Gaborone
Gaborone: die Hauptstadt
358 km nordwestlich von Johannesburg, 1147 km südwestlich von Harare. Fast alles an der Hauptstadt flüstert Dir unaufhörlich zu: Weiterfahren! Wer nicht Dringendes zu erledigen hat, darf diesem Aufruf gerne folgen. Wer nicht so schnell wegkommt, freut sich zumindest am kulinarischen, kulturellen und Übernachtungsangebot, das von keinem anderen Ort Botswanas zu schlagen ist.
Wenige Kilometer von der südafrikanischen Grenze entfernt wurde 1966 eine kleine Siedlung zur neuen Machtzentrale des jungen Staates aufgeblasen. Auf dem Reißbrett, ohne Schnickschnack, bar jedes architektonischen Einfalls. Stadtplaner erkennen höchstens die Geistesverwandschaft zu europäischen Retortensiedlungen dieser Zeit: Billige Wohnblöcke, dazwischen Shopping, Industrie und viel Verkehr. Außerdem ist Gaborone ein teures Pflaster, weil voll auf Business getrimmt.
Ein bißchen Gechichte
Warum hier eine Stadt, warum so eine Stadt? Gaborone, der Häuptling des Tlokwa-Clans, ließ sich 1884 an dieser Stelle nieder, weil Wasser und Grenze nahe waren. Beide Faktoren bestimmten 1962 auch die Standortwahl für die Hauptstadt, zumal die Eisenbahnlinie seit 1897 vorbeiführte und sich damals rasch ein typischer Grenzort mit Hotel, Bars und Einkaufsläden um den Bahnhof gerankt hatte. Auf Betschuanalands alte Kolonialhauptstadt Mafikeng konnte nicht zurückgegriffen werden, weil sie jenseits der Grenze lag. Also zirkelten Stadtplaner einen Verwaltungssitz für maximal 20.000 Einwohner aufs Papier. 1966 kam die Regierung und mit ihr Scharen von Arbeitern und Arbeitssuchenden. Diese Migration, bis heute ungebremst, macht Gaborone zu einer der am schnellsten wachsenden Städte der Welt: 1990 wurden 100.000 Einwohner gezählt, inzwischen dürften es über 200.000 sein.
Vorsicht! Tabuzone ist das State House. Verzichten Sie hier auf Spaziergänge, vor allem nach Anbruch der Dunkelheit. Das Wachbataillon nimmt seine Aufgabe sehr ernst.
Zurechtfinden
Independence Avenue im Osten und Nelson Mandela Drive entlang der Bahngleise im Westen bilden den inneren Stadtring. Der äußere Ring wird von Mandela Dr, Nyerere Dr, Mobutu Dr (bei meiner letzten Recherche nicht umbenannt) und Samora Machel Dr gebildet. Zwischen beiden Ringen tummelt sich ein Haufen von Sträßchen und Sackgassen, die Neuankömmlinge zur Verzweiflung treiben. In Ermangelung einer gemütlichen Piazza spielt sich soziales Leben in den Einkaufszentren ab. The Mall, der moderne Betonrummel zwischen Rathaus und Regierungsviertel, spielt quasi den Stadtkern.
Afrikanische Städte machen es Fußgängern immer schwer. Alles liegt weit auseinander. Dazwischen wird dem Auge nix geboten außer Blechlawinen, Bürgersteige sind eine Rarität. ÖPNV-Aufgaben übernehmen weiße Minibusse mit blauem Schild (Black Taxis). Wie üblich befahren sie feste Routen, die nicht auf Anhieb zu erkennen sind; u.a. alle Malls. Taxen im europäischen Sinne (Special Taxis) sind vom Aussterben bedroht. Aus lauter Bescheidenheit zeigen sie sich nie leer auf den Straßen.