Rundreise

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Andere Aufgaben als geplant

Besuch der Trobriander-Insel-Gruppe

Eine sehr wortgewandte Unterstützung an Board

Am nächsten Morgen flogen wir um sieben Uhr nach Losuia auf Kiriwina Island, der Hauptinsel der vielen kleinen Inseln der Trobriander-Gruppe. Von dort durchquerten wir mit einem Bus die Insel bis Kaibola, wo wir das Kreuzfahrtschiff Melanesian Explorer bestiegen, und wo wir auf eine amerikanische Reisegruppe stießen, die bereits von Madang hierher gesegelt war. Wir lernten die „crew“ des Boots kennen: Kapitän Linus, der Koch Boaz, beide von den Trobrianderinseln, der Steward James aus dem Sepikgebiet, und andere, die sich um die Reisegesellschaft bemühten – ein buntgemischtes Trüppchen. Mich erkannten sie sofort als wantok an, als sie merkten, dass ich Tok Pisin sprach. Jan war eine ausgezeichnete Kreuzfahrtleiterin; jeden Abend bereitete sie die Gruppen auf den nächsten Tag vor. Sie beschrieb die uns erwartenden Ereignisse und Orte in anschaulichen, farbenfrohen Worten, ließ dabei immer wieder pikante, kleine Details einfließen, die nur ein Insider wissen konnte, um die Vorfreude zu wecken. Gleich am ersten Abend kam Frau Macks, die ältere Singledame meiner Gruppe, auf mich zugestochen und forderte wutbebend von mir: „Das kann ich Ihnen sagen, Sie sind ungefähr meine hundertste Reiseleiterin. Ich erwarte von Ihnen bei solchen Vorträgen, dass Sie neben mir sitzen und mir Wort für Wort übersetzen!“ Die anderen Mitglieder der Gruppe meinten, ich solle lieber von meinen Erfahrungen im Lande berichten – so waren von nun an meine Abende ausgefüllt mit der Übersetzung von Jans Rede, dann einem kleinen Vortrag über meine Erlebnisse in Niugini. Hernach hatte ich schon den Vortrag für den nächsten Abend auszuarbeiten, denn tagsüber waren wir mit Besichtigungen beschäftigt.

Ein Ehepaar meiner Reisegruppe wurde schnell zu meinem Beschützerpaar. Beide waren Ärzte aus Bayern, noch dazu mit einem „von“ vor ihrem Namen – sie waren ein so erfrischend natürliches Paar, nannten einander „Oide und Oida“, bei ihnen fühlte ich mich richtig aufgehoben, wenn mich wieder einmal Frau Macks in ihrer unschönen Art gedemütigt hatte. Sie boten mir das „Du“ an, und schon bald nannten Ina und Max diese Frau eine alte Hexe, und die Gruppe tat es ihnen flugs nach.


Ich möchte nicht pauschal die deutschen Reisenden aburteilen als Kulturbanausen, denn es waren auch ausgesprochen aufgeschlossene Menschen in meiner Gruppe, aber die wenigen, die ignorant und blasiert über die Schönheiten des Landes hinwegsahen, beherrschten die Reisegruppe eindeutig. Auf den Trobrianderinseln plapperten sie von Galapagos, im Sepikgebiet vom Amazonas, ansonsten „sahen“ sie mit ihren allzeit gezückten Kameras, so dass ich oft meinem amerikanischen Kollegen Mark neidvolle Blicke zugesandt hatte, wenn seine Gruppe vor Begeisterung sprühte.


Was Jan uns als Kreuzfahrtleiterin bot, war bis in die kleinsten Einzelheiten durchdacht und auf Reisende zugeschnitten, die eine Studienreise gebucht hatten. Die Wanderungen zu den Sehenswürdigkeiten dauerten fast nie länger als eineinhalb Stunden, unterwegs wies sie auf Besonderheiten in der Natur hin wie einen Lippenstiftbaum, aus dessen Samenschale ein roter Farbstoff gewonnen wurde, der tatsächlich für Lippenstifte Verwendung fand. Oder sie erwähnte die Haltbarkeit von Yams im Vergleich zu Süßkartoffeln, nämlich zwölf Monate, während Bataten sich nur drei bis vier Wochen hielten.