Glückstag

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Freudige Nachricht aus Lae

Ideensammlung für ein Gästehaus

Leitung des Lutheran Guest House in Madang

Angekommen in Amron lag für mich wie erwartet ein Brief von den Oberbossen in Lae. Man freute sich, mir mitteilen zu können … Ich rief bei Roswitha in Baitabag an und rief: „Ich habe die Stelle!“ „Hast du jemals daran gezweifelt?“, war die Gegenfrage. „Die müssten ja bekloppt sein, dich nicht zu nehmen!“


Das Wochenende verbrachten wir zusammen auf Sinub; immer wieder saß ich mit meiner Freundin nach dem Schnorcheln und Schwimmen zusammen, und wir sammelten Ideen für das Gästehaus. Manchmal gelang es mir sogar, innerlich von dem großen Ereignis der Übergabe Abstand zu nehmen, die in der übernächsten Woche stattfinden sollte. Das war eigentlich nur möglich durch den Rückzug auf „die Insel, für die wir reif waren“, wie wir es nannten.


Ich beobachtete Nele, wie sie ausprobierte, wie es sich verhält, wenn man keine Luft bekommt. Immer wieder legte sie, im seichten Wasser der Bucht sitzend, ihr Gesichtchen auf das Wasser, tauchte ein, prustete, probierte noch einmal und noch einmal. Sie spritzte sich mit der Hand Wasser ins Gesicht, merkte, dass sie dabei noch atmen konnte, und legte ihr Gesicht wieder sachte aufs Wasser. Jetzt konnte sie nicht mehr atmen, das musste daran liegen, dass ihr das Wasser den Zugang zum Atmen nahm. Vorsichtig ließ sie sich mit ihrem ganzen Körper in das Wasser gleiten, ihr Körper tauchte unter, ihr Gesicht glitt ins Wasser, sie wiederholte, und nun hatte sie es erfasst: mit dem Gesicht im Wasser bekam man keine Luft, man musste den Kopf herausheben, der Körper konnte ruhig im Wasser bleiben, dann klappte es.

Den Abend verbrachten wir wie immer vor einem Feuer sitzend, verträumt, vertraut, uns in unserem Sein zutiefst spürend. Am Sonntag ging ich ein letztes Mal vor der Rückfahrt zum Schnorcheln. Ich tauchte im hellen Sonnenlicht hinunter zu den in rosa Tönen schimmernden Korallen, wollte eine Tigermuschel holen, da wurde es plötzlich über mir schwarz: ein riesiger Schatten glitt über mich hinweg, kein Sonnenstrahl schickte mir Helligkeit. Voller Panik dachte ich an einen Haifisch, blickte hoch, meine Luft wollte schon ausgehen, da war der Schatten weitergezogen. Sonnenstrahlen glitzerten wieder im Wasser, ließen es in Facetten auffunkeln, ich strebte dem Licht, der Luft zu, und prustete oben das Wasser aus meinem Schnorchel. In einiger Entfernung sah ich ein Auslegerkanu mit Einheimischen, die in meine Richtung schauten, nahe neben mir schwamm ein riesiger dunkler Rochen, der Verursacher des Schattens. Die Einheimischen paddelten wie wild, näherten sich dem Rochen, und hatten ihn auch schon harpuniert. Am Strand zurück, bot sich ein unglaublicher Anblick: der getötete Rochen lag im Sand. Mit Abscheu und Entsetzen erkannte ich erst jetzt, dass er ein geradezu menschliches Antlitz hatte, verzogen zu einer schmerzlichen Grimasse. Auf der Rückfahrt nahm ich nichts von der mich umgebenden Schönheit in mir auf, und ich brauchte noch lange, bis ich den Anblick des Rochens vergessen konnte.