Bastia
Patrioten-Hochburg in Korsikas Norden (20200)
Die Geschichte verankerte Bastia am Fuß eines neunhundert Meter hoch über den Meeresspiegel herausragenden und jäh zum Meer hin abfallenden Bergkamms, zugleich geologisches Rückgrat des Cap Corse. Die frontale Auseinandersetzung mit dem scheinbar unendlichen Meer, heftige Anklänge an die genuesische und italienische Vergangenheit sowie die Energie der von der Macchia in die Städte übergesiedelten Menschen orientieren die Stadt, dem europäischen Kontinent am nächsten, zum Festland hin. Übermütig und ernst zugleich, und nicht etwa ein langweiliger, durchschnittlicher Badeort, ist Bastia.
Seine stolzen Wohnhäuser repräsentieren die asketische, seine barocken Kirchen die lebensfrohe Seite. Wer Bastia hört, denkt normalerweise an explodierende Bomben, Wahl- und Fußballschlachten ... Vergessen wir das alles, wenn wir uns auf gut Glück durch die Stadtteile mit den Namen aus alten Heldendichtungen treiben lassen: Terra Vecchia, Terra Nova ... Wichtig ist vor allem, einen ausreichenden Zeitvorrat mitzubringen. Bastia, wesentlich ursprünglicher als Ajaccio, nicht nur wegen des alten Hafens und der Zitadelle, läuft kaum Gefahr, uns bloß als Seebad mit mehreren Strandzonen in Erinnerung zu bleiben.
Dass die nordostkorsische Inselmetropole häufig als Abbild Genuas gehandelt wird, hat historische Gründe. Den Hafen von Bastia bezeichnete man als Terra Vecchia, doch ist Bastia Neuland, Terra Nuova. Auf dem 300-400 hohen Schieferbergrücken über der Stadt liegt das Dorf Cardo, und die kleine Bucht darunter hieß Hafen von Cardo. Ein Felsen schützte ihn gegen den an Korsikas Ostküste oft heftigen Schirokko. Barbaren, Pisaner, Genuesen fuhren nach wie vor die versandenden Römerhäfen Aleria und Mariana an, und noch 1372 residierte Genuas Gouverneur Leonello Lomellini unweit von Mariana, in Biguglia beim gleichnamigen versumpften Salzteich, als Rebellen sein Fort in Brand setzten. Der Umzug auf den Felsen von Porto Cardo war Gesundheit wie Sicherheit förderlich: man entkam dem Sumpffieber, und bald machte ein stattliches Bollwerk 1378 den Rebellen Eindruck. Vom Namen Bastei, La Bastida, stammt also der heutige Name der Stadt.
Von Amts wegen hieß die Anlage Terra Nuova und in ihrem Schutz entwickelte sich dann nach dem Vorbild der Mutterstadt Genua das heutige Terra Nuova. Bereits 1480 umschloß den Neuland den Bereich des Altlandes um den Hafen. Fortan war die Stadt Brückenkopf zum toskanisch-ligurischen, später zum französischen Festland. Als Bastia dann nach einer Verfügung Napoleons im Jahr 1811 seinen Rang als Inselhauptstadt an Ajaccio abtreten mußte, büßte es zumindest seine politische Vormachtstellung ein, wenn auch nicht seine Rolle als bedeutender Handelsplatz und Eingangstor zur Insel.
Seit 1984 läßt ein Tunnel unter der Altstadt übrigens die Fahrzeugkarawane, die sich aus den Fähren ergießt, unter dem alten Hafen hindurchtauchen, so dass sie sich nicht mehr durch die engen Gassen quält.