Indianergebiete
Unterwegs im Nisga Indianer Territorium
Cranberry Junction*
Märchenlandschaft im Memorial Lava Bed Provincial Park
Diese Forestry Road ist zwar auf unserer Karte, die den größten Maßstab besitzt eingezeichnet, aber nicht unbedingt sehr gut ausgewiesen. Überall hängen farbige Bänder an den Bäumen, von denen wir nicht wissen, was sie zu bedeuten haben. Später erfahren wir, dass diese Bänder die Nebenwege zu einzelnen Wohnstätten oder Camps markieren. Wir fahren auf einem schmalen Weg durch dichten Busch und fragen uns, wie wir eigentlich ausweichen sollen, falls uns einmal ein Auto entgegenkommen sollte. Wir finden es schnell heraus, als uns sogar ein riesiger Log-Truck entgegenkommt, der allerdings angemessen in Schrittgeschwindigkeit fährt und uns gemütlich winkend die Zeit gibt, rückwärts zu fahren, bis wir eine Ausweichbucht erreichen.
Wir fahren durch endlose Wälder und verlieren jegliches Zeitgefühl. Wir befinden uns jetzt in den Ausläufern des Küstengebirges, können allerdings nicht allzuviel von den Bergen sehen, da überall dichter Busch um uns herum ist. Einmal überquert ein Schwarzbär die Straße und bleibt aufgerichtet stehen, um zu sehen, wer ihn denn stört. Aber er trollt sich schnell wieder in den Busch. Irgendwo sehen wir einmal ein Camp im Busch, das wahrscheinlich zu Holzfällern gehört, und wir treffen an einem Bach auch zwei Einheimische, die dabei sind zu angeln. Sonst begegnen wir keiner Menschenseele. Wir wissen, dass wir auf eine entfernt liegende Indianersiedlung zufahren, dementsprechend verläuft längs des Weges auch eine Stromleitung. Es muss hier also wirklich irgendwo Menschen geben. Nach langer Zeit, die wir im strahlenden Sonnenschein fahren und bei ungewöhnlich warmem Wetter kommen wir in der Siedlung Aiyansh an. Wir lesen, dass es hier einen Lava-Bett-Park geben soll. Keiner von uns weiß zwar, was das sein soll, aber gut wir werden sehen.
Wir bleiben an einem Schild Nisga Memorial Lava Bed Provincial Park stehen und schauen uns um. So ganz verstehen wir es immer noch nicht, bis wir auf einer Hinweistafel lesen, dass es hier vor gut zweihundert Jahren den letzten Vulkanausbruch gegeben hat, der weite Teile des Landes unter seiner Lava begraben hat. Dabei kamen sehr viele Nisga-Indianer zu Tode. Als wir weiterfahren, begreifen wir endlich, was damit gemeint ist. Kilometerlang bis zum Horizont breitet sich das Lavageröll vor uns aus. Die Sonne scheint und es ist reichlich warm, als wir auf dem Lavabett entlang marschieren. Die dunkle Lava speichert die Sonnenenergie und strahlt sie wieder ab. Von oben wie von unten ist es reichlich heiß, und wir laufen und klettern über diesen gigantischen Lavastrom, der ein ganzes Tal unter sich begraben hat. Stellenweise ist die Lava noch immer nicht bewachsen, zum Teil aber sind die Lavabrocken bemoost, und aus den Ritzen wachsen kleine Farne und Blumen, deren Samen angeweht wurden und die ein paar Krümelchen Erde gefunden haben. Dazwischen stehen natürlich gewachsene Bonsais, Bäumchen, denen hier nicht allzu viel Lebensraum zur Verfügung steht. Es ist ein überaus unwirklicher Anblick, wir laufen eine weite Strecke durch diese märchenhafte Landschaft, und können es kaum für möglich halten, dass es so etwas gibt. Mitten in dieser kargen Wildnis wachsen Blumen und Farne zwischen Lavabrocken, malerisch die Bonsais, ein Lavasteingarten, so weit das Auge reicht, schöner gestaltet, als es ein Gärtner jemals könnte.
Als wir weiterfahren, befinden wir uns immer noch im Lavagebiet, aber in einer Region, wo die Lavasteine schon nahezu vollständig bewachsen sind. Sieht man genau hin, kann man sehen, dass die Bäume, immer noch nur auf Fels verwurzelt, in minimalen Mengen Erde stehen. Gut zu sehen auch an den Flußufern, wo sämtlicher Boden weggewaschen wurde und der Boden aussieht wie eine riesengroße Hydrokulturanlage. Weit und breit ist kein Mensch, nur in Aiyansh sehen wir ein paar Indianer. Wir haben dieses Kleinod nur aus Versehen gefunden, in keinem Touristik Information Center lag darüber Information aus. Wir bleiben am Lava Lake stehen und bewundern seine unberührte Schönheit. Es gibt dort einen Camp Ground, der allerdings nur für die Benutzung am Tag vorgesehen ist. Nirgendwo finden wir einen Camp Ground, auf dem wir übernachten dürfen. Wie gerne würden wir noch in dieser verwunschenen Region bleiben, aber da wir uns innerhalb eines Naturparks aufhalten, ist es uns untersagt, frei zu übernachten. Wir brauchen ausgewiesene Plätze, was uns zwar in der Wahl des Übernachtungsplatzes einschränkt, aber sicherlich auch sehr vernünftig ist, um die Tier- und Pflanzenwelt nicht zu stören. Schweren Herzens fahren wir in Richtung Süden weiter.