die alles umfassende Antwort. Fragt man als Journalist an drei verschiedenen Stellen des Palastes nach, wo man sich akkreditieren könnte: „No discount for journalist“. Einerseits braucht man Touristen, andererseits fühlt man sich schnell als unerwünschte Person. Hat man dann sage und schreibe acht Euro für den Palasteintritt bezahlt, sieht man nicht etwa wie in allen Prospekten schick gekleidete Wachen. Nein, der nackte Palast ohne jeglichen Blumenschmuck, ohne uniformierte Wachablösungen, dafür mit dringend zu streichenden Holzfensterläden und klemmenden Türen. Das gesamte Gebäude strahlt keinerlei Chic aus. Dass die königliche Kapelle einfach mal geschlossen wird und acht weitere Säle von insgesamt nur 30 ausgezeichneten nicht zugänglich sind, interessiert niemanden.


Auf Nachfrage, warum das so sei, einfaches Schulterzucken. Ein kleines Türchen für alle rein- und rauskommenden Touristen, auch mit Kinderwagen, das ist alles, da müssen eben alle mal warten – dabei gäbe es derer zwölf! Erklären lässt sich das durch den Umstand, dass der Palast nur noch für offizielle Empfänge der Staatsgäste und als Touristenattraktion genutzt wird; er dient nicht mehr als Königsresidenz.


Am interessantesten ist noch die hauseigene Apotheke, die den Königen vorbehalten war. Spannend, welch große Anzahl an Arzneien hier einmal aufbewahrt wurde!


Es empfiehlt sich ein Audioguide, der einem mitteilt, wo die Staatsgäste welche Treppen hinaufsteigen und in welchem Saal Empfänge stattfinden. Dazu erhält man einen kleinen Plan, auf dem die Nummern der Erklärungen eingetragen sind, die sich auch in den jeweiligen Räumen noch einmal finden. Leider sind nicht immer alle diese bezeichneten Räume geöffnet. Will man anschließend den Schlosspark besuchen, so muss man das Gebäude wieder verlassen, einen gesonderten Eingang wählen und wieder Eintritt bezahlen.


Hinter dem Königspalast gibt es weitere verschiedene Ebenen, so dass man zum Beispiel Richtung Parque de Atenas über die Kathedrale Serpentinen hinunterlaufen muss, vorbei an vielen schwarzen „Parkplatzanweisern“. Madrid ist unglaublich hügelig, so dass man ständig auf- und abläuft. Manchmal ist man auch mit einem Stadtplan richtig irritiert – man möchte in eine Straße abbiegen, die dann aber leider unterhalb liegt, so dass man erst einmal zwei Brücken weiter einige Stufen hinunterlaufen muss, um sie zu erreichen.

Altstadt

Von der Kathedrale aus begibt man sich in Richtung Calle Mayor und erkundet die Gassen um die Plaza Mayor. Historische Gebäude gibt es hier viele, besonders hervorzuheben ist der Palacio de los Duques de Uceda, heute Sitz des Generalkapitanats von Madrid, schräg gegenüber der Kathedrale. Die Plaza Mayor selbst wurde zwischen 1617 und 1619 vom Architekten Diego Silero erschaffen. Die beiden bedeutendsten Bauten sind die Casa de la Panaderia und die Casa de la Carnicería. Das Zentrum bildet das Reiterstandbild Philipps II, dem ersten in Madrid geborenen spanischen König. Der Platz hat neun Zugänge, die Tore sind, wie zum Beispiel das Tor Zaragoza, nach den Städten benannt, in deren Richtung sie ausgerichtet sind.