Ausflug
Verschwörerische Blicke
Nervige Fragen der Reisegruppen
Ältere Herren nörgeln wie die kleinen Kinder
Einmal bestiegen wir die Schnellboote, um zu einem See zu fahren. Ich war schon im Boot, und Herr Hock, ein ziemlich nörglerisches Mitglied meiner Reisegruppe, stand noch mit seiner Frau neben James an der Reling. Lauthals rief mir James in Tok Pisin zu: Eh wantok, dieser Mann neben mir hat auch Lügenhaare auf dem Kopf! Erschrocken schaute ich zu ihm auf, wie konnte er nur, wo doch Herr Hock gleich neben ihm stand? James grinste mich verschwörerisch an ihm war völlig bewusst, dass wir für Herrn Hock eine Art Geheimsprache redeten. Er hatte gerade entdeckt, dass der neben ihm stehende Mann ein Toupet trug, sagte er, und, dass der an allem etwas auszusetzen hatte, wussten wir schließlich alle.
Von Ambunti flogen wir nach Mount Hagen im Hochland, von wo aus wir uns im Bus in Tagesetappen mehrere Tage ostwärts Richtung Madang bewegten. In Mount Hagen fragte mich Frau Macks natürlich als erstes, wie hoch der Berg sei, dem die Stadt ihren Namen verdankte, mein Nichtwissen beantwortete sie mit einem erbosten Schnauben. Max, der neben mir stand, raunte beim Aussteigen aus dem Bus: Sog doch dera oidn Hex oafach irgend a Zohl! Ich schaute ihn hilflos an, noch nie war es mir gelungen, mich gut zu verkaufen. Wie oft hatte ich schon den Telefonhörer aufgelegt, und gedacht, da hättest du doch das sagen können oder jenes, Schlagfertigkeit war eben einfach nicht mein Ding. Eins ist mir jedenfalls klar, antwortete ich nur, so etwas mache ich nie wieder!
Am nächsten Tag ging´s zu einem Naturschutzgebiet im Baiyer River Tal. Plötzlich waren wir in einem so niedrigen Tal, dass es tropisch heiß war und Moskitos gab, daran hätte eine erfahrene Reiseleiterin natürlich denken müssen! Küstenerprobt, wie ich war, hatte ich wie immer eine Flasche Autan in meiner Tasche bei mir, von dem sich nun die schlimmsten Nörgler am freigiebigsten bedienten. Zugegeben, auch ich war ein wenig enttäuscht über die Ungepflegtheit des Naturschutzgebietes, war mir aber bewusst, in einem Entwicklungsland zu reisen, in dem eben nicht alles so reibungslos ablaufen konnte wie in Deutschland.
Immerhin waren die verschiedensten Arten von Vögeln in Käfigen untergebracht, um sicherzustellen, dass Reisende von jeder Art wenigsten ein Exemplar sehen konnten, was in der freien Natur kaum gewährleistet sein konnte. Vor dem Käfig mit einem Paradiesvogel stehend, erklang neben mir die Stimme meiner Kritikerin: Der singt ja gar nicht! Also, bei uns in Münster im Zoo kann man bei den Käfigen auf einen Knopf drücken und hört dann die zugehörige Vogelstimme! In diesem Moment wünschte ich mir ein Mauseloch zum Verkriechen herbei, so fassungslos machte mich diese Ignoranz. Was sind das nur für Menschen, dachte ich, die eine Reise in ein Entwicklungsland buchen und deutsche Pünktlichkeit, deutsche Perfektion und Technologie erwarten.
Wir setzten unsere Reise gen Osten fort, sahen nachgestellte Stammeskämpfe die Hochländer hatten ihre eigene Strategie entwickelt, ihre einst gelebte Kultur gegen gute Kina vorführend zu verkaufen. Als wir eine Teefabrik besuchten, war es schon später Nachmittag, aber der Besitzer, ein Weißer, ließ uns doch noch ein. Die Arbeiter waren gerade dabei, in einer Halle den Staub der getrockneten Teeblätter zusammenzukehren, der für Teebeutel verwendet werde, wurde uns erklärt. Noch heute kann ich keinen Beuteltee trinken zu deutlich sehe ich die Arbeiter vor mir, die den Staub, in dem sie den ganzen Tag barfüßig gestanden hatten, zusammenkehren.