Bastia: Kultur, Museen und Freizeit
Kathedrale und Napoleon-Denkmal
Volkskunde zum Anschauen
Place Saint-Nicolas: alte, mehrstöckige Häuser säumen den weitläufigen Platz, dem Platanen und Palmen Schatten spenden; zuweilen wähnt man sich in einem fernen tropischen Hafen ... in Südamerika zum Beispiel. Hier ist alles voller quirligen Lebens. Zwischen 17 und 19h sind die Terrassen schwarz vor Menschen. Dann trinkt man ein Gläschen und führt sich den neuesten Klatsch aus Bastia zu Gemüte. Der Kiosk in der Platzmitte hat sich auf altmodische Musik spezialisiert. Ein Standbild zeigt Napoleon als römischen Kaiser der konnte ja nie genug kriegen! Die Nummer 15 am Boulevard-Général-de-Gaulle beherbergt eines der ältesten Geschäfte der Stadt. Die reich verzierte Fassade trägt die Inschrift »Cap Corse Mattei«. Seit letztem Jahrhundert werden hier allerlei Aperitiv- und Magenbittersorten feilgehalten Hersteller auf der Insel ist die Firma Mattei. Am bekannteste dürfte der Cap Corse-Aperitiv sein: der wird auf der Grundlage von Chinarinde hergestellt.
Rue Napoléon: sie verbindet die Place Saint-Nicolas mit dem alten Hafen. Links steht eine 1589 zu Ehren des Pestheiligen St. Rochus errichtete Kapelle mit einer kostbaren Orgel aus dem Jahre 1750. Nun erreichen wir das Viertel von Terra Vecchia. Es lohnt sich, rechter Hand, schräg gegenüber der Kapelle der Unbefleckten Empfängnis, einen Blick in das Eisen- und Haushaltswarengeschäft Valery zu werfen; inmitten dieses eigenartigen Sammelsuriums verbirgt sich eine dekorative Registrierkasse aus einem längst vergangenen Jahrhundert.
Kapelle der Unbefleckten Empfängnis (Chapelle de l´Immaculée-Conception): nur fünfzig Meter von der Rochuskapelle, aber größer und schöner. Zutritt von 9 bis 12h und von 14 bis 17h, sonntags geschlossen. Vier Jahre lang hielt das anglokorsische Parlament seine Sitzungen in der 1611 erbauten Kirche ab. Der König von England hatte dort einen persönlichen Vertreter. Das genuesische Pflaster vor dem Eingang stellt eine Sonne dar. Kostbare Innenausstattung mit purpurnem Damast, Säulen, Kronleuchtern und Goldverzierungen. Gleich hinter dem Chor, in einem Museum für Sakralkunst, sind diverse Kunstwerke zu bewundern. Eines davon stellt den Hl. Erasmus, Schutzpatron der Seefahrer, dar.
Altstadt und alter Hafen
Rue du Général-Carbuccia: einstmals residierten hier die adligen Familien in ihren hohen, wappengeschmückten Häusern. Balzac hatte sich in Nr. 23 niedergelassen, Pasquale Paoli in Nr. 7. Heute bröckelt allerorten der Putz.
Église Saint-Jean-Baptiste: deren beide Türme überragen den alten Hafen. Der Kirchenbau aus dem 17. Jh. bildet den Mittelpunkt des Stadtteils Terra Vecchia. Von dort ist´s nicht mehr weit zu den Kais im alten Hafen mit zahlreichen Straßencafés.
Kais im alten Hafen: hufeisenförmig angelegt, wind- und wettergeschützt; ab 17h herrscht ein munteres Treiben. Um ein Gläschen zu heben, kehrt man am besten in der Bar Le Pigalle ein, dem letzten und preiswertesten Straßencafé am Südkai. Riri Blanc heißt übrigens der Wirt; und der kennt Bastia in- und auswendig.
Église Saint-Charles-Borromée: die ehemalige Jesuitenkapelle aus dem 17. Jh. ist insofern (negativ) hervorzuheben, als sie die einzige Kirche Frankreichs ist, die kein Kirchenasyl gewährt Verfolgte, selbst Verbrecher, fanden seit frühester Zeit in Kirchen Zuflucht vor ihren Verfolgern (man erinnere sich an die kürzlich aufgeflammte Diskussion in Deutschland). Diese Sonderregelung geht im Falle Bastias auf ein altes genuesisches Dekret zurück. Gleich neben der Kirche ein hübsches Plätzchen mit einem Brunnen. Sehenswert auch das Caraffa-Haus mit seinem altmodischen Balkon.
Zitadelle und Terra-Nova-Viertel
Nur zu Fuß abzuklappern, keine Frage. Vom alten Hafen läuft man durch den Romieu-Park, wo mancher müde Tourist seine Siesta hält, das Meer vor Augen. Dann geht´s den Cours Favale hoch bis zum Haupttor und weiter zur Place du Donjon.
Palais des Gouverneurs (Gouverneurspalast): gleich am Eingang der Zitadelle. Vom 15. bis ins 18. Jh. residierten hier die von Genua benannten Gouverneure. Auffällig ist ein kurioser U-Boot-Turm in den Gärten des Innenhofes. Weiter Blick von der Terrasse.
Korsisches Volkskundemuseum: T. 95 31 09 12. Einlaß täglich von 9 bis 12h und von 14 bis 18h; samstags und sonntags von 10 bis 12h und von 14 bis 17h. Bemerkenswert gleich rechts am Eingang eine Inschrift vom 30. November 1789, welche daran gemahnt, dass Korsika Teil des Französischen Kaiserreiches ist und für seine Bewohner nunmehr dieselbe Verfassung gilt wie für die übrigen Franzosen. Der aufschlußreichste Teil des Museums beherbergt uralte Korsikakarten aus dem 17. und 18. Jh. Zu den ältesten zählt eine Mercator-Karte von 1597. In einem weiteren Raum stießen wir auf eigenartige Krippen aus geflochtenen Palmzweigen, welche anläßlich von Umzügen im Dorf von San-Martino-di-Lota umhergetragen werden.
Kathedrale Sainte-Marie: sie markiert den Nabel des unversehrt gebliebenen Stadtteils. Die Kathedrale aus dem 17. Jh. beherbergt eine tonnenschwere Marienfigur aus massivem Silber, Zeugnis der Verschwendungssucht mancher Bürger in Bastia im 19. Jh.
Barockes Oratorium Sainte-Croix: dieser Salon im Stil Ludwigs XV. stellt wohl den Höhepunkt jedes Stadtrundgangs dar. Auf dem Weg dorthin biegen wir in die Rue de l´Evêché, linker Hand der Sainte-Marie-Kathedrale, ein. Das Oratorium liegt fünfzig Meter weiter. Bemerkenswert auch der berühmte Christ Noir des Miracles (»Schwarzer Christus von den Wundern«), 1428 angeblich im Meer treibend, wurde es von Fischern geborgen und seither verehrt. Alljährlich steigt ihm zu Ehren eine Prozession, bei der die Fischer ihm die Beute ihres ersten Fanges opfern.